Kohlendioxid-Ausstoß

Viernheim überholt die Bundesrepublik beim Klimaschutz

„Was Viernheim macht, wirkt extra!" Viernheims Bürgermeister Matthias Baaß ist stolz, dass die Brundtlandstadt die CO2-Emissionen zwischen 2016 und 2022 um 22 Prozent gesenkt hat - bundesweit sind es nur 16 Prozent

Von 
Sandra Usler
Lesedauer: 
Hoffnungsträger Sonnenenergie: Unser Foto zeigt die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Viernheimer TSV-Halle. Die Stadt setzt künftig bei öffentlichen Gebäuden noch stärker auf diese Form der Energieerzeugung. © Sandra Usler

„Was Viernheim macht, wirkt extra!“ Bürgermeister Matthias Baaß (SPD) zeigt sich stolz, als er auf die neueste CO2-Bilanz für Viernheim blickt: Die entsprechenden Emissionen wurden zwischen den Jahren 2016 und 2022 um etwa 22 Prozent reduziert. Im Bundesdurchschnitt betrug der Rückgang im gleichen Zeitraum lediglich 16 Prozent. „Es ist das Ergebnis einer Gemeinschaftsleistung“, sagt der Brundtlandbeauftragte Philipp Granzow zum Zusammenspiel von Politik, Verwaltung, Unternehmen und Bürgern. „Hilft es überhaupt etwas, wenn man etwas tut?“ greift Baaß eine Frage auf, die im Zusammenhang mit Klimaschutz oft gestellt werde. Aus Sicht der Stadt spricht die nun vorgelegte Bilanz eine deutliche Sprache und zeigt, wie Klimaschutz wirkt.

2016 wurde die Statistik schon einmal für Viernheim ermittelt, die Firma B.A.U.M. Consult hat sechs Jahre später die aktuellen Zahlen aufbereitet. „Das ist eine Wissenschaft für sich“, beschreibt der Bürgermeister das Ergebnis. Die erhebliche Verringerung von CO2 sei ein klares Zeichen, dass auch kleinste Veränderungen nicht vergeblich sind. Brundtlandbeauftragter Granzow erläutert die zentralen Ergebnisse der Bilanz. Die Treibhausgas-Emissionen, erzeugt durch Wärme, Strom und Verkehr, lagen demnach 2016 bei 225 208 Tonnen CO2. Sechs Jahre später betrug der Wert 175 479 Tonnen.

Kohlendioxid-Bilanz in Viernheim

  • Die B.A.U.M. Consult GmbH mit den Arbeitsschwerpunkten Energie und Klimaschutz, Förderung und Forschung sowie nachhaltiges Wirtschaften hat die Bilanzen 2016 und 2022 für die Stadt Viernheim berechnet. Für 2016 hatte das Büro eine Emission von 225 208 Tonnen CO2 ermittelt. Dieser Wert ist im Jahr 2022 auf 175 479 Tonnen CO2 gesunken.
  • Um fast ein Drittel ist die Emission im Sektor Wärme zurückgegangen, von 81 062 Tonnen CO2 auf 57 108 Tonnen CO2 - konkret ein Rückgang um 29,6 Prozent.
  • Im Sektor Strom ist der Ausstoß von 64 655 Tonnen CO2 auf 48 955 Tonnen CO2 gesunken - ein Rückgang um 24,3 Prozent.
  • 69 415 Tonnen CO2 aus dem Bereich Verkehr wurden im Vergleich zu 79 492 Tonnen CO2 im Jahr 2016 ermittelt - ein Rückgang um 12,7 Prozent.

Doch wie lässt sich ein solcher Wert ermitteln? Der Rückgang der Emissionen für Strom und Wärme ergibt sich aus den Verbrauchsdaten, die Experten von den Versorgern erhalten. Beim Blick auf den Verkehr wird etwa die Anzahl der in Viernheim zugelassenen Autos mit dem durchschnittlichen Verbrauch und dem Nutzerverhalten berechnet. „Dieses Verhalten ist bundesweit deutlich zurückgegangen“, sagt Granzow. Im Klimaschutzkonzept der Stadt Viernheim wurden auf Basis der Daten von 2016 zwei Zukunftsszenarien zur Verringerung der Emissionen entwickelt.

