Silvester

Viernheim will Böllerverbot in Teilen der Innenstadt

Die entgleisten Feierlichkeiten in der Silvesternacht in der Viernheimer Innenstadt haben erste Konsequenzen: Bürgermeister Baaß und Erster Stadtrat Scheidel wollen ein Böllerverbot für Teile der Innenstadt erlassen

Von 
Bernhard Zinke
Lesedauer: 
Nach einer normalen Silvesterböllerei sahen die Hinterlassenschaften auch in der Viernheimer Wasserstraße nicht aus. © Bernhard Kreutzer

Viernheim. Die Feierlichkeiten in der Silvesternacht, die rund um den Apostelplatz in Viernheim aus den Fugen geraten sind, haben erste Konsequenzen. Bürgermeister Matthias Baaß und sein Stellvertreