Ausstellung

Kunstvolle Küchenausstattung im Museum Viernheim

Das Museum Viernheim widmet sich in seiner neuen Ausstellung kunstvoll gestalteten Küchengegenständen aus Keramik, die aus den 1920er Jahren stammen. Sie sind noch bis zum 27. April zu sehen

Von 
Othmar Pietsch
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Joachim Keune (v.l.), Matthias Baaß, Elke Leinenweber, Denise Kamm und Günther Lang hinter einer Vitrine mit kunstvoll gestalteten Kakao-Kannen. © Othmar Pietsch

Viernheim. Das Viernheimer Museum steht ganz im Zeichen kunstvoll gestalteter Gebrauchsgegenstände der 1920er und 1930er Jahre. Im ehemaligen Forsthaus ist Keramikgeschirr ausgestellt, das einst in den Küchen gut situierter Bürger zu finden war. Nach der Ausstellungseröffnung ging es in den Garten, wo beim Mitmachtag für Familien mit Kindern ab sechs Jahren eigene Keramiken gestaltet werden konnten.

„Das Museum ist ein Schmuckstück für Viernheim, in dem neben Funden und Exponaten aus der Stadtgeschichte auch immer wieder interessante Sonderausstellung stattfinden. Dass es auch Sammlungen von Gebrauchsgegenständen aus Küchen gibt, war mir aber unbekannt. Umso mehr bin ich von den keramischen Kunstwerken überrascht“, lies Bürgermeister Matthias Baaß bei seiner Begrüßung wissen. Demnächst wird auch die Freundesstadt Haldensleben in den Genuss der Ausstellung kommen. Dort hatte die Firma Carstens Uffrecht eine Produktionsstätte.

Gedenkminute für Hans-Jürgen Unger

Zu Beginn der Ausstellungseröffnung gab es eine Gedenkminute für den vor wenigen Tagen verstorbenen Hans-Jürgen Unger, der sich besonders stark im Heimatmuseum engagiert hatte. Unter anderem war er Gründungsmitglied des Backteams, das bei den Veranstaltungen den Holzofen im Garten angeheizt hatte.

Museumsleiterin Elke Leinenweber ist es einmal mehr gelungen, in Zusammenarbeit mit den Leihgebern Joachim Keune und Günther Lang die Exponate ins rechte Licht zu rücken und auf Tafeln mit Text und Fotografien Wissenswertes zu vermitteln. „Wir wollen die Besucher in vergangenen Zeiten mitnehmen, in Jahre des Aufbruchs, wo diese Werke mit ihrer Gestaltung und Farbgebung Optimismus verbreiteten“, so Leinenweber.

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Wie kommt man darauf, Dekorkeramik zu sammeln? „Meine Triebfeder waren die Objekte der russische Avantgarde, das hat vor gut 30 Jahren begonnen. Das erste Stück war eine Gebäckdose aus der Werkstatt von Theodor Paetsch in Frankfurt/Oder“, erinnert sich Joachim Keune an die Anfänge. Seither ist er zusammen mit Günther Lang auf der Suche nach Schätzen aus vergangenen Zeiten.

Nähere Informationen zur Ausstellung gab es von der Mannheimer Kunsthistorikerin Denise Kamm, die besonders auf die Entwicklung bei der Herstellung von Steingut im Lauf der Jahre einging. Demnach bestimmten Mitte der 1920er Jahre geometrische Formen und leuchtende Farben das Design des Alltagsgeschirrs. Inspiriert durch zeitgenössische Kunstströmungen schufen Keramikfirmen zeitlose Meisterwerke, die noch dazu erschwinglich waren. Die Muster wurden unter Zuhilfenahme von Schablonen im Airbrush-Verfahren auf die Werkstücke aufgebracht und in den Fabriken sogar zur Massenware.

Ein Großteil der Exponate stammt aus der Sammlung des Viernheimers Joachim Keune, der seine Stücke nun zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich macht. Die Objekte gehören zum Bereich des täglichen Lebens und variieren von Tortenplatten über Kannen für Kaffee, Tee und Kakao bis hin zu Gebäckdosen. Weitere Ausstellungsobjekte wurden aus dem Fundus des Museums im Alten Rathaus Grünstadt bereitgestellt.

Abstraktes Spritzdekor feiert Erfolge bis in die 1930er Jahre

„Die Erfolgsstory des abstrakten Spritzdekors endete bereits in den 1930er Jahren mit der von den Nationalsozialisten geforderten und forcierten Hinwendung zum Volkstümlichen. Neben der Darstellung des Herstellungsprozesses und der Designgeschichte wird auch die gesellschaftliche Entwicklung vor 100 Jahren in den Fokus genommen“, so die Kunsthistorikerin.

Die Einführung in die Ausstellung wurde von Mitgliedern der Viernheimer Musikschule umrahmt. Das Streichertrio mit Sophia Hramer, Lenny Erkol und Matthias Bantay hatte sich „The Easy Winners für drei Celli“ von Scott Joplin und ein „Tico-Tico“ con Zequinha de Abreu ausgesucht. Sofia Ibel spielte auf der Querflöte ein „Thema mit Variationen“ von Teobaldo Monzani.

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Beim Mitmachtag können die Familien anschließend im Museumsgarten experimentieren und die Entstehung der Spritzdekorkeramik vom Entwurf bis zum Aufbringen der Dekore erleben. Schritt für Schritt konnte man sich als Industriedesigner versuchen. An der Entwurfsstation entstanden eigene Kreationen auf Papier. Inspirationen gab es durch Vorlagen, die sich stark an die Ausstellungsstücke anlehnten. Geometrische Formen in bunten Farben sind hier zu abstrakten Kompositionen zusammengefügt, was die Fantasie anregt. Weiter ging es mit der Umsetzung der Dekore per Airbrush auf Papier oder an der Dekorstation, wo kleine keramische Objekte selbst mit eigenen Entwürfen verziert werden können.

Nebenan kümmerte sich das Back- und Museumsteam um das Wohl der Gäste. Mit Flammkuchen und Kuchen sowie erfrischenden Getränken war für das leibliche Wohl der Besucherinnen und Besucher bestens gesorgt. Auch das leckere Museumsbrot wurde zum Verkauf angeboten.

Die Ausstellung ist noch bis zum 27. April 2025 im Museum Viernheim donnerstags von 16 bis 18 Uhr, sonntags von 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung zu besichtigen.

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