Industrie

150 Beschäftigte protestieren gegen Jobabbau bei GE in Mannheim

General Electric (GE) baut sein Energiegeschäft um - und wieder sind Jobs gefährdet. Beschäftigte aus Mannheim haben jetzt gezeigt, was sie von den Plänen halten.

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Alexander Jungert
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Beschäftigte von GE Power in Mannheim auf dem Weg vom Kulturhaus Käfertal zum Standort in der Turbinenstraße. © Christoph Blüthner

Mannheim. „Unsere Chance: Résistance! Stoppt den Arbeitsplatzabbau, stoppt den Arbeitsplatzabbau!“ Im Stempelpark Mannheim-Käfertal singt der Alstom-Chor. Meistens treten Chöre zu fröhlichen Anlässen auf. Doch schon allein der Text macht klar: Hier geht es um etwas Ernstes.

General Electric (GE) baut sein Energiegeschäft um, genauer die Sparte Steam Power, also die Dampfkraft. Man wolle sich „an die rasch verändernden Marktbedingungen im Kohlekraftsektor“ anpassen, teilt ein Sprecher des Konzerns mit. „Diese Neuausrichtung könnte Auswirkungen auf bestimmte Arbeitsplätze in allen Teilen der Welt haben, um die langfristige Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu erhalten.“

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Protestmarsch von Käfertal bis zum Standort von GE in der Turbinenstraße

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Genau das macht dem Betriebsrat und der IG Metall Sorgen. Die Gewerkschaft fürchtet „einen erheblichen Wegfall von Arbeitsplätzen“ in Mannheim. Nach Informationen dieser Redaktion sind derzeit rund 80 Jobs gefährdet – von etwa 300 am Standort. Die Verhandlungen sind noch nicht beendet.

Fürs erste ist die Betriebsversammlung im Kulturhaus Käfertal abgebrochen worden. Zu viele Fragen, zu viele Unklarheiten. Es soll einen weiteren Termin geben.

Vom Stempelpark aus machen sich nach Gewerkschaftsangaben rund 150 Beschäftigte von GE in Richtung Turbinenstraße auf. Sie tragen Transparente mit Aufschriften wie „Energiesicherheit braucht Fachkräfte“ und „Gegen Arbeitsplatzabbau“. In den Straßen sind Trillerpfeifen zu hören, Anwohner schauen aus dem Fenster.

Das Ziel: der „X-Bau“ auf dem ehemaligen Gelände von GE, etwa 20 Minuten Fußmarsch vom Kulturhaus. Dort ist das Unternehmen mittlerweile selbst Mieter (siehe Infokasten). Der Mietvertrag läuft bis zum Jahr 2024. Mannheim solle auch nach dem Umbau der Geschäftseinheit „eine wichtige Rolle“ spielen, erklärt der GE-Sprecher.

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Mögliche Weiterbeschäftigung

Mannheim ist spezialisiert auf Services für Dampfturbinen und Generatoren für Kunden auf der ganzen Welt. Dazu gehören große deutsche Energieerzeuger, auch das Grosskraftwerk Mannheim (GKM) – ein Steinkohlekraftwerk.

GE hat nach eigenen Angaben „Optionen“ gefunden, um betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Weiterbeschäftigung in anderen Unternehmen zu ermöglichen. Welche das sind, dazu äußert sich der Sprecher mit Verweis auf die laufenden Verhandlungen nicht.

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Janna Köke von IG Metall über die Situation bei GE in Mannheim

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„Das ist grundsätzlich eine gute Sache“, erklärt Janna Köke von der Mannheimer IG Metall. „Aber GE sagt nicht, zu welchen Bedingungen.“ Dabei hätten die Beschäftigten ein Interesse daran, eine gute Arbeit zu haben – und nicht in ein Unternehmen eingegliedert zu werden, das vielleicht nach sechs Monaten pleitegehe. „Man kann die Leute doch nicht in irgendwelche Geisterfirmen schicken, um sich die Abfindungen zu sparen.“ Der GE-Sprecher weist den Vorwurf einer schlechten Informationspolitik zurück. Es seien mehrere Rundschreiben an die Belegschaft verschickt worden, erklärt er.

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„Man kann die Leute nicht in Geisterfirmen schicken“

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GE: Protest gegen Jobabbau in Mannheim

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„Der Arbeitsplatzabbau ist nicht notwendig – und sogar eine Gefährdung der bestehenden Jobs“, sagt Helmut Schneider, Betriebsratsvorsitzender bei GE in Mannheim. Schließlich brauche es Fachkräfte, um die Energiewende zu begleiten und einen „kalten Winter zu vermeiden“.

„Unsere Chance: Résistance!“ – das Lied des Alstom-Chores trägt den Titel „Ausgesperrt“. So etwas will hier kein Beschäftigter erleben. In den nächsten Monaten dürfte es harte Verhandlungen geben.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

Thema : General Electric Deutschland

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    Mehr als 300 Beschäftigte aus Betrieben in Mannheim-Käfertal haben sich nach Gewerkschaftsangaben am Mittwoch an einem Warnstreik beteiligt. Mit Fahnen, Transparenten und Trillerpfeifen ausgestattet, trafen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Boveristraße zur Kundgebung. Betriebsratsmitglieder verteidigten die Forderung der IG Metall nach sieben Prozent mehr Geld, darunter Daniela Schiermeier vom Technologiekonzern ABB und Otto Schäfer vom Bahntechnikhersteller Alstom. Speziell bei Alstom fallen die Warnstreiks in eine kritische Zeit. Denn der französische Konzern will seine Standorte in Deutschland umbauen – „für eine nachhaltige und erfolgreiche Zukunft“, wie es zuletzt hieß. Die Arbeitnehmervertretung in Mannheim hingegen fürchtet „einen Generalangriff auf den Standort“. Die IG Metall geht davon aus, dass mehr als 100 Jobs gefährdet sind. Für besonderen Zündstoff sorgt, dass Alstom 2026 innerhalb Mannheims „in ein neues und modernes Bürogebäude“ umziehen will. Das Werk im Stadtteil Käfertal soll komplett verkauft werden. {element} Die dritte Verhandlungsrunde in der baden-württembergischen Metall- und Elektroindustrie war am 31. Oktober ohne Annäherung zu Ende gegangen. Bisher liegen die beiden Parteien noch weit auseinander. Sieben Prozent mehr Lohn in zwölf Monaten fordert die IG Metall, 3,6 Prozent bieten die Arbeitgeber – allerdings gestreckt über mehr als zwei Jahre. Einen neuen Verhandlungstermin gibt es noch nicht. {furtherread} Daimler Truck hatte vergangene Woche in Mannheim den Anfang bei den Warnstreiks gemacht. In Wiesloch-Walldorf gab es am Mittwoch eine Kundgebung bei Heidelberger Druckmaschinen mit rund 2700 Menschen. jung

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