Einsatzkräfte proben

Feuerwehr übt in Spezialcontainer in Bürstadt: Im Kriechgang durch das Inferno

In Bürstadt trainieren Feuerwehrleute in einer Anlage, mit der sich täuschend echt ein Brand simulieren lässt. „Absuchen und Orientieren" sowie „Menschenrettung und Brandbekämpfung" findet inmitten von Rauchschwaden statt

Von 
Stephen Wolf
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Um sich besser auf den Ernstfall vorbereiten zu können, nutzen Kräfte aus dem Landkreis zurzeit eine Brandsimulationsanlage in Bürstadt. © Berno Nix

Bürstadt. Plötzlich steigt dichter Rauch auf. Die Flammen im Inneren des Containers sind durch ein Fenster gut zu sehen. Nun kommt es auf die Feuerwehrleute Florian Röll und Patrick Fleer an. Ausgerüstet mit Atemschutzgeräten und einem Hochdruckschlauch stürmen die Einsatzkräfte in den verwinkelten Raum. „Wasser marsch!“ Es ist nur eine Übung, die sich in einer Simulationsanlage auf dem Gelände der Feuerwehr in Bürstadt abspielt. „Aber dieses Training kann helfen, Leben zu retten“, betont der stellvertretende Kreisbrandinspektor Markus Stracke an diesem Julitag.

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Im Inneren der Containeranlage spielt sich ein realistisches Brandszenario mit Hitze und tatsächlichen Flammen ab, die mit Wasser gelöscht werden müssen. Organisiert hat das Land Hessen die gasbefeuerten Container zur Ausbildung von Trägern der Atemschutzgeräte. Hessenweit steht die Anlage jedem Kreis für etwa eine Woche zur Verfügung, täglich ist ein zehnstündiger Betrieb vorgesehen. „Man weiß ja nie, was einen in einer solchen Situation erwartet. Deshalb sind Übungen in einem möglichst realistischen Szenario auch so wertvoll“, ist der 36 Jahre alte Markus Stracke überzeugt.

Noch bis Sonntag steht die „mobile Brandsimulationsanlage“ für Einsatzkräfte aus dem Kreis Bergstraße bereit. Bis dahin haben sich exakt 324 Teilnehmer für die Trainingseinheiten angemeldet, wie Uwe Schwara erzählt. Auch der frühere Stadtbrandinspektor von Bürstadt und heutige Ausbilder für die Träger der Atemschutzgeräte hält die Übungseinheiten für eine sinnvolle Sache. „Zumal auch die Einweisung und die Nachbesprechung den Blick auf mögliche Gefahren schärfen“, fügt der 60 Jahre alte Ausbilder hinzu.

Im Brandfall ist jeder Handgriff wichtig. Das muss geübt werden. © Berno Nix

Schlecht Sicht, schwere Atemschutzausrüstung und Enge

Und tatsächlich, eine schwere Atemschutzausrüstung, schlechte Sicht und Hitze in einem engen Raum sind herausfordernd für die beiden jungen Feuerwehrleute. Bei der „Realbrandausbildung“ werden zwei Übungsszenarien geprobt. Zum einen das „Absuchen und Orientieren“, zum anderen „Menschenrettung und Brandbekämpfung“. Dabei müssen die Kräfte im dichten Rauch eine Puppe aufspüren, die ein Kind darstellen soll. „Mädchen und Jungen verstecken sich bei Gefahr oftmals. Daher müssen wir uns auf eine schwierige Suche am Brandort einstellen“, erklärt Lars Wahl, Ausbildungshelfer bei der Feuerwehr Lampertheim, die konkrete Absicht dahinter. Während der 26 Jahre alte Südhesse beschreibt, worauf es dabei ankommt, tobt der Brand weiterhin. Die Hitzeentwicklung im Inneren der Containeranlage ist enorm. Brennt es in einem Raum, verteilt sich Hitze aufgrund der Thermik höchst unterschiedlich. Wie der stellvertretende Kreisbrandinspektor Markus Stracke betont, kann bei einem Zimmerbrand Hitze von etwa 250 Grad am Boden herrschen, während die Temperaturen direkt unterhalb der Zimmerdecke bei 700 Grad liegen können. Daher sei es auch wichtig, dass Einsatzkräfte möglichst in geduckter Haltung gegen die Flammen angehen, berichtet Stracke. Sich im Kriechgang durch die tödliche Hitze zu kämpfen, das ist hier nicht so einfach. Denn in der verwinkelten Containeranlage erschwert nicht nur dichter Rauch die Sicht; auch zwischen Sessel, Tisch und einem Schrank müssen sich die Einsatzkräfte zurecht finden.

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Besser haben es da die Nachbarn des Feuerwehr-Standorts in der Bürstädter Römerstraße. „Grundsätzlich müssen sich Anwohnerinnen und Anwohner in den Betriebszeiten darauf einstellen, dass durch die gasbefeuerte Anlage ein erhöhter Geräuschpegel möglich ist“, heißt es in einer entsprechenden Mitteilung des Kreises Bergstraße. Landrat Christian Engelhardt (CDU) betont bei seinem Besuch in Bürstadt, dass die Übungen unter realen Bedingungen am Ende dem Schutz der Bevölkerung dienen. Bürgermeisterin Bärbel Schader hebt hervor, dass sich die Einsatzkräfte in Lebensgefahr bringen, um Menschen im Brandfall zu retten. Daher freue man sich in Bürstadt auch darüber, in den kommenden Tagen als Standort für die mobile Simulationsanlage dienen zu können, wie die Christdemokratin betont.

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Mittlerweile haben die beiden Einsatzkräfte der Feuerwehr Einhausen das Inferno wieder verlassen. Röll und Fleer legen die Einsatzkleidung wie vorgeschrieben ab, schließlich soll im Ernstfall direkter Hautkontakt mit krebserregenden Rußpartikeln vermieden werden.

Am Schluss noch die Manöverkritik: Ein Ausbilder, Klemmbrett mit Fragebogen in der Hand, zeigt sich zufrieden. „Gut gemacht“, sagt er. Sicher, ein paar Kleinigkeiten seien verbesserungswürdig. Aber deshalb übe man ja auch. Und wie war es für die Einsatzkräfte selbst? „Auch wenn man weiß, dass es sich um eine Übung handelt - es wirkt schon sehr realistisch“, sagt Florian Röll.

Redaktion

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