Protesttag

„Das System bricht bald zusammen“

Wieso der Bürstädter Zahnarzt Dr. Gerhard Weitz in Frankfurt demonstriert. Seit 38 arbeitet er in seiner Praxis - die Gebührenordnung sei seit 20 Jahren nicht mehr erhöht worden.

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Corinna Busalt
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Beim Protest in Frankfurt: Der Bürstädter Zahnarzt Dr. Gerhard Weitz. © Berno Nix

Bürstadt. Nach den Apothekern und Ärzten gehen nun auch die Zahnmediziner auf die Straße: Am Mittwoch, 25. September, dem Tag der Zahngesundheit, bleiben hessenweit viele Praxen geschlossen. Zentrale Kundgebung ist am Mittag auf dem Frankfurter Opernplatz. Dort will auch der Bürstädter Zahnarzt Dr. Gerhard Weitz demonstrieren.

„Ich fahre nach Frankfurt und geselle mich in meinem Praxis-Outfit zu den Kollegen“, sagt Gerhard Weitz, der seit 38 Jahren als Zahnarzt in Bürstadt praktiziert. Große Hoffnung, dass sich am System was ändert, hat er allerdings nicht. „Das bricht bald zusammen – denn in den nächsten fünf Jahren werden 15 bis 20 Prozent der Praxen schließen.“ Viele seien in seiner Generation und demnächst im Rentenalter. Weitz ist bereits 66 und will noch fünf bis sieben Jahre arbeiten. „Mein Vater hat selbst bis 77 praktiziert.“

Seit drei Jahren sucht der Zahnarzt eine Vollzeitkraft für seine Praxis. Aber der Markt der Zahnarzthelfer sei hart umkämpft. „An der Berufsschule in Bensheim haben zwei Klassen begonnen, aber es ist nur eine übrig geblieben: 20 junge Leute haben die Ausbildung abgebrochen“, sagt er kopfschüttelnd. Dass die Hauptarbeitszeit am Nachmittag liegt, sei wenig attraktiv, gerade in Sachen „Work-Life-Balance“ der jungen Leute. Laut Weitz wirkt aber auch das zu geringe Gehalt abschreckend, woanders werde mehr verdient. „Und unsere Einnahmen sind zu gering, um mit anderen Berufszweigen zu konkurrieren und qualifiziertes Personal zu gewinnen.“ Denn die Gebührenordnung sei seit mehr als 20 Jahren nicht erhöht worden. „Das Gesundheitssystem fährt gegen die Wand – auch in der Zahnmedizin“, schimpft der 66-Jährige.

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Wenn Personal fehlt wie bei ihm, müssten die Patienten länger warten: auf Termine oder auch auf dem Behandlungsstuhl. Diese Situation macht ihn wütend, deshalb habe er sich sofort entschieden, den Protest in Frankfurt zu unterstützen. „Aber wahrscheinlich wird das ignoriert, und es ändert sich gar nichts.“ Seinen Unmut zeigen will Zahnarzt Weitz trotzdem. (Bild: berno nix)

Redaktion Redakteurin des Südhessen Morgen und zuständig für die Ausgabe Bürstadt/Biblis

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