Viernheim. Alte Banner, Fahnen und Planen von städtischen Veranstaltungen werden zu schicken Handtaschen, praktischen Einkaufstaschen, einzigartigen Laptop-Taschen und coolen Schlampermäppchen verarbeitet und im Weltladen verkauft: Das Upcycling-Projekt „FAIRwandeln“ ist nur eine der Aktionen, mit denen sich die Viernheimer für den fairen Handel einsetzen. Dafür bekommt die Stadt nun erneut den Titel einer „Fairtrade-Stadt“.
„Wir erfüllen seit 2010 die geforderten fünf Kriterien der Fairtrade-Town-Kampagne“, ist Bürgermeister Matthias Baaß stolz darauf, dass die Stadt mit ihren Bemühungen vor Ort hilft, den benachteiligten Produzentengruppen im Süden ein verbessertes Einkommen zu verschaffen. „Dafür ist die Verwaltung aber nicht allein verantwortlich“, reicht der Bürgermeister die Urkunde als Fairtrade-Stadt weiter an Sonja Ott und Robert Toth vom Vorstand des Eine-Welt-Kreises Viernheim.
Eine-Welt-Kreis verkauft seit 1994 fair gehandelte Artikel
Der Eine-Welt-Kreis entstand 1987 in Anknüpfung an die Misereoraktion mit Kinder- und Jugendgruppen in der Pfarrei St. Aposteln. Monatlich wurden Dritte-Welt-Artikel verkauft und geeignete Projektpartnerschaften gesucht. Für Pfarrer Lothar Bauchrowitz und seine Hilfsprojekte in Rondonopolis in Brasilien wurde ein fester Partner gefunden, der 1994 zum eingetragenen Verein wurde. Die Abgabe fair gehandelter Artikel aus einem Bauwagen heraus mündete 2000 in die Eröffnung des Weltladens in der Innenstadt, vor 15 Jahren zog der Laden an seinen heutigen Standort um. Die Mitarbeiter arbeiten ehrenamtlich, sämtliche Verkaufserlöse werden nach kostendeckender Arbeit an entwicklungspolitischen Förderprojekte abgegeben. Neben dem Betrieb des Weltladens ist der Eine-Welt-Kreis jedes Jahr an verschiedenen Aktion in der Stadt beteiligt und trägt damit einen wesentlichen Teil zu Zertifizierung als Fairtrade-Stadt bei.
Das globale Netzwerk der Fairtrade-Towns umfasst über 2000 Fairtrade-Towns in insgesamt 36 Ländern. In Deutschland verleiht der gemeinnützige Verein Fairtrade Deutschland diese Auszeichnung. Viernheim wurde am 9. Mai 2010 erstmals zur Fairtrade-Stadt ernannt – als 14. Stadt in Deutschland, als zweite Stadt in Hessen und als erste Kommune in der Metropolregion Rhein-Neckar. In Deutschland tragen inzwischen über 880 Städte den Titel. Die Kriterien werden alle zwei Jahre überprüft und danach der Titel erneut vergeben.
Zur Zertifizierung als Fairtrade-Stadt müssen fünf Kriterien erfüllt werden. Bereits 2009 traf die Stadtverordnetenversammlung den noch gültigen Beschluss, den fairen Handel in der Kommune zu unterstützen. „In der Stadtverwaltung und bei parlamentarischen Sitzungen werden faire Produkte wie Kaffee und Zucker verwendet“, erklärt Andrea Ewert, die zur geforderten Steuerungsgruppe mit Mitarbeitern der Stadtverwaltung und Vertretern des Eine-Welt-Kreises gehört.
In das Fairer-Handel-Konzept gehört die Einbindung der Bürger, deshalb kooperiert der Weltladen mit Schulen, Kirchen und Vereinen und bietet verschiedene Veranstaltungen an, um das Bewusstsein für den fairen Handel zu wecken und zu stärken. „Und wir versuchen, gemeinsame Aktionen von Stadtverwaltung und Eine-Welt-Kreis umzusetzen“, führt Andrea Ewert aus. Vierte Voraussetzung ist, dass Fairtrade-Produkte im Einzelhandel zu kaufen sind – und mittlerweile führen ja neben dem Weltladen fast alle Supermärkte die Waren aus fairem Handel, und bekannte Coffee-to-go-Ketten schenken fair angebauten Kaffee aus.
Zertifikat für Viernheim gilt nun wieder bis ins Jahr 2026
Der letzte Punkt betrifft die Öffentlichkeitsarbeit, über die Fairtrade-Aktionen in der Kommune sollte regelmäßig berichtet werden. Die Stadt Viernheim konnte all diese Anforderungen erfüllen und darf sich bis mindestens 2026 Fairtrade-Stadt nennen.
„Durch ihr Engagement für den fairen Handel vor Ort nimmt die Stadt Viernheim eine Vorreiterrolle ein. Dies setzt ein konkretes Zeichen für eine gerechtere Welt, indem Viernheim dazu beiträgt, dass durch faire Handelsbeziehungen den benachteiligten Produzentengruppen im Süden zu einem verbesserten Einkommen verholfen wird“, heißt es in der offiziellen Urkunde.
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