Industrie - Konzern zahlt Beschäftigten bis zu 6000 Euro – doch für Tochtergesellschaft Evobus gelten eigene Regeln / „Alle haben selbige Wertschätzung verdient“

Getrübte Freude über Prämie bei Daimler Truck in Mannheim

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Alexander Jungert
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Der vollelektrisch angetriebene Lastwagen eActros. Gefertigt wird er im pfälzischen Wörth, die Batteriepakete kommen aus Mannheim. © dpa

Mannheim/Stuttgart. Es ist eine frohe Botschaft zu Weihnachten für tausende Daimler-Beschäftigte in Deutschland. Der Konzern zahlt bis zu 6000 Euro Erfolgsprämie. „Die außerordentliche Entwicklung unseres Unternehmens ist eine Teamleistung“, sagt Personalvorständin Sabine Kohleisen. Anspruchsberechtigte Tarifbeschäftigte von Daimler Truck erhalten die gleiche Prämie wie ihre Kollegen der Autosparte. Das Unternehmen wurde kürzlich aus dem Daimler-Konzern herausgelöst und unabhängig.

Geringere Gewinne

In Mannheim ist die Freude allerdings getrübt. Am Standort mit insgesamt 8300 Beschäftigten gibt es das Lkw-Motorenwerk und ein Werk von Evobus, in dem Busse für den öffentlichen Nahverkehr produziert werden. Während die Mitarbeiter des Lkw-Motorenwerks direkt bei Daimler Truck angestellt sind und mit ihrer Februar-Abrechnung 6000 Euro erhalten, ist Evobus eine Tochtergesellschaft. Dort gelten eigene Regeln für Erfolgsbeteiligungen.

Das Problem: Seit Jahren sind die Gewinne im Busbau geringer als in der Lastwagen-Produktion. Folglich fallen Prämien unterschiedlich aus. Zwei Beispiele aus Vor-Corona-Zeiten: Für das Jahr 2011 erhielten Mitarbeiter im Lkw-Motorenbau 4100 Euro – die Evobus-Kollegen gingen leer aus, weil das Busgeschäft schlecht gelaufen war. Für das Jahr 2014 erhielten Mitarbeiter im Lkw-Motorenbau 4350 Euro – die Evobus-Kollegen nur 700 Euro.

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Daimler ist mit Bekanntgabe der Prämie nun relativ früh dran, üblicherweise geschieht das erst im Februar. Wann genau Evobus sich äußern wird, ist unklar. Das Geschäftsjahr sei noch nicht abgeschlossen, erklärt ein Sprecher lediglich.

Zahlen zum Busgeschäft werden schon seit einiger Zeit nicht mehr gesondert ausgewiesen, sondern nur mit dem Lkw-Geschäft zusammen. Dass es im laufenden Jahr wieder eine gewaltige Kluft bei den Prämien geben wird, scheint sicher: Evobus hat mit den Folgen der Corona-Pandemie zu kämpfen, vor allem das Geschäft mit Reisebussen ist eingebrochen. Das spürt das Werk Neu-Ulm deutlich.

„So toll die Ergebnisbeteiligung auch ist – mit jedem Euro mehr für die Beschäftigten der Daimler Truck AG wächst auch ein Stück der Unmut bei den Beschäftigten der Evobus GmbH“, sagt Bruno Buschbacher, Betriebsratsvorsitzender am Standort Mannheim. „Wir wissen um die Leistung aller Beschäftigten am Standort in Mannheim. Aus unserer Sicht haben alle selbige Wertschätzung verdient. Deshalb sehen wir es als Arbeitnehmervertretung sehr kritisch, dass es bei der Prämienzahlung Unterschiede gibt.“

Neue Gesamtbetriebsräte

Nach der Aufspaltung von Daimler bilden sich nun auch zwei neue Gesamtbetriebsräte. Vorsitzender des Arbeitnehmergremiums für Daimler Truck AG ist der bisherige Daimler-Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht. Ergun Lümali, Betriebsratschef bei Mercedes-Benz am großen Standort Sindelfingen, fungiert als Gesamtbetriebsratschef der Daimler AG und der künftigen Mercedes-Benz AG.

Daimler Truck hat für den neuen vollelektrisch angetriebenen Lastwagen eActros den ersten Großauftrag an Land gezogen: Das schwedische Transportunternehmen Einride hat mehr als 120 Fahrzeuge bestellt. Seit Anfang Oktober läuft die Serienfertigung im pfälzischen Wörth. Die Batteriepakete für den eActros kommen aus Mannheim.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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