Das Wichtigste in Kürze
- Im Vorstand von Fuchs stehen zwei Wechsel an. Künftig will der Mannheimer Schmierstoffhersteller interne Kandidaten stärker fördern.
- Für 2025 peilt Fuchs neue Rekordwerte bei Umsatz und Ergebnis an.
- Die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump bereitet dem Unternehmen wenig Sorge.
Mannheim. Bevor Konzernchef Stefan Fuchs zurück auf das Geschäftsjahr 2024 schaut, will er zuerst nach vorne blicken. Immerhin stehen im Vorstand des Mannheimer Schmierstoffherstellers zwei Wechsel an: Finanzchefin Isabelle Adelt und Technologiechef Sebastian Heiner gehen vorzeitig. Es habe nicht zu 100 Prozent gepasst, sagt Fuchs auf der Jahrespressekonferenz. Details will er auf Nachfrage nicht nennen.
Nur so viel: Der Wechsel ist über einen längeren Zeitraum vorbereitet worden. Bereits im Sommer 2024 hatte sich der Aufsichtsrat damit beschäftigt. Deshalb stehen die zwei Kandidaten schon fest: Esma Saglik kommt für Adelt, Mathieu Boulandet für Heiner. Beide von extern. Warum nicht von intern?
Dass gleich zwei Vorstandsmitglieder von außen geholt wurden, habe gezeigt, „dass wir in diesem Moment noch nicht so weit waren“, sagt Fuchs. Das solle sich künftig ändern. Es werde daran gearbeitet, den Pool an „eigenen“ geeigneten Spitzenmanagerinnen und -managern zu vergrößern.
Finanzchefin Adelt bleibt bis Ende Juni, sie wird also noch bei der Hauptversammlung Anfang Mai im Rosengarten dabei sein und auch die Zahlen zum ersten Quartal präsentieren. Saglik startet am 1. Mai bei Fuchs, Adelt wird sie noch zwei Monate zwecks Übergabe begleiten. Heiners Nachfolger Boulandet beginnt im August.
Wann stellt sich die Vorstandsspitze neu auf?
In baldiger Zukunft dürfte sich bei Fuchs auch die Vorstandsspitze neu aufstellen. Denn Stefan Fuchs feiert Anfang 2028 seinen 60. Geburtstag. Spätestens dann sei ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören (sofern es die Firma zulasse), hatte er im März 2024 gesagt. Der Weg für einen Wechsel wäre jedenfalls geebnet: Größte Chancen hat Vorstandsmitglied Timo Reister (45), der zugleich stellvertretender Vorsitzender ist. Reister verantwortet die beiden Weltregionen Amerika und Asien-Pazifik sowie unter anderem den wichtigen Automotive-Bereich.
Doch langsam. Fuchs hebt hervor: „Mein Vertrag läuft bis 2026 und es macht mir noch total Spaß.“ Die Entscheidung, ob Reister Nachfolger von Fuchs wird, trifft der Aufsichtsrat – und zwar dann, wenn sie ansteht.
Der Schmierstoffhersteller jedenfalls macht gute Geschäfte trotz schwacher Konjunktur und hoher Unsicherheit. „Mit mehreren Kriegen sowie zunehmenden nationalistischen Entwicklungen ist das Gefüge in der globalen Wirtschaft aus den Fugen geraten.“
Doch während viele Industrieunternehmen Jobs abbauen und Anlagen schließen – wie in der Nachbarschaft die Ludwigshafener BASF – peilt Fuchs neue Rekorde an. „Wir sind global extrem breit aufgestellt“, sagt der Konzernchef.
Alle drei Weltregionen tragen zum Wachstum bei
Tatsächlich werden Schmierstoffe quasi in allen Industrien gebraucht. Sie
- schützen vor Korrosion,
- verringern Reibung und Verschleiß,
- kühlen Maschinen und Anlagen,
- übertragen Energie.
