Ludwigshafen. Viel Weiß und Grau an den Wänden, heller Fußboden in Holzanmutung, freundlich aber ohne Schnickschnack - auf den ersten Blick sieht es aus wie ein ganz normales, modernes Ärztehaus. Dass sich darin aber keine normale Notfall-Ambulanz befindet, zeigen zum Beispiel die Extra-Duschräume, die Patienten sogar liegend dekontaminieren können - nach einem Chemieunfall zum Beispiel. Oder die stattliche Rettungswache dahinter mit mehreren Rettungs- und Notarztwagen. Oder die Lage in der Magnetbandstraße in Ludwigshafen, direkt vor dem Werk der BASF zwischen Tor 5 und Tor 11.
Zwei Welten treffen hier zusammen, und die machen nach Ansicht von BASF-Vorständin und Standortleiterin Melanie Maas-Brunner das sechsstöckige Hochhaus „einzigartig“. Denn das neue BASF Medical Center in Ludwigshafen beherbergt nicht nur das betriebliche Gesundheitsmanagement der BASF, sondern auch Praxen und medizinische Angebote von externen Partnern, die für die Nachbarschaft offen stehen.
Klassische Angebote eines betrieblichen Gesundheitswesens
In einem Flügel des neuen BASF Medical Center finden sich all die klassischen Angebote eines betrieblichen Gesundheitswesens auf hohem Niveau, eine großzügige Notfall-Ambulanz etwa mit eben jenen Spezial-Duschen, Untersuchungsräume oder Labore.
Die Patienten in diesem Trakt haben in der Regel eines gemeinsam: Sie gehören zu den rund 39 000 Beschäftigten der BASF in Ludwigshafen, die nur ein paar Schritte vom Werkstor zum Neubau gehen müssen. 150 Menschen, darunter 28 Ärzte und Ärztinnen, werden sich künftig hier um sie kümmern.
Der andere Flügel jedoch ist den neuen Partnern des Konzerns vorbehalten: Insgesamt sind es acht Praxen, etwa für Hals-Nasen-Ohren- oder Zahnmedizin, Durchgangsärzte sowie ein Angebot für Physiotherapie. Dazu kommen ein Optiker, ein Sanitätshaus, ein Hör-Akustiker und eine Apotheke sowie eine Psychotherapie-Praxis. Hier können sich BASF-Beschäftigte praktischerweise ganz in der Nähe ihres Arbeitsplatzes ebenfalls versorgen lassen. Aber nicht nur: Auch Anwohner aus den umliegenden Stadtteilen können die Angebote nutzen.
Diese Mischung ist neu und für Standortleiterin Maas-Brunner eben auch - einzigartig. „Die Lage und die damit verbundene Öffnung nach außen sind besonders. Wir sind damit sehr nach dran - sowohl am Werk als auch an unserer Nachbarschaft“, so Maas-Brunner. Genau das sei so gewollt.
Neubau steht auf ehemaligem Parkplatz
Entstanden ist der Neubau auf einem ehemaligen Parkplatz, bisher wurde ein Gebäude auf dem Werksgelände genutzt. Doch die gut 80 Jahre alte Ambulanz genügte längst nicht mehr medizinischen Standards, auch die Architektur des Altbaus war nicht mehr zweckmäßig. Auf dem Rundgang durch die neuen Stockwerke ist Stefan Webendörfer anzumerken, wie sehr er sich über seinen neuen Arbeitsplatz freut. Der sei eben viel durchdachter und funktionaler als der sehr in die Jahre gekommene Vorgängerbau, erklärt der Mediziner und stellvertretende Ärztliche Leiter der BASF.
Bei der Ausstattung kommt Webendörfer auch mal ins Schwärmen: Die Diagnostikräume für Lungenkrankheiten etwa fände man sonst nur bei Lungenfachärzten. Krankenakte und Patientenführung sind digitalisiert, von der Terminbuchung bis zur Untersuchung. Und was wird hier behandelt? „Die BASF ist eine Kleinstadt in der Großstadt. Wir behandeln alles, vom Herzinfarkt bis zum Schlaganfall.“
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Zudem sei die Ambulanz eines Chemieunternehmens auch vorbereitet auf spezielle Notfälle, etwa beim Kontakt mit einem chemischen Stoff. So gibt es ein Speziallabor für Humanbiomonitoring, das chemische Stoffe im Körper eines Menschen nachweisen kann.
50 000 bis 60 000 Untersuchungen im Jahr kommen im Bereich Arbeitsmedizin in Ludwigshafen zusammen. Dabei geht es auch um Prävention und darum, die Eignung für bestimmte Berufe abzuklären. Wer zum Beispiel in seinem Job eine Atemschutzmaske tragen muss, absolviert einen Fitnesstest mit Belastungs-EKG.
Von einem innovativen ganzheitlichen Ansatz spricht der Ärztliche Direktor Christoph Oberlinner. Er verweist auf die lange Historie des betrieblichen Gesundheitsmanagements, das schon 1866, ein Jahr nach der Gründung der BASF, eingeführt wurde. Ein kleines Museum, das historische Instrumente aus dem 19. und den Anfängen des 20. Jahrhundert zeigt, soll auch Platz finden im modernen Vorzeige-Bau.
Vom Werk Ludwigshafen gab es in den vergangenen Monaten wenig gute Nachrichten, es ging vor allem um die Stilllegung von Anlagen und Stellenabbau. Pläne für große Investitionen wurden für andere Standorte bekanntgegeben. Für Maas-Brunner ist es deshalb ein bemerkenswertes Signal, dass BASF einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag für das Medical Center ausgegeben hat. Das entspreche immerhin der Investition für den Bau einer neuen Produktionsanlage. Außerdem habe man den Bau mitten in der (Corona-)Krise begonnen, im Frühjahr 2021. Es sei „eine wichtige Investition in unsere Mitarbeitenden und damit auch in unseren Standort“, betont Maas-Brunner.
Das Hauptgebäude und die gegenüberliegende Rettungswache umfassen insgesamt 11 500 Quadratmeter. Jetzt ist auch Platz genug, um die beiden bisherigen Rettungswachen Nord und Süd zu einer zusammenzuführen.
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