Lebensmittel

BASF will CO2-Fußabdruck in der Landwirtschaft senken

Von 
Bettina Eschbacher
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In Zusammenarbeit mit Bosch wurde eine digitale Lösung entwickelt, so dass Unkraut gezielt statt auf der ganzen Ackerfläche besprüht wird. © BASF

Hersteller von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, zu denen auch der Chemiekonzern BASF zählt, haben nicht den besten Ruf in der Öffentlichkeit. Gerade schlägt sich der Bayer-Konzern mit einem millionenschweren Rechtsstreit in den USA herum wegen möglicher Krebsrisiken des Unkrautvernichters Glyphosat. Doch die Branche hat noch ganz andere Probleme - wie sie damit umgeht, hat die BASF am Montag erklärt.

Welche Rolle spielt die EU mit ihrem Green Deal für das Geschäft mit der Landwirtschaft?

Die EU hat im Rahmen des Green Deal und ihrer Agrarreformen ehrgeizige Umwelt- und Klimaziele formuliert. Denn die Landwirtschaft gilt als großer Emittent von Treibhausgasen. In Deutschland werden ihr knapp acht Prozent des CO2-Ausstoßes zugerechnet. Rund die Hälfte davon wiederum entsteht in der Tierhaltung. Brüssel will den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln massiv einschränken und fordert mehr Flächen zugunsten der Biodiversität ein. Das wiederum verstärkt ein anderes Problem: Der Markt wird immer kleiner, denn die Flächen für die Landwirtschaft gehen weltweit zurück.

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Wie groß ist der Flächenverlust in Deutschland?

Hier gehen, rechnet BASF vor, täglich 33,4 Hektar an Ackerfläche verloren - das entspricht 73 Fußballfeldern und dem Jahresbedarf an Weizen von 3846 Menschen. Gleichzeitig wird aktuell heftig über die Verknappung von Lebensmitteln durch den Ukraine-Krieg und die höheren Preise diskutiert. Die hiesigen Landwirte sollen daher mehr anbauen, produktiver werden.

Mehr Nachhaltigkeit und höhere Erträge - wie soll das gehen?

Natürlich mit Hilfe der BASF - sagt Michael Wagner, der das Nordeuropa-Geschäft in der Sparte Agricultural Solutions leitet. „Nachhaltigkeit und Produktivität schließen sich nicht aus.“ Entsprechend habe die BASF den Fokus ihrer Agrarforschung darauf gelegt. Dabei konzentriert man sich auf die Verbesserung der Erträge bei Haupt-Nutzpflanzen wie Weizen, Raps, Soja oder Mais. Mit neuen Produkten will BASF auch gutes Geld verdienen: Bis 2031 peile das Unternehmen Erlöse von mehr als 7,5 Milliarden Euro an, sagt Wagner. Dabei geht es um neue Produkte, wie zum Beispiel ein Herbizid für den Getreideanbau, das schwer zu bekämpfende Unkräuter in Schach halten soll und zur Hälfte aus nachwachsendem Bioharz entsteht. Wagner betont, dass es nicht mehr um einzelne Produkte, sondern um komplett neue Geschäftsmodelle geht.

Was sind die neuen Geschäftsmodelle?

Zum einen geht es darum, die Landwirte nicht nur zu einem speziellen Mittel zu beraten, sondern praktisch von der Aussaat bis zur Auslieferung. Zum anderen sind die Aufgaben laut Wagner so komplex, dass ein Unternehmen allein sie nicht lösen könne. So arbeitet BASF mit dem Technologiekonzern Bosch zusammen. Das Joint Venture Smart Farming bringt eine digitale Lösung auf den Markt, mit der Unkräuter in Echtzeit erkannt und behandelt werden sollen - bei einer Überfahrt auf dem Acker. Durch die gezielte Behandlung könnten rund 70 Prozent an Herbizid eingespart werden.

Was bedeutet Carbon Farming, und was tut BASF in dem Bereich?

Dabei geht es darum, den CO2-Fußabdruck eines Betriebs zu senken, erklärt Markus Röser, der für das Thema Nachhaltigkeit der Sparte verantwortlich ist. Etwa, indem CO2 im Boden gebunden wird mit Hilfe von Humus. Und indem die Emissionen in landwirtschaftlichen Prozessen gesenkt werden. In einem Pilotprojekt wird in der Südpfalz Gerste für die Brauerei Bitburger angebaut, bei der die Menge an Düngemitteln deutlich reduziert wird und sich nicht so leicht verflüchtigen kann. Ein ähnliches Projekt ist mit der Plankstadter Brauerei Welde geplant.

Das bedeutet mehr Aufwand. Sind die Verbraucher bereit, mehr für das Endprodukt zu zahlen?

Nur bedingt, das zeigt die Erfahrung mit dem „Lerchenbrot“. Das von der Ludwigshafener Großbäckerei Görtz verkaufte Brot ist zehn Cent teurer, weil im Getreide Freiflächen für die Feldlerche gelassen wurden. Mit dem Abklingen der Werbung dafür kauften weniger Kunden das teurere Brot. Das Projekt soll umgestaltet werden. Angesichts der hohen Inflation schauen die Kunden jetzt aber noch mehr auf den Preis. Dennoch arbeiten Handelsketten wie Lidl an Nachhaltigkeitslabels für Obst und Gemüse. Über solche Kennzeichnungen könnte das Thema besser bei der Kundschaft ankommen.

Redaktion Bettina Eschbacher ist Teamleiterin Wirtschaft.

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