Walldorf. SAP ist wegen der Politik von US-Präsident Donald Trump bei Diversity zurückgerudert – und erntet dafür nun scharfe Kritik von der Heidelberger IG Metall. „Wenn man so schnell bereit ist, die Werte wie Vielfalt, Gleichheit und Inklusion zu opfern, dann hat SAP ein Glaubwürdigkeitsproblem“, erklärt Gewerkschaftssekretärin Julia Wegner laut Mitteilung. „Das ist nicht der richtige Weg, es ist auch kontraproduktiv für das Unternehmen. Gemischte Teams und eine Unternehmenskultur, die von Toleranz geprägt ist, arbeiten nachweislich besser und stellen damit einen klaren Wettbewerbsvorteil dar.“
Jüngst wurde bekannt, dass der Walldorfer Softwarekonzern das freiwillige globale Ziel von 40 Prozent Frauenanteil in der Belegschaft nicht weiterverfolgt. Die Schlüsselkennzahl „Frauen in leitenden Führungspositionen“ im langfristigen Anreizplan des Vorstands soll durch den breiter gefassten „Business Health Culture Index“ ersetzt werden. Zudem baut SAP organisatorisch um. Das bisher eigenständige „Diversity & Inclusion Office“ soll mit einem anderen Bereich im neuen Team „Social Responsibility, Inclusion and Communities“ aufgehen. Was bedeutet: Die Diversitätsstelle verliert ihre organisatorische Eigenständigkeit.
Die USA sind der größte Markt für SAP – und Präsident Trump ist bekanntlich kein Freund von Diversitätsprogrammen. Ist der Konzern also eingeknickt?
In einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ geht Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektorin Gina Vargiu-Breuer in die Offensive. „SAP lebt nicht in einem luftleeren Raum, auch für uns gelten rechtliche Vorgaben. Wir mussten punktuelle Anpassungen machen, aber wir investieren augenblicklich sehr viel in eine neue systemische Personal- und Organisationsentwicklung“, erklärt sie. Die Fragen nach Diversität und Inklusion seien dort eingebunden. „Ziel ist, die Chancengleichheit und Transparenz für alle zu erhöhen, auch das verbessert die Diversität.“
SAP-Chef Christian Klein wehrt sich
Auch Konzernchef Christian Klein hatte auf der jüngsten Hauptversammlung das Vorgehen verteidigt. „Ja, wir haben Kunden in den USA und ja, da gibt es Dekrete – Executive Orders – die wir einzuhalten haben.“ Das müsse man von der persönlichen Sichtweise auf die Dinge trennen. Ihm zufolge werden die Programme für mehr Vielfalt innerhalb des Konzerns fortgeführt und weiterentwickelt. „Am Ende zählt das, was wir in der Realität tun, für das Thema Diversität.“ Das sei wichtiger als gesetzliche Vorgaben oder Quoten.
Die Arbeitnehmerseite allerdings bleibt skeptisch. „Wir werden sehr genau im Blick behalten, wie sich die Zahlen zu Frauen in Führungspositionen und auf verschiedenen Gehalts-Leveln entwickeln. Sollte hier in der nächsten Zeit eine Abwärtsbewegung zu beobachten sein, werden wir uns fragen müssen, ob nicht doch mehr Methode dahintersteckte“, sagt Eberhard Schick, Betriebsratsvorsitzender der SAP SE.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/wirtschaft/firmen_artikel,-sap-diversitaet-ig-metall-heidelberg-kritisiert-sap-scharf-_arid,2304338.html