Mannheim. „Unsere Chance: Résistance! Stoppt den Arbeitsplatzabbau, stoppt den Arbeitsplatzabbau!“ Im Stempelpark Mannheim-Käfertal singt der Alstom-Chor. Meistens treten Chöre zu fröhlichen Anlässen auf. Doch schon allein der Text macht klar: Hier geht es um etwas Ernstes.
General Electric (GE) baut sein Energiegeschäft um, genauer die Sparte Steam Power, also die Dampfkraft. Man wolle sich „an die rasch verändernden Marktbedingungen im Kohlekraftsektor“ anpassen, teilt ein Sprecher des Konzerns mit. „Diese Neuausrichtung könnte Auswirkungen auf bestimmte Arbeitsplätze in allen Teilen der Welt haben, um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu erhalten.“
Genau das macht dem Betriebsrat und der IG Metall Sorgen. Die Gewerkschaft fürchtet „einen erheblichen Wegfall von Arbeitsplätzen“ in Mannheim. Nach Informationen dieser Redaktion sind derzeit rund 80 Jobs gefährdet – von etwa 300 am Standort. Die Verhandlungen sind noch nicht beendet.
Fürs erste ist die Betriebsversammlung im Kulturhaus Käfertal abgebrochen worden. Zu viele Fragen, zu viele Unklarheiten. Es soll einen weiteren Termin geben.
Vom Stempelpark aus machen sich nach Gewerkschaftsangaben rund 150 Beschäftigte von GE in Richtung Turbinenstraße auf. Sie tragen Transparente mit Aufschriften wie „Energiesicherheit braucht Fachkräfte“ und „Gegen Arbeitsplatzabbau“. In den Straßen sind Trillerpfeifen zu hören, Anwohner schauen aus dem Fenster.
Das Ziel: der „X-Bau“ auf dem ehemaligen Gelände von GE, etwa 20 Minuten Fußmarsch vom Kulturhaus. Dort ist das Unternehmen mittlerweile selbst Mieter (siehe Infokasten). Der Mietvertrag läuft bis zum Jahr 2024. Mannheim solle auch nach dem Umbau der Geschäftseinheit „eine wichtige Rolle“ spielen, erklärt der GE-Sprecher.
Mögliche Weiterbeschäftigung
Mannheim ist spezialisiert auf Services für Dampfturbinen und Generatoren für Kunden auf der ganzen Welt. Dazu gehören große deutsche Energieerzeuger, auch das Grosskraftwerk Mannheim (GKM) – ein Steinkohlekraftwerk.
GE hat nach eigenen Angaben „Optionen“ gefunden, um betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Weiterbeschäftigung in anderen Unternehmen zu ermöglichen. Welche das sind, dazu äußert sich der Sprecher mit Verweis auf die laufenden Verhandlungen nicht.
„Das ist grundsätzlich eine gute Sache“, erklärt Janna Köke von der Mannheimer IG Metall. „Aber GE sagt nicht, zu welchen Bedingungen.“ Dabei hätten die Beschäftigten ein Interesse daran, eine gute Arbeit zu haben – und nicht in ein Unternehmen eingegliedert zu werden, das vielleicht nach sechs Monaten pleitegehe. „Man kann die Leute doch nicht in irgendwelche Geisterfirmen schicken, um sich die Abfindungen zu sparen.“ Der GE-Sprecher weist den Vorwurf einer schlechten Informationspolitik zurück. Es seien mehrere Rundschreiben an die Belegschaft verschickt worden, erklärt er.
„Der Arbeitsplatzabbau ist nicht notwendig – und sogar eine Gefährdung der bestehenden Jobs“, sagt Helmut Schneider, Betriebsratsvorsitzender bei GE in Mannheim. Schließlich brauche es Fachkräfte, um die Energiewende zu begleiten und einen „kalten Winter zu vermeiden“.
„Unsere Chance: Résistance!“ – das Lied des Alstom-Chores trägt den Titel „Ausgesperrt“. So etwas will hier kein Beschäftigter erleben. In den nächsten Monaten dürfte es harte Verhandlungen geben.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Beschäftigte von GE in Mannheim brauchen endlich eine Perspektive