Viernheim. Vor 25 Jahren wurden die Stadtwerken Viernheim in eine GmbH umgewandelt. Diese ist Eigentum der Stadt und wird unter deren Aufsicht geführt. Seitdem stellen sich die Stadtwerke erfolgreich dem Wettbewerb auf dem freien Markt der Energieanbieter. Das Jubiläum wurde gebührend im Restaurant des Bürgerhauses gefeiert, dazu wurden viele Weggefährten und ehemalige Aufsichtsräte eingeladen.
Eine Wanderausstellung, die Aufgaben, Leistungen und Herausforderungen der Stadtwerke thematisiert, wurde zu diesem Anlass eingeweiht.
Wie selbstverständlich nutzt man Trinkwasser aus dem Hahn, Strom aus der Steckdose, zwei Schwimmbäder und den leuchtend gelben Stadtbus. Was dahinter steckt, soll die Ausstellung mit ihren neun Paneelen nun sichtbar machen. Zurzeit ist sie im Foyer der Stadtwerke Viernheim in der Industriestraße 2 zu sehen, Mitte Juli wandert sie weiter ins Museum Viernheim, Mitte August in die Filiale der Sparkasse.
Im Stadtparlament heftig um Gas- und Strompreise gestritten
Bürgermeister Matthias Baaß, gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender, erinnert sich noch gut an die Zeit vor der Gründung der GmbH: „Im Stadtparlament wurde über Strom- und Gaspreise heftig gestritten, die einen sagten ,zu teuer’, die anderen ,zu günstig’. Heute ist es unvorstellbar, dass das Parlament die Preise festlegt.“
Es sei die richtige Entscheidung gewesen, dass die Stadtwerke zwar in kommunaler Hand blieben, aber eine GmbH werden. „Viele Stadtwerke von damals gibt es heute nicht mehr, da sie von großen Konzernen aufgenommen wurden.“
Eine GmbH habe mehr Handlungsmöglichkeiten und könne schneller entscheiden, wenn es zum Beispiel um Flüchtlingsunterkünfte geht oder ums Waldschwimmbad, das umfangreich saniert wurde und ein neues Schwimmerbecken erhielt. Die Entscheidungen im Gemeinderat dagegen sind an Rahmenbedingungen gebunden, die eingehalten werden müssen – das kostet Zeit. Baaß bewertete die 25 Jahre „unterm Strich positiv“.
Geschäftsführer Ralph Franke blickte ebenfalls mit Freude zurück: „Ich kannte damals Viernheim noch nicht. Ich habe am 16. April 1999 das erste Gespräch mit Herrn Baaß geführt, im Oktober kam ich dann nach Viernheim.“ Kurz darauf wurde Franke Geschäftsführer.
Die Ausstellung solle Besuchern ein Gefühl für die Aufgaben der Stadtwerke vermitteln. Viele der Gäste, die bei der Feier waren, hatten in der Zeit vor der Gründung der GmbH im Gemeinderat ehrenamtlich die Stadtwerke begleitet und den Grundstein für die GmbH gelegt. „Mit der Ausstellung möchten wir den Bürgern Lust machen, sich für die Stadtwerke zu engagieren, als Mitarbeiter, im Aufsichtsrat oder als Kunden“, fügte Franke hinzu.
„Frühzeitig die Weichen auf Energiequellen der Zukunft gestellt“, so lautet eine Überschrift auf einem Paneel der Ausstellung. Hier geht es um ein besonders wichtiges Thema: die Energiewende, die die Energiewirtschaft und -Infrastruktur grundlegend verändert hat und weiterhin verändern wird.
Stadtwerke investieren schon lange in regenerative Energien
Schon vor mehr als 15 Jahren haben die Stadtwerke begonnen, in regenerative Energien zu investieren. Die Planungsgesellschaft 3P Energieplan wurde gegründet. „Unter ihrer Leitung konnten wir gemeinsam mit den Stadtwerken Bad Vilbel an vier Standorten 14 Windkraftanlagen bauen und in Betrieb nehmen“, sagte Franke, der auch die Stadtwerke Bad Vilbel leitet.
Im Jahr 2023 folgte die erste Photovoltaik-Freiflächenanlage in Kirrweiler. Aktuell laufen die Vorbereitungen für eine vergleichbare PV-Anlage im Viernheimer Rodfeld. „Damit können wir zusammen mit den PV-Modulen, die in Viernheim auf privaten und öffentlichen Gebäuden installiert sind, bei Sonnenschein in unserer Stadt Stromautarkie erreichen“, meinte Franke zuversichtlich.
Da der Strom nicht mehr von einem großen Kraftwerk kommt, sondern aus vielen kleineren, dezentralen Quellen, findet gerade ein Paradigmenwechsel in der Steuerung der Stromversorgung statt. Der Energiefluss muss intelligent gesteuert werden, um die Versorgung jederzeit sicherzustellen – Digitalisierung heißt die große Herausforderung.
Die Stadtwerke setzen daher umfassende Ressourcen in den neuen digitalen Prozessen ein. Die Verbraucherinnen und Verbraucher bekommen davon kaum etwas mit, der Prozess läuft im Hintergrund ab. Was sie beim Umbau der Infrastruktur in den kommenden Jahren direkt betreffen wird, ist der Austausch ihrer alten analogen Zähler gegen moderne digitale Messeinrichtungen.
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