Viernheim. Viernheimer fahren gerne Rad. Diesen Eindruck erweckt zumindest die Aktion Stadtradeln, bei dem die Kommune Jahr für Jahr Spitzenplätze belegt. Erwachsene nutzen das Velo, um ins Büro oder zum Vereinstreffen zu kommen. Jugendliche steuern vor allem die Schulen an. Damit die umweltfreundliche Fortbewegung weiter an Fahrt gewinnt, plant die Stadt nun einen zusätzlichen Radweg - der vor allem Ausflüglern dient.
Die neue, 1,9 Kilometer lange Trasse soll von der Brücke über die Autobahn 659 bis nach Muckensturm führen und die innerörtlichen Strecken sowie den gerade fertiggestellten Weg nach Hüttenfeld ergänzen. Die Landesstraße 3111 stellt somit - und zwar über die Stadtgrenzen hinaus - nicht nur eine Autostrecke, sondern auch eine Radroute dar. Der Bau- und Umweltausschuss beschäftigt sich in seiner Sitzung am Donnerstag, 19 Uhr, im Ratssaal, mit dem Thema.
Abstimmung mit Hessen-Mobil und Rhein-Neckar-Kreis
Erster Stadtrat Jörg Scheidel sieht die künftige Trasse als „weitere Anbindung der Stadt an die regionale Umgebung“. Der Streckenabschnitt bis zum Heddesheimer Ortsteil sei bislang in großen Teilen noch ohne Radweg entlang der Straße. Radfahrer, die sich nicht dem Verkehr und damit verbundenen Gefahren aussetzen wollen, seien gezwungen, über die Feldwege der Neuzenlache zu fahren.
Doch das ändert sich, wenn das geplante Projekt fertiggestellt ist. Als außergewöhnlich bezeichnet Scheidel dabei die Kooperation zwischen zwei Bundesländern. Die Stadt plane in enger Abstimmung mit Hessen-Mobil. Beteiligt sei aber eben auch der Rhein-Neckar-Kreis in Baden-Württemberg, der seinen Beitrag zur Finanzierung leiste. „Es gibt eine gemeinsame Ausschreibung für das Gesamtprojekt“, sagt der Baudezernent der Stadt Viernheim. Dieses Vorgehen sei „so, wie man es sich wünscht - sehr lobenswert“. Die Arbeiten werden voraussichtlich Ende August beginnen und etwa ein Jahr dauern. Die Kosten für den Abschnitt auf hessischer Seite beziffert die Kommune auf voraussichtlich rund 1,1 Millionen Euro.
Verbreiterung des Wegs bis zur Ziegelhütte
Der geplante Rad- und Gehweg nach Südosten soll von den Verkehrsteilnehmern in beide Richtungen genutzt werden. Im ersten, etwa 300 Meter langen Abschnitt wird der bereits vorhandene Weg auf der südlichen Seite der L 3111 verbreitert. Momentan misst er nur 1,50 Meter, nach dem Umbau soll er das Standardmaß von 2,50 Meter haben. Dieser Bereich beginnt an der Autobahnbrücke und endet an der Einmündung der Straße In der Ziegelhütte, wo der Radweg zurzeit endet.
Auf der zu Beginn etwas abschüssigen Strecke ist eine 150 Meter lange Stützmauer vorgesehen, erläutert Scheidel - „damit der Radweg nicht absackt“. Außerdem verhindere diese Maßnahme ein zu starkes Eingreifen in die „ökologisch wertvolle Fläche“, die sich an dieser Stelle befinde. Auch ein Amphibienschutz gehört zum Konzept.
Hinter dem Abzweig Ziegelhütte entsteht anschließend ein komplett neuer Rad- und Gehweg. Der zweite Abschnitt des Bauprojekts umfasst die Strecke bis zur Landesgrenze und ist 780 Meter lang. Aus Gründen der Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer ist ein Grünstreifen mit einer Breite von 1,75 Meter zwischen Fahrbahn und Radtrasse geplant. Auf der anderen Seite soll es einen geschotterten Befestigungsstreifen geben, er misst einen halben Meter.
Umleitungsstrecke führt über Heddesheim
Das Prinzip sei ähnlich wie bei der Verbindung durch den Wald nach Hüttenfeld, erklärt der Erste Stadtrat. Durch eine entsprechende Neigung wird der Weg nach außen entwässert. Die Bauabschnitte drei bis fünf betreffen die Kreisstraße 4134 auf baden-württembergischer Seite bis zum Kreisel in Muckensturm. Die Länge beträgt hier etwa 800 Meter.
Im Zuge der Arbeiten ist eine Kampfmittelsondierung vorgesehen. Die Viernheimer Stadtverwaltung weist auf „einige Verdachtspunkte“ hin, die den Einsatz der Experten erforderlich machten. Außerdem werde eine archäologische Untersuchung ausgeschrieben. Falls es zu Funden komme, müssten weitere Schritte eingeleitet werden. Auf der baden-württembergischen Seite muss zudem auf eine Wasserschutzzone und ein Biotop Rücksicht genommen werden.
Während der Arbeiten ist die Landstraße für Autos nur nach Osten befahrbar. In umgekehrter Richtung ist ab Baubeginn eine Umleitungsstrecke von Muckensturm über die K 4134, Heddesheim und die L 631 ausgeschildert. Zum Abschluss des Projekts am Kreisverkehr kommt eine Ampel zum Einsatz, damit der Kfz-Verkehr wieder in beide Richtungen fließen kann.
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