Mannheim. Betriebsrat und Gewerkschaft wollen sich entschieden gegen die Einschnitte bei Alstom wehren. Sie seien „ein Generalangriff auf unseren Standort“, sagt Otto Schäfer (kleines Bild), Betriebsratsvorsitzender beim Bahntechnik-Unternehmen in Mannheim. Die IG Metall fürchtet, dass mehr als 100 Jobs gefährdet sind. Für eine genaue Zahl seien die Pläne von Alstom noch zu unkonkret, erklärt Gewerkschafterin Janna Köke. „Alles, was wir kennen, sind vier Folien des Unternehmens, von denen man nicht viel ableiten kann.“
Alstom will Standorte in Deutschland umbauen
Bekannt ist bisher, dass der französische Konzern seine Standorte in Deutschland umbauen will - „für eine nachhaltige und erfolgreiche Zukunft“, wie ein Sprecher zuletzt mitgeteilt hat. Klare Kompetenzprofile sollen die Standorte haben, effizienter und wettbewerbsfähiger sein. Für Mannheim bedeutet die Strategie im Groben, dass künftig alle „Blue-Collar“-Jobs wegfallen sollen. Die Niederlassung, so der Plan, konzentriert sich auf Digitalisierung und Entwicklung. Der Rest der schon größtenteils nach Spanien verlagerten Produktion läuft aus. Das Servicegeschäft wird abgezogen und soll am Alstom-Standort Hennigsdorf bei Berlin gebündelt werden - wobei die Entwicklungsarbeit von Ingenieuren für den Service in Mannheim verbleibt. Neue Projekte für grüne Antriebe werden zudem in Frankreich angesiedelt. Trotz allem beteuert der Konzern: „Alstom bekennt sich klar zum Standort Mannheim.“
Offen sind nach Darstellung von Betriebsrat und Gewerkschaft allerdings die Folgen für die Sparte Signal (Signaltechnik, Zugsicherungstechnik). Ebenso, ob Stellen in der Verwaltung wegfallen werden. „Die Bedrohung ist allgemein da“, sagt Schäfer. Dazu muss man wissen, dass es schon zu Bombardier-Zeiten regelmäßig zu Einschnitten am Standort gekommen ist. Das steckt in den Köpfen der Beschäftigten. Kein Wunder also, dass die Stimmung auf der jüngsten Betriebsversammlung in Mannheim offensichtlich nicht die Beste gewesen ist.
Aus Sicht der Arbeitnehmervertretung gibt es keinen wirtschaftlichen Zwang für das, was Alstom vorhat. So spricht Schäfer etwa von einem „wahnsinnigen Know-how-Verlust“ für Mannheim, sollte das Service-Geschäft tatsächlich in Hennigsdorf gebündelt werden.
Betriebsrat und Gewerkschaft wollen nun so viele Eckdaten wie möglich von Alstom auf dem Tisch haben. „Die Katze im Sack werden wir garantiert nicht verhandeln“, sagt Schäfers Stellvertreter Karsten Awizio. Die Beschäftigten sollen stets einbezogen werden - schließlich wüssten sie am besten über Arbeit und Anforderungen Bescheid, erklärt Awizio. Denkbar sei, dass der Betriebsrat ein Alternativkonzept für den Standort vorlege.
Geplanter Umzug innerhalb Mannheims sorgt für Ärger
Für besonderen Zündstoff sorgt, dass Alstom 2026 innerhalb Mannheims „in ein neues und modernes Bürogebäude“ umziehen will. Das Werk im Stadtteil Käfertal soll komplett verkauft werden. Ob das Unternehmen schon eine künftige Immobilie ausgelotet hat, darüber gibt es keine Angaben. Auch hier gilt für die Arbeitnehmervertretung: zuerst die Fakten. „Wir können nicht über einen Umzug verhandeln, wenn das Unternehmen nicht weiß, wo es hinzieht“, sagt Köke.
Konfliktgeladene Wochen und Monate dürften also anstehen - zumal die Gespräche mitten in die aktuelle Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie fallen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Alstoms Pläne wecken ungute Gefühle