Ausbildung

Digitaler Austausch zur Ausbildung: Wie die Brezel formschön wird

Eine neue Plattform mit dem Namen "Leando" will Ausbildern und Prüfern mit Informationen und Austauschforen unter die Arme greifen. Denn von der Qualität der Ausbilder hängt am Ende die Qualität der Ausgebildeten ab

Von 
Stefanie Ball
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Auf der neuen Plattform „Leando“ können sich Ausbilder etwa im Bäckerhandwerk über Lern- und Arbeitsaufgaben austauschen. © Sascha Mannel

Mannheim. Wie, bitte, dreht man eine Brezel und das in wenigen Sekunden? Bäckerlehrlinge müssen das lernen, und Ausbilder müssen ihnen das beibringen. Doch das ist einfacher gesagt als getan, zumal wenn der Betrieb klein ist, so dass oft wenig Zeit für die Ausbildung bleibt. „Leando“ soll hier künftig Unterstützung bieten.

Bundesweit 630 000 Ausbilder

Hinter dem Namen verbirgt sich ein Portal, das vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) im Auftrag des Bundesbildungsministeriums entwickelt wurde. Es richtet sich sowohl an Ausbilder in den Betrieben - bundesweit sind das 630 000 - als auch an die Prüfer, die ehrenamtlich arbeiten und am Ende entscheiden, ob der Prüfling die erforderlichen beruflichen Fertigkeiten erlernt hat.

Plattform geht in Mannheim an den Start

Der offizielle Startschuss erfolgte am Montag im Mannheimer Rosengarten, der Präsident des BIBB, Friedrich Hubert Esser, schaltete die Plattform „live“. Er unterstreicht, dass Ausbilder und Prüfer einen wichtigen Beitrag leisteten, um die Fachkräfte für die Unternehmen zu beschaffen: „Um die duale Ausbildung beneidet uns die Welt, und die Ausbilder und Prüfer sind diejenigen, die das System am Laufen halten.“ Zudem hänge das Veränderungspotenzial der Betriebe an den Kompetenzen des Ausbildungspersonals. „Gerade bei Klein- und Mittelständlern sind es die Ausbilder und Prüfer, die neue Impulse setzen.“

Eine Plattform für alle Branchen

Die Plattform deckt sämtliche Branchen und Berufe ab und will unter den Stichworten „ausbilden, prüfen, vernetzen“ Ausbilder und Prüfer zusammenbringen und Informationen rund um die Themen Ausbildung und Prüfung bereitstellen. Wobei die Informationen nicht nur vom BIBB selbst kommen, sondern von denjenigen, die die Plattform nutzen, eingestellt werden können - nach dem Motto: aus der Praxis für die Praxis.

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„Viele Unternehmen bilden zum ersten Mal aus, etwa kleine Startups, die haben ganz grundlegende Fragen“, erklärt Monika Hackel, die beim BIBB die Abteilung Struktur und Ordnung der Berufsbildung leitet. Daneben wandelt sich der Arbeitsmarkt und mit ihm die Berufe, neue kommen dazu, alte werden den neuen Herausforderungen angepasst. „Sich als Prüfer und Ausbilderin fit zu halten, ist nicht einfach, Leando kann hier das notwendige Rüstzeug vermitteln.“ Demnächst gehen außerdem viele Prüfer und Ausbilder in Rente, neue müssen für den Job gewonnen werden. Darüber hinaus gibt es Nischenberufe wie die Geigenbauerin oder den Schädlingsbekämpfer, da gibt es keine Verlage, die Ausbildungs- und Prüfungsaufgaben zur Verfügung stellen würden. „Hier schließen wir eine Lücke.“

Austauschmöglichkeit zu spezifischen Themen

In so genannten Communities können sich die Plattformnutzer zudem zu spezifischen Themen zusammenfinden; da geht es dann zum Beispiel um Lern- und Arbeitsaufgaben für die Ausbildung künftiger Bäcker oder um das Thema, wie Menschen mit Unterstützungsbedarf ausgebildet werden.

Daneben bietet die Plattform zahlreiche Lern-Snacks, die schnell und niederschwellig Wissen vermitteln sollen, etwa zum Datenschutz oder der Herstellung von Erklärvideos.

70 000 unbesetzte Ausbildungsstellen

Ziel ist unter dem Strich, Ausbildern und Prüfern unter die Arme zu greifen, die sich heutzutage einem heterogenen Ausbildungsspektrum gegenübersehen - mit vielen Leistungsschwachen, aber auch Leistungsstarken, und beide Gruppen müssen gefördert werden. Zugleich ist die Hoffnung, die Attraktivität der Berufsausbildung insgesamt zu erhöhen. Denn jedes Jahr bleiben Ausbildungsplätze unbesetzt. 2022 waren es fast 70 000.

Freie Autorin

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