Emissionsfreie Energie

BASF in Ludwigshafen erhält Millionenförderung für grünen Wasserstoff

Förderzusagen des Bundes für die Industrie stehen derzeit auf einem wackeligen Fundament. Der Ludwigshafener Chemiekonzern BASF hat dagegen Glück und erhält viel Geld - für ein besonderes Wasserstoff-Projekt

Von 
Christian Schall
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In 72 dieser „Stacks“ in der Anlage wird Wasser unter Strom in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. 2025 soll sie in Betrieb gehen. © Siemens Energy

Ludwigshafen. Förderzusagen des Bundes für die ökologische Transformation der Unternehmen und der Industrie stehen in diesen Tagen auf einem wackeligen Fundament, seitdem das Bundesverfassungsgericht die Finanzplanung der Bundesregierung für nichtig erklärt hat. Sowohl Privathaushalte als auch Unternehmen fragen sich nun: Welche Förderzusagen haben jetzt noch Bestand und werden eingehalten?

Für die Herstellung sauberen Wasserstoffs im BASF-Werk in Ludwigshafen jedenfalls gilt die Zusage von Bund und Land. Der Chemiekonzern baut zusammen mit dem Partner Siemens Energy eine Anlage für die Wasserelektrolyse, das sogenannte Hy4Chem-El-Projekt. Den Scheck mit einem Volumen von bis zu 124,3 Millionen Euro, davon 37,3 Millionen Euro vom Land Rheinland-Pfalz, überbrachten am Donnerstag die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, Franziska Brantner, und die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder.

BASF will Wasserstoff über Wasserelektrolyse produzieren

Rund 250 000 Tonnen Wasserstoff benötigt und produziert die BASF jedes Jahr am Standort Ludwigshafen. Sofern der Wasserstoff nicht als Kopplungs- oder Nebenprodukt anfällt, ist die Herstellung mit dem konventionellen Verfahren mittels Dampfreformierung mit hohen CO2-Emissionen verbunden. Es gehört zu den größten CO2-Emittenten in der Chemieindustrie, laut BASF fallen etwa neun bis zehn Tonnen CO2 pro Tonne Wasserstoff an. Momentan werden in Europa noch mehr als 95 Prozent des Wasserstoffs über das herkömmliche Verfahren erzeugt.

In Zukunft will BASF den Wasserstoff, oder zumindest einen Teil davon, über die Wasserelektrolyse produzieren. Bis zu 8000 Tonnen soll die neue Anlage liefern, wenn sie, wie geplant, im ersten Quartal 2025 in Betrieb geht. Dann wird der Protonenaustausch-Membran (PEM)-Elektrolyseur mit einer Leistung von 54 Megawatt nach BASF-Angaben einer der größten seiner Art in Deutschland sein und die Treibhausgasemissionen am Standort um jährlich bis zu 72 000 Tonnen senken. Laut eines Sprechers liegt die Investitionssumme bei 149 Millionen Euro.

Hoher Stromverbrauch

Das Wasserelektrolyse-Verfahren zur Herstellung ist relativ simpel: Unter Beigabe von grünem Strom - im Fall dieser Anlage etwa aus Offshore-Windkraftanlagen - wird Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Allerdings ist der Stromverbrauch hoch. „Der Vorteil des Elektrolyseurs ist die Gesamtaufbereitung, das heißt, im Wasserstoff sind keine Fremdgase mehr enthalten“, erklärt Projektleiter Volker Ehret. Über das interne Netz werde das Gas an 70 Abnehmer im Werk verteilt. „Unten läuft Wasser hinein, oben kommen Sauerstoff und Wasserstoff heraus“, erläutert Jörg Botzem, bei BASF Experte für Wasserstofftechnologien. Bisher gebe es keine großtechnischen Anlagen wie den neuen PEM-Elektrolyseur für die Industrie.

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„Wasserstoff ist ein zentraler Baustein für uns“, sagt Melanie Maas-Brunner, BASF-Vorstandsmitglied und Standortleiterin des Werks Ludwigshafen. Er sei derzeit mit hohen CO2-Emissionen verbunden. „Aber die Wasserelektrolyse ist eine Lösung.“ Der gewonnene Wasserstoff soll als Rohstoff für die eigene Produktion verwendet werden, „das Thema Energieträger wird erst viel später kommen.“ Maas-Brunner versteht die neue Anlage auch „als Zeichen für die Metropolregion Rhein-Neckar“. CO2-freier Wasserstoff könne hier schon eingesetzt werden, in der Mobilität. „Diese Bereitschaft zu zeigen, wie das funktionieren kann, ist extrem wichtig.“

Förderzusage ist für BASF ein "Meilenstein"

Die Vorständin ist überzeugt: „Mit der erfolgreichen Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaft werden wir die grüne Transformation schaffen.“ Der Weg werde aber nicht alleine, sondern nur über starke Partnerschaften gelingen.

Die Förderzusage sei ein schönes Ereignis, so Maas-Brunner, „wir haben einen Meilenstein zu feiern“. „Wir freuen uns, dass wir in diesen Zeiten, mit den Haushaltsdiskussionen, die gerade geführt werden, die Förderzusage bekommen haben.“ Die Unterstützung für die Industrie sei extrem wichtig. Sie versteht die Förderzusage aber auch als wichtiges Zeichen für die Mitarbeiter am Standort. „Wir machen hier was, wir pilotieren, wir bauen, wir investieren und betreiben Forschung.“ Die wichtigsten Zukunftstechnologien, die hier erarbeitet werden, könnten dann global eingesetzt werden.

Bund will schneller werden

37 Millionen Euro seien für den Landeshaushalt eine „große Summe“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer. Sie dankt der BASF, dass sie so hartnäckig an der Dekarbonisierung arbeite. Damit sei sie weltweit Vorreiter und Vorbild. „Wenn es die BASF nicht schafft, wer soll es dann schaffen?“, so Dreyer.

„Projekte wie dieses geben Zuversicht, was alles entstehen kann“, sagte Franziska Brantner. Der Bund habe die nationale Wasserstoff-Strategie überarbeitet, bald solle ein Wasserstoff-Beschleunigungsgesetz auf den Weg gebracht werden.

Maas-Brunner hofft, dass bei den anstehenden Haushaltsberatungen mögliche Kürzungen „mit Sinn und Verstand“ erfolgen. Sie ist überzeugt, dass einige Budgets oder Förderungen kleiner ausfallen werden, setzt aber darauf, dass weiter in Zukunftstechnologien investiert wird.

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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