Chemie

Was sich BASF-Chef Kamieth für Konzern und Land wünscht

Bei den Sparprogrammen sieht sich der Chemiekonzern auf Kurs. Warum Markus Kamieth trotzdem von einem „dicken Brett“ für das Stammwerk Ludwigshafen spricht.

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Bettina Eschbacher
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Markus Kamieth, Vorstandsvorsitzender der BASF, will endlich mehr Zuversicht – im Konzern aber auch im ganzen Land. © Uwe Anspach/dpa

Ludwigshafen. Zum ersten Mal stellt Markus Kamieth, seit April 2024 Vorstandsvorsitzender, die Bilanzzahlen der BASF vor. Die gute Nachricht: Es gibt – anders als in den beiden Vorjahren – keine neuen Hiobsbotschaften für den Standort Ludwigshafen. Allerdings wird es ohnehin noch einer harter Weg, bis das Stammwerk die ehrgeizigen Sparziele des Vorstands erreicht. Und vieles ist noch ungewiss. Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Wie ist das Geschäftsjahr 2024 für den Chemiekonzern gelaufen?

Vor allem die schwache Nachfrage beim Großkunden Autoindustrie machten der BASF wieder zu schaffen. Auch Wertberichtigungen im Bereich Batteriematerialien belasteten. So schrumpfte 2024 der Umsatz im Jahresvergleich um 5,3 Prozent auf 65,3 Milliarden Euro. Unter dem Strich blieb dank des Verkaufs des Öl- und Gasgeschäfts Wintershall Dea ein Gewinn von knapp 1,3 Milliarden Euro nach 225 Millionen Euro im Vorjahr. Vorstandschef Kamieth betont aber, dass BASF in seinen Kerngeschäften Nutrition & Care, Industrial Solutions, Chemicals und Materials die Absatzmengen steigern konnte – und das sogar im schwächelnden europäischen Markt. „Das ist schon mal ein Wort“, sagt er.

Profitieren Mitarbeitende und Aktionäre von dem Jahresgewinn?

Die Beschäftigten bei BASF SE erhalten eine Erfolgsbeteiligung von 124 Millionen Euro, im Vorjahr waren es noch 20 Millionen Euro mehr. Wie hoch der Bonus für den einzelnen ist, hängt von den individuellen Leistungen ab. Gelten diese als voll erfüllt, bekommt zum Beispiel ein Chemikant der Tarifgruppe E6 eine Prämie von 1924 Euro. Die Dividende wird um ein Drittel auf 2,25 Euro je Aktie gekürzt. Stimmt die Hauptversammlung Anfang Mai zu, würde BASF zwei Milliarden Euro an die Aktionäre ausschütten.

Wie gibt sich Markus Kamieth bei seiner ersten BASF-Bilanzvorstellung?

Was auffällt: Kamieth gibt sich viel Mühe, Zuversicht zu versprühen, ob es um die aktuellen Zahlen, die Perspektiven des Konzerns oder das Stammwerk Ludwigshafen geht. Seine Botschaft: Auch wenn die Rahmenbedingungen schwierig sind, ist die BASF nicht deren Opfer, sondern hat das Heft in der Hand. Das unterscheidet ihn von seinem Vorgänger Martin Brudermüller, der immer wieder als lauter Mahner und Kritiker vor allem gegenüber der Politik auftrat. Kamieth spricht von einer neuen „Erfolgskultur“ und sagt: „Wir wissen, dass wir uns fast alle Verbesserungen selbst erarbeiten müssen.“

Die Sonne geht hinter den Anlagen des Ludwigshafener BASF-Werks unter. Auf den Standort kommen weitere Anlagenschließungen und Stellenstreichungen zu. © Uwe Anspach/dpa

Und wie sieht es im Ludwigshafener Stammwerk aus?

