Nutzfahrzeuge

Daimler Truck will 5.000 Stellen streichen – Gesamtbetriebsrat sauer

Daimler Truck hat schon länger einen Jobabbau angekündigt. Nun ist klar, wie viele Stellen wegfallen sollen. Wie stark wird es Mannheim treffen?

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Alexander Jungert
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Blick in die Produktion von Daimler Truck in Mannheim. © Daimler Truck AG

Mannheim. Alle sind sie hier, Medienvertreter, Analysten, Investoren – „an einem unserer kultigsten Produktionsstandorte in Nordamerika“, wie Finanzchefin Eva Scherer auf Linkedin schreibt. „Cleveland in der Nähe von Charlotte, North Carolina, ist nicht nur die Heimat unserer Freightliner Cascadia und Western Star Trucks – es ist ein Symbol für technische Exzellenz und industrielle Stärke.“

Genau damit will Daimler Truck künftig noch mehr in Verbindung gebracht werden. Das Motto: „Stronger 2030“, stärker werden bis zum Jahr 2030.

Betroffen ist die Lkw-Sparte von Daimler Truck

In Charlotte macht Daimler Truck es nun auch offiziell: Der Nutzfahrzeughersteller will bis 2030 ungefähr 5.000 Stellen in Deutschland streichen. Einem Sprecher zufolge sollen die Stellen weitgehend über natürliche Fluktuation und Altersteilzeit abgebaut werden. Aber auch gezielte Abfindungsprogramme seien möglich, heißt es.

Betroffen ist den Angaben zufolge die Lastwagen-Sparte des Unternehmens. Dort gab es Ende 2024 rund 28.000 Stellen. Wie stark einzelne Standorte wie Mannheim betroffen sind, dazu gibt es zunächst keine Angaben. „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir die Zahl nicht auf einzelne Standorte herunterbrechen“, teilt der Sprecher lediglich mit. Die Bus-Sparte bleibt bei den aktuellen Plänen außen vor.

Daimler Truck veranstaltet ihren Kapitalmarkttag 2025 im Lkw-Produktionswerk in Cleveland, North Carolina, USA. © Daimler Truck AG

Der Gesamtbetriebsrat ist sauer. „Die Kommunikation des Unternehmens mit einem Stellenabbau von rund 5.000 Kolleginnen und Kollegen hat uns überrascht. Denn wir haben in den Verhandlungen nicht über eine konkrete Zahl von abzubauenden Stellen gesprochen und wir haben in den Vereinbarungen auch nichts dergleichen vereinbart“, teilt der Vorsitzende Michael Brecht mit. Die nun genannte Zahl sei offensichtlich der Kapitalmarktkommunikation geschuldet. „Es ist ärgerlich, dass durch den Wunsch, dem Kapitalmarkt zu gefallen, die Kolleginnen und Kollegen nur unnötig verunsichert werden.“

Brecht hebt hervor, dass die Arbeitnehmervertretung ein Mitspracherecht habe, sollten Tätigkeiten verlagert oder fremdvergeben werden. „In der Vergangenheit wurde schon oft Stellen abgebaut, obwohl es nicht wirtschaftlich war – und das wollen wir dieses Mal verhindern. Erst wenn die Wirtschaftlichkeitsprüfung Bereich für Bereich erfolgt ist, kann man überhaupt feststellen, ob und wie viele Stellen wegfallen oder verlagert werden.“

Bis Ende 2034 keine betriebsbedingten Kündigungen

Daimler Truck hatte sich bereits im Mai mit dem Gesamtbetriebsrat auf Eckpunkte für die deutschen Lkw-Standorte geeinigt. Diese umfassen auch einen sozialverträglichen Personalabbau. Wie viele Stellen der Hersteller streichen will, war bislang nicht bekannt. In dem Papier haben sich Daimler Truck und Arbeitnehmervertreter auch darauf geeinigt, dass es bis Ende 2034 keine betriebsbedingten Kündigungen geben soll.