Mehr zum Thema

Viernheim

Bedroht Gasleitung in Viernheim einen seltenen Käfer?

Veröffentlicht
Von
Kathrin Miedniak
Mehr erfahren
Veranstaltungen

So feiert Viernheim diesen Sommer

Veröffentlicht
Von
Othmar Pietsch
Mehr erfahren
Soziales

Wie in Viernheim gegen Kinderarmut gekämpft wird

Veröffentlicht
Von
Othmar Pietsch
Mehr erfahren

Im Trendszenario sind Entwicklungen zu mehr Effizienz und der steigende Anteil erneuerbarer Energien beachtet, ohne eigenes kommunales Zutun. Das sollte für eine CO2-Minderung von 23 Prozent bis 2030 reichen. Das ehrgeizigere Szenario sieht mehr Klimaschutz durch wirksame kommunale Entscheidungen und Aktivitäten vor und hält Einsparungen von 41 Prozent für realisierbar. „Wir haben sechs Jahre später schon fast das Ziel des Trendszenarios erreicht“, fasst der Brundtlandbeauftragte zusammen.

Viele einzelne Entscheidungen ergeben eine positive Klimabilanz für Viernheim

Diese positive Bilanz seien ein Verdienst vieler einzelner Entscheidungsträger. Unternehmen, Bürger, Stadtwerke, Verwaltung und Kommunalpolitik hätten sich zu Klimaschutzmaßnahmen entschlossen, heißt es. Rathauschef Baaß nennt die Erneuerung, den Austausch oder die Optimierung energetischer Anlagen in städtischen Gebäuden als Beispiele. „Wir haben in dem Zeitraum zwei klimaneutrale Kindertagesstätten mit sehr gutem Wärmeschutz, effizienter Technik und Nutzung regenerativer Energien gebaut“, sagt er mit Blick auf die vergangenen Jahre. Den größeren Anteil als die Stadt - mit nur zwei Prozent des Gesamtaufkommens - hätten aber die anderen Beteiligten in Viernheim. Die Stadtspitze setzt darauf, dass die Emissionen in den kommenden Jahren weiter verringert werden. Einsparpotenziale ergeben sich demnach etwa durch die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED sowie den weiteren Ausbau der Photovoltaik. „Die großen Anlagen, die nach 2022 in Betrieb gegangen sind, wurden in der aktuellen Bilanz nicht berücksichtigt“, betont Granzow.

Der Mannheimer Morgen auf WhatsApp



Auf unserem WhatsApp-Kanal informieren wir über die wichtigsten Nachrichten des Tages, empfehlen besonders bemerkenswerte Artikel aus Mannheim und der Region und geben coole Tipps rund um die Quadratestadt

Jetzt unter dem Link abonnieren, um nichts mehr zu verpassen

Zusammen mit den geplanten Freilandanlagen werde die Leistung für Viernheim mehr als verdoppelt. Zudem werden Gas und Öl zunehmend durch Wärmepumpen verdrängt, auch werde immer mehr auf Elektromobilität umgestellt. „Jeder einzelne Bürger kann auch ohne große Investitionen mithelfen“, ist Granzow überzeugt und zählt praktische Beispiele auf: „Auf energiesparende Geräte achten, die Heizung einen Schritt runterdrehen oder einzelne Räume gar nicht beheizen, nur noch LED-Beleuchtung verwenden.“

So könnten kleine Schritte eine große Wirkung bei der Reduktion der Treibhausgase haben. Die Stadt habe bis 2030 ein ehrgeiziges Ziel: „Wenn wir das Trendziel schon so früh geschafft haben, wollen wir bis 2023 auch mindestens die 41 Prozent Einsparung erreichen!“

Freie Autorin

Copyright © 2025 Südhessen Morgen

VG WORT Zählmarke