Das Werk muss zusätzlich zu den konzernweiten Sparprogrammen eine Milliarde Euro bis Ende 2026 einsparen, weil es rote Zahlen schreibt. Kamieth will den Heimatstandort wettbewerbsfähiger und profitabler machen und hat dafür ein neues Zielbild konzipiert. Von der angepeilten Spar-Milliarde wurden im Vorjahr 100 Millionen Euro erreicht. Dieses Jahr soll es deutlich mehr werden: Konzernweit will der Vorstand Jahr 1,5 Milliarden Euro an Kostensenkungen heben, laut Finanzchef Elvermann entfällt ein großer Teil dieses Betrags auf Ludwigshafen. Dass es noch ein harter Weg wird, die stramme Vorgabe zu erfüllen, weiß auch Kamieth: „Das ist ein dickes Brett.“

Werden weitere Anlagen geschlossen?

Noch gibt keine konkreten Angaben, welche Anlagen im Stammwerk stillgelegt werden. 2023 hatte der Konzern angekündigt, mehrere große Produktionen, darunter eine für Ammoniak und die TDI-Anlage, zu schließen. Nach einer Analyse gab der Vorstand im Herbst 2024 bekannt, dass ein großer Teil der bestehenden Anlagen als wettbewerbsfähig gilt, ein kleiner Teil, aktuell 16 Prozent, aber nicht. Kamieth macht am Freitag noch einmal klar, dass es weitere Anlagenschließungen geben wird. Es wird wieder vor allem energieintensive Anlagen treffen, auch weil der Gaspreis in Deutschland immer noch deutlich höher als in anderen Regionen ist. Generell hält Kamieth die Produktion rund um Polyolefine, ähnlich wie die von Ammoniak, für kaum noch wettbewerbsfähig in Europa.

Wie viele Stellen fallen durch den Sparkurs weg?

Mit genauen Zahlen zum Umfang des Stellenabbaus hält sich der Vorstand noch bedeckt. Details zur Belegschaftsstärke bei BASF SE, was ungefähr dem Stammwerk entspricht, gibt es erst zur Veröffentlichung des Geschäftsberichts Ende März. Dass es keine Zielzahl gibt, geht auch für den BASF-Betriebsrat in Ordnung: „Erst kommt die Definition der jeweiligen Maßnahmen, und erst daraus kann ein eventueller Personalabbau folgen“, heißt es in einer Stellungnahme. Aber Kamieth stellt klar: Ein so ambitioniertes Sparprogramm werde nicht möglich ohne „signifikanten Personalabbau“. Katja Scharpwinkel, Vorstandsmitglied und Standortleiterin in Ludwigshafen, hatte in einem Gespräch im November gesagt, dass etwa 500 Millionen Euro allein durch Stellenstreichungen eingespart werden könnten. Geht man von durchschnittlichen Verdiensten in der Chemieindustrie aus, würde das mehrere Tausend Jobs in Ludwigshafen kosten.

GA_MWR_BASF_in_Zahlen © MM grafik

Wird der große neue Verbundstandort in China in diesem Jahr noch fertig?

Ja, bis Ende des Jahres soll ein Großteil der Anlagen in Zhanjiang in Betrieb gehen. Insgesamt investiert BASF rund zehn Milliarden Euro in das Werk, zwei Milliarden davon fallen in diesem Jahr an. Wenn der Verbundstandort läuft, werden sich die Investitionen der BASF konzernweit deutlich reduzieren.

Die USA wollen die Zölle für europäische Produkte massiv anheben. Wie stark trifft das die BASF?

Auch wenn noch nicht klar ist, wie hoch die Zölle endgültig ausfallen, hat man bei der BASF schon „tausende Berechnungen“ über die Auswirkungen angestellt. Finanzchef Elvermann betont aber, dass BASF in allen Regionen, auch in den USA, zu einem sehr großen Anteil lokal produziert. Die Zölle würden den Konzern nicht so massiv treffen wie andere Chemieunternehmen, ergänzt Kamieth.

Was erwartet Kamieth von einer neuen deutschen Bundesregierung?

Zuallererst, dass sie schnell zustande kommt. Und dann, dass sich die Regierung „auf die wirklich wichtigen Dinge im Land fokussiert“, sich nicht im Klein-Klein verliert und mutig und entschlossen handelt. „Dann kommt auch die Zuversicht zurück“, sagt Kamieth.

Redaktion Bettina Eschbacher ist Teamleiterin Wirtschaft.

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