London/Leimen. Sein Tag beginnt zwischen 7 und 8 Uhr, gegen 20 Uhr ist Bettruhe: Seit knapp einer Woche sitzt Boris Becker in einem Londoner Gefängnis. Seiner Ehefrau zufolge geht es ihm gut. Jedoch fühle er sich nach seiner Verurteilung vor den Kameras der Weltöffentlichkeit gedemütigt. Der 54-Jährige, sagt Lilly Becker, schäme sich.
Nicht nur er, auch seine Patchwork-Familie leidet. Mittlerweile hat ihr gemeinsamer Sohn Amadeus (12) erfahren, dass er den Papa lange nicht sehen wird. „Es war ein schwerer Schlag für ihn. Mehr möchte ich dazu nicht erklären“, sagte Lilly Becker der Zeitschrift „Bunte“. Sie habe ihn lange vor dem Prozess abgeschirmt: „Amadeus wusste von nichts, was da draußen vor sich geht.“ Sie selbst sei „völlig zusammengebrochen“, als sie vom Strafmaß erfuhr. Das Urteil findet sie „viel zu hart“.
Die 45-jährige Lilly, ein niederländisches Model, hatte den dreimaligen Wimbledonsieger 2009 geheiratet, 2018 trennte sich das Paar. Sie sind aber noch nicht geschieden. Ihrem Sohn zu erzählen, dass sein Vater im Gefängnis sitzt, sei das Schwierigste gewesen, das sie je tun musste, erzählte Lilly Becker am Dienstagabend in einer britischen TV-Talkshow: „Wir als Familie hatten mit Absicht nicht über das Verfahren oder irgendwas geredet“, sagte sie. „Aber ich hatte keine andere Wahl, als mein Herz – oder vielmehr sein Herz – vergangenen Sonntag zu brechen.“
Der wegen Insolvenzstraftaten zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilte Boris Becker ist vorläufig im Wandsworth-Gefängnis im Süden Londons untergebracht. Mit mehr als 1 300 Insassen gilt die Haftanstalt als völlig überfüllt. Beckers Anwalt Giles Bark-Jones geht davon aus, dass sein Mandant später in ein Gefängnis mit einer niedrigeren Sicherheitsstufe verlegt wird: „Ich rechne nicht damit, dass er lange in Wandsworth bleiben wird.“
Gruselige Geräuschkulisse
Laut „Daily Mail“ sitzt die einstige Tennis-Ikone allein in einer Zelle, soll bald aber einen Mitbewohner bekommen. Ex-Häftlinge gehen davon aus, dass die ersten Wochen besonders schlimm werden. Der Journalist Chris Atkins (46) hat mehrere Jahre in dem gefürchteten Gefängnis verbracht, in einem Buch erinnert er sich an die Geräuschkulisse, die sich in sein Gedächtnis eingebrannt habe: „Es klingt, als hätte jemand jeden einzelnen Soundeffekt heruntergeladen, und würde sie alle auf einmal abspielen.“
Mit das Unangenehmste am Gefängnis sei das Essen gewesen, erinnert sich derweil der Fußballfunktionär Uli Hoeneß (70), der 2014 wegen Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe verurteilt worden war. „In den ersten neun Monaten habe ich mich eigentlich nur von Marmeladenbroten ernährt“, sagte er unlängst der „Zeit“. Er sei von anderen Gefangenen bedroht worden und habe besonders dann gelitten, wenn ihm bewusstgeworden sei, dass er etwas in der Außenwelt verpasse. „Am schlimmsten vielleicht an dem Tag, als meine Frau im Gefängnis angerufen hat und mir ausgerichtet hat, dass unser 15-jähriger Labrador Kuno am nächsten Tag sterben würde“, so Hoeneß. „Und dann liegst du da, nachts, und weißt, dass dein Hund in ein paar Stunden eingeschläfert wird.“
Frauen halten zusammen
Vielleicht schöpft Becker Kraft aus der Aussicht, seine Familie wiederzusehen. Amadeus wolle den Vater unbedingt besuchen, berichtet Lilly Becker. Sie betont, dass Ex-Frau Barbara (55), Freundin Lilian de Carvalho Monteiro (35) und sie selbst Becker die Treue halten: Die Frauen seines Lebens stehen in Kontakt, sie wollen dem gefallenen Star helfen. „Wir Frauen werden diese Krise gemeinsam meistern und zusammenhalten.“
Verbleib des Elternhauses
Während des Prozesses herrschte im Heimatort Beckers längere Zeit Ungewissheit über die Frage, in wessen Besitz das Elternhaus der Tennis-Legende eigentlich ist. Schon damals zeichnete sich ab, dass das Haus juristisch eine Rolle spielen könnte. Im Prozess gegen Becker wurde schließlich klar, dass er die Existenz des Objekts den Ermittlungsbehörden gegenüber verschwiegen hat.
Immobilienmaklerin Anja Bothe, die ihr Geschäft vor Ort betreibt, war den Medien gegenüber zu Stillschweigen verpflichtet. Sie bot das Haus über Monate im Internet auf der Plattform Immoscout 24 an. Die Villa mit Blick in die Rheinebene sollte für rund zwei Millionen Euro verkauft werden. Ob Boris Becker ihr Auftraggeber war, beantwortete sie nicht. Ein lebenslanges Wohnrecht für dessen Mutter Elvira (86) verhinderte bisher offenbar den Verkauf des Anwesens – weshalb die Maklerin die Anzeige im Immobilienportal löschte.
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