Veranstaltung

Erster BASF Science Slam: Wissenschaft mal in witzig

Der BASF Science Slam in Ludwigshafen vereint Molekülketten, Radikale und digitale Bierpunkte zu einem faszinierenden Abend. Was geboten war.

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Biotechnologe Moritz Bross siegte beim BASF Science Slam – dank frischer Ideen für alte Socken. © BASF SE

Ludwigshafen. Was haben lange Molekülketten, gute und schlechte Radikale, „verkäste“ Männersocken und auf digitale Punkte gebrachtes Bier miteinander zu tun? Sie beflügeln einen höchst unterhaltsamen Abend. Nein, keinen schrägen Comedy-Mix, sondern smart vermittelte Forschung! Der erste von der BASF veranstaltete Science Slam macht dem beliebten Format alle Ehre: Ein begeistertes Publikum verlässt nach zweieinhalb Stunden den Saal des firmeneigenen Gesellschaftshauses in Ludwigshafen schlauer, als es ihn betreten hat.

Dass Wissenschaftler die Seiten wechseln, kommt immer wieder vor: Beispielsweise verfolgt der Kabarettist mit Physik-Diplom, Vince Ebert, doppelt-professionell die Vision „make science great again“ und ermutigt dabei Fans, Hirn-Synapsen Polka tanzen zu lassen. Ohne Bühnenerfahrung den eigenen Forschungsbereich anschaulich wie amüsant zu präsentierten, so dass beim Laien-Publikum gleich einer chemischen Kettenreaktion ein „Wow!“ nach dem anderen zündet – das bedarf freilich Mut und der Fähigkeit, über den Tellerrand der Spezialisierung zu schauen. Besser gesagt: sich kühn aus dem gern zitierten Elfenbeinturm zu wagen.

BASF Science Slam: „Stinkesocken“ als „Ressource der Zukunft“

Vier Männer und eine Frau - alle fünf promoviert und leidenschaftlich auf Wissenschaft „programmiert“ - leuchten im knallvollen Saal ihr jeweiliges Gebiet kompetent und köstlich aus. Und zwar so, dass komplexe Mechanismen wie komplizierte Versuchsanordnungen nachvollziehbar sind. Auch für jene, die aus dem einstigen Schul-Chemieunterricht nur noch Basisbotschaften wie „Färbt sich blauer Lackmus rot, weiß ich, dass mir Säure droht“ behalten haben. Um es vorwegzunehmen: Mit Johlen und akustisch besonders lautem Klatschen kürt das Publikum am Ende die Performance „Vom Käsefuß zum Hochgenuss“ als Siegerdarbietung.

Vier Männer und eine Frau wagten sich aus dem Elfenbeinturm der Wissenschaft auf die Bühne. © BASF SE

Biotechnologe Moritz Bross erläutert, wie alte Socken helfen, weltweite Textil-Vermüllung zu stoppen. Und so könnte es gehen: Man zerkleinert bergeweise weggeworfene Fußbekleidung - eindrucksvoll im Küchenmixer vorgeführt -, trennt sozusagen die Baumwolle heraus, verwandelt diese in kleinste Fasern namens Mikrofibrillen, nutzt fleißige Enzyme für die Gewinnung von Glukose, jenem Einfachzucker, der auch Bakterien schmeckt, und macht schließlich daraus Aromastoffe. Ein Verfahren, das nicht nur entsorgte „Stinkesocken“ als „Ressource der Zukunft“ adelt, indem beispielsweise Lebensmittel mehr Geschmack bekommen. Was freilich die Zunge zu verknoten vermag – jedenfalls wenn Laien das erste Mal den Begriff Mechanoenzymology aussprechen.

Witziges Moderatoren-Duo trägt zum Erfolg des Science Slam der BASF bei

Auch wenn der Biotechnologe das symbolträchtige Mikrofon als Trophäe erobert, die vier anderen Wissenschafts-Beiträge beeindrucken ebenfalls, indem sie im wahrsten Sinne des Wortes Wissen schaffen, und zwar für Nicht-Fachleute. Obendrein trägt das witzige Moderatoren-Duo zum Erfolg des Premierenabends bei: Janine Seiboth, die als BASF-Kommunikationsbeauftragte für Innovationen das Projekt vorbereitet hat, und Rainer Holl, der als erfolgreicher Poetry-Slammer auch die Kunst der Kreativität beim Forschen wortgewandt, manchmal ein bisschen lyrisch zu umschreiben weiß.

Wie es mittels Kreislaufwirtschaft gelingt, einen Schrotthaufen in eine Schatzkiste zu verwandeln, und welche vier „glorreichen“ Werkzeuge fürs Kunststoffrecyceln unentbehrlich sind, schildert Martin Scheuble. Ganz nebenbei erfährt man, dass es sich mit Monomeren und Polymeren ein bisschen so verhält wie mit der Monogamie als Klein-Verbindung eines Paares und der Polygamie im Sinne einer Viel-Ehe.

Arbeitet ein Chemiker generell im weißen Kittel samt Schutzbrille am Labortisch? Nö, jedenfalls nicht dann, wenn ein Quantenchemiker wie Sebastian Spicher Moleküle und deren Reaktionsfähigkeit digital erkundet. Und deshalb ist es in der Branche mit der Arbeitskleidung in etwa so wie mit „Schrödingers Katze“, die nach den Regeln der Quantenmechanik tot und lebendig sein kann – zumindest im Gedankenexperiment.

Mit Dubbeglas auf der Bühne

Auf welche Weise Chemometrie – noch nie gehört? - mathematische und statistische Methoden mit chemischem Wissen verknüpft und dadurch Produktionsprozesse, beispielsweise beim Bierbrauen, verbessert, erklärt „süffig“ Rebecca Fels-Brendel. Sie hat sich auch schon mit Verfahren beschäftigt, die aufdecken, ob Bio-Eier tatsächlich von Bio-Hennen stammen. Gefragt nach praktischen Tipps, teilt sie freilich mit, dass es keine visuelle Unterscheidungsmethode gibt, die im Supermarkt praktiziert werden könnte.

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Freie Autorin

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