Für das Unternehmen ist vor allem die Auto- und Nutzfahrzeugindustrie wichtig. Kunden sind zudem Nahrungsmittelhersteller, Maschinenbauer, Metallverarbeiter, und viele mehr. Fuchs ist dabei hoch spezialisiert in Nischenmärkten aktiv, selbst im Weltraum: Der Rover „Perseverance“ rollt mithilfe von Fuchs-Schmierstoffen auf dem Mars.
Fuchs will im laufenden Jahr noch bessere Geschäfte machen. Der Umsatz soll auf etwa 3,7 Milliarden Euro wachsen, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf 460 Millionen Euro – und damit knapp sechs Prozent über dem Vorjahreswert liegen (siehe Tabelle). Bei beiden Kennziffern peilt Fuchs neue Bestmarken an.
Im vergangenen Geschäftsjahr hatten nach Angaben von Finanzchefin Adelt alle drei großen Regionen – EMEA (Europa, Mittlerer Osten, Afrika), Asien-Pazifik sowie Nord- und Südamerika – zum Wachstum beigetragen. In der Bilanz stehen weitgehend die Werte, die sich das Management vorgenommen hatte. Auch für Aktionäre ist das eine gute Nachricht, denn die Dividende für das abgelaufene Jahr soll steigen – das 23. Mal in Folge. Und zwar von 1,11 auf 1,17 Euro je Vorzugsaktie und von 1,10 auf 1,16 Euro je Stammaktie. Darüber muss die Hauptversammlung entscheiden.
So recht zufrieden sind die Börsianer allerdings nicht, offensichtlich haben sie bei den Kennziffern und dem Ausblick noch mehr erwartet. Am Nachmittag gab der Aktienkurs zeitweise um fast acht Prozent nach und war der größte Verlierer. Zumindest im M-Dax für Fuchs kein schöner Tag.
„Das Jahr endete mit einem gemäßigteren Ton“
Laut Experte Konstantin Wiechert von der Baader Bank beendete Fuchs das Jahr 2024 zwar im Rahmen der Zielsetzungen. Doch im vierten Quartal habe das operative Ergebnis nicht die Erwartungen erfüllt. „Das Jahr endete mit einem gemäßigteren Ton und die Prognose für das Geschäftsjahr 2025 liegt leicht unter den Erwartungen“, schreibt Wiechert in seinem ersten Kommentar.
Fuchs habe in den vergangenen Jahren zwar meist die Prognose und den Konsens deutlich übertroffen, so Peter Spengler von der DZ Bank laut dpa. Dies sei mittlerweile aber nicht mehr möglich, weil die Visibilität und der Spielraum für eine Erhöhung der Marge abgenommen hätten.
Warum die Beschäftigtenzahl von Fuchs steigt
Der Konzernchef geht fest davon aus, dass die angedrohten Zölle von US-Präsident Donald Trump kommen werden. Man sei darauf vorbereitet, Teams spielten Szenarien durch. Die Zölle machten das Leben in den USA teurer. Fuchs ist allerdings der Ansicht, die Folgen seien relativ begrenzt, da das Unternehmen alles in den USA herstellen könnte. Vollständig aber könne sich auch Fuchs der konjunkturellen Lage nicht entziehen.
Dass in Europa grundsätzlich die Absicht besteht, mehr in Rüstung zu investieren, begrüßt Fuchs. „Denn es ist wirklich wichtig, dass Europa auf eigenen Beinen steht und nicht mehr so abhängig von den USA ist.“ Das Unternehmen habe schon immer Anwendungen in der Rüstungsindustrie gehabt, entweder in der Herstellung von Maschinen oder in der Schmierung.
Mit 6800 Beschäftigten weltweit – davon mehr als 1000 am Stammsitz Mannheim – verbucht Fuchs ein Plus. Hauptsächlich liegt das an den Zukäufen der vergangenen Monate, wie etwa Lubcon. Der Betrieb spezialisiert sich unter anderem auf die Pharma- und Windindustrie. Auch dieses Geschäft will Fuchs weltweit vorantreiben.
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