Viernheim. Nach den Ausschreitungen in der zurückliegenden Silvesternacht auf dem Viernheimer Apostelplatz hat der Magistrat der Stadt per Allgemeinverfügung für kommendes Silvester verboten, auf dem Apostelplatz Feuerwerkskörper zu zünden. Wie berichtet waren am 31. Dezember dieses Jahres Kräfte der Feuerwehr, die zum Löschen verschiedener Brandherde gekommen waren, laut Augenzeugen gezielt von einer Gruppe junger Leute mit Feuerwerkskörpern beschossen worden.
Böllerverbot in Viernheim gilt zunächst für 2025
Das Verbot gilt zunächst für die kommende Silvesternacht. Welche Bereiche in der Innenstadt konkret darunter fallen, werde noch ausgearbeitet, sagte Bürgermeister Matthias Baaß (SPD) auf Nachfrage dieser Redaktion. Das Verbot beziehe sich zunächst ausschließlich auf die Innenstadt, weitere Bereiche seien aktuell nicht angedacht.
Laut Baaß verlief die Diskussion im Magistrat über das von ihm und Erstem Stadtrat Jörg Scheidel (CDU) angeregte Böller-Verbot ohne jede Kontroverse. Der Magistrat ist in Hessen ein der Stadtverordnetenversammlung vorgeschaltetes Entscheidungsgremium. Alle im Stadtparlament vertretenen Fraktionen entsenden Mitglieder in den Magistrat einer hessischen Stadt.
Nach Lage der Dinge hatten Mitglieder einer 30 bis 50 Personen umfassenden Gruppe in der Silvesternacht absichtlich mehrere kleine Brände auf dem Apostelplatz gelegt, um die Viernheimer Feuerwehr auf den Plan zu rufen – und um sie gezielt mit Böllern zu beschießen. Beim Eintreffen der Polizei gaben die Übeltäter Fersengeld. Diese Aktion ist bis heute Stadtgespräch in Viernheim. Im Kern steht die Frage, warum man vor der Polizei abhaut, wenn man sich nichts hat zuschulden kommen lassen.
Raketen zielten nicht in den Nachthimmel
Während die Polizei erklärte, es sei kein gezielter Beschuss nachzuweisen gewesen und Zweifel an der Darstellung der Feuerwehrleute durchscheinen ließ, sprach ein Anwohner und Augenzeuge eine ganz andere Sprache. Hermann Wunderle, ehemaliger Pressesprecher der Stadt hat dieser Redaktion sein Erlebnis geschildert (wir haben berichtet). Es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln. Wunderle gilt in Viernheim als Ehrenmann. Er gab dieser Redaktion unter anderem zu Protokoll, dass immer mehr Raketen nicht in den Nachthimmel zielten, sondern in bestimmte Richtungen quer über den Platz abgeschossen wurden. Mehrere Personen hätten diesen im letzten Moment ausweichen können. Wieder Raketenflug aus der Gruppe. Und auch die aufgestellten Infotürmchen vom Weihnachtsmarkt bekamen ihr Fett ab.
Und zwischendurch immer wieder die brutalen Explosionen der illegalen und gefährlichen „Bombenschläge“. Denn sofort nach Zündung dieser Monster wären die Silvesterhelden auffallend schnell aus dem Gefahrenbereich gerannt. Schneller als ein Sprinter aus dem Startblock. Also bestand Gefahr für jedermann. Das war kein übliches Silvesterfeuerwerk. „Alles so geplant?“, fragte sich Wunderle.
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Die Feuerwehr war angerückt und wurde gleich ins Visier genommen. „Absichtlich. Ganz offensichtlich!“ Von der Gruppe aus erfolgten die Raketenabschüsse ganz gezielt. Zwei verfehlten das Ziel nur knapp, die dritte touchierte das Fahrzeugdach. Die vierte Rakete war auf einen Feuerwehrmann auf der Beifahrerseite gerichtet. Sie traf ihn oder das Fahrzeug. Dieser Feuerwehrmann zeigte laut Wunderle Löwenmut, rannte auf die Gruppe zu und rief: „Seid ihr denn verrückt geworden?“ Die Gruppe insgesamt floh in Richtung Rathausparkplatz. „Ich dachte mir: Wer sich ordnungsgemäß verhält, gesellschaftliche Spielregeln akzeptiert, der muss nicht wegrennen“, stellte Wunderle fest.
Daniel Schäfer, Vorsitzender der SPD-Fraktion, findet das jetzt durch den Magistrat festgelegte Böllerverbot auf dem Apostelplatz richtig. Und zwar im Sinne der Gefahrenabwehr. Es seien dort Gastronomie, Christbäume und nicht zuletzt immer wieder Passanten. Er sei häufig auf das Verbot angesprochen worden, so Schäfer. Dabei forderten die einen ein Verbot für die ganze Stadt, die anderen wollten Böller frei überall. Es gebe ja noch ausreichend andere Stellen zum Böllern, so Schäfer.
Verrohung ein gesellschaftliches Problem von gewaltiger Dimension
Torben Kruhmann von der CDU hält das Verbot für richtig und angemessen. Ziel müsse sein, die Menschen und die Einsatzkräfte zu schützen. Nun sei ein Sicherheitskonzept rund um den Apostelplatz zu erarbeiten, damit das Verbot auch durchgesetzt werden kann. „Es wäre allerdings naiv zu meinen, damit seien alle Probleme gelöst“, schränkte er ein. Die zunehmend um sich greifende Verrohung sei ein gesellschaftliches Problem von gewaltiger Dimension.
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