Von dem Sparprogramm „Cost Down Europe“ bei der zuletzt schwächelnden Marke Mercedes-Benz Trucks sind sowohl die Produktion als auch die Zentrale, Verwaltung, Vertrieb und Entwicklung betroffen. Gesenkt werden sollen neben den Personalkosten beispielsweise auch die Kosten für Material, Verwaltung, IT-Infrastruktur sowie Forschung und Entwicklung. „Betriebspraktiken“ sollen an allen deutschen Standorten standardisiert werden.

„Wir haben in den vereinbarten Maßnahmen Zugeständnisse gemacht, weil auch wir ein wettbewerbsfähiges Unternehmen wollen. Allerdings ist Sparen alleine keine Strategie. Wir brauchen gute Produkte und eine klare Wachstumsstrategie, um in Zukunft erfolgreich zu sein“, stellt der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Brecht klar.

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Auch im Mercedes-Benz-Werk Mannheim mit rund 4.200 Beschäftigten muss die Effizienz gesteigert – und mit Einschnitten gerechnet werden. Der Standortverantwortliche Andreas Moch hatte im Mai noch bekräftigt: „Mannheim bleibt Kompetenzzentrum für Verbrennungsmotoren sowie für Batterietechnologien und Hochvoltsysteme.“ Laut Angaben des Betriebsrats von damals kann auch die Gießerei in Mannheim gehalten werden. Das Geschäft mit Pkw-Tauschmotoren allerdings muss rentabler werden, um es langfristig betreiben zu können.

Es gibt insgesamt fünf Standorte in Deutschland: Gaggenau, Kassel, Mannheim, Stuttgart und Wörth. Der letztere Standort in Rheinland-Pfalz ist das größte Montagewerk für Lkw. Insgesamt sollten die wiederkehrenden Kosten um mehr als eine Milliarde Euro bis spätestens 2030 dauerhaft gesenkt werden.

Das Spitzenmanagement von Daimler Truck auf dem Capital Market Day in Cleveland, USA. In der Mitte Konzernchefin Karin Rådström. © Daimler Truck AG

Die Geschäftszahlen haben nach Unternehmensangaben zuletzt gezeigt, dass Mercedes-Benz Trucks widerstandsfähiger werden muss. Mit dem Programm wolle man das Unternehmen in Europa wieder auf Kurs bringen.

Daimler Truck will das Militärgeschäft ausbauen

Zudem soll es vier Wachstumsinitiativen geben: die Verdoppelung des Geschäfts im margenstarken Verteidigungssektor, die Steigerung der Zahl emissionsfreier Fahrzeuge auf über 25.000 Einheiten in Europa bis 2030, Wachstum in Indien sowohl auf dem Inlands- als auch auf dem Exportmarkt und den starken Ausbau des Dienstleistungsgeschäfts.

Dass das Militärgeschäft wachsen soll, hatte Spartenchefin Franziska Cusumano schon vor Kurzem angekündigt. Daimler Truck beliefert die Bundeswehr mit „einer mittleren dreistelligen Anzahl an Logistikfahrzeugen“. Konkret geht es um den Mercedes-Benz Arocs, der für Einsätze abseits asphaltierter Straßen konzipiert ist. Aus dem Motorenwerk Mannheim kommt das Herzstück der Antriebseinheit für den Arocs: der Motor mit der Bezeichnung „OM 470“.

Daimler-Truck-Chefin Karin Rådström peilt zwölf Prozent Gewinnmarge an

Konzernchefin Karin Rådström peilt bis 2030 eine um Sondereffekte bereinigte Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern von mehr als zwölf Prozent an. Die Zahlen beziehen sich nur auf das Industriegeschäft – umfassen also nicht die Finanzdienstleistungen. Bisher hatten die Schwaben das nur für den Fall günstiger Bedingungen erwartet. Bei der Marge hatte der Aufsichtratsvorsitzende Joe Kaeser zuletzt mächtig Druck gemacht.

Rådström jedenfalls gibt sich selbstsicher: „Wir wollen das beste Lkw- und Busunternehmen werden – für unsere Kunden, unsere Beschäftigten und unsere Aktionäre. Wir haben die Strategie und wir schaffen eine Leistungskultur, um diese Ambition zu erreichen.“ (mit dpa)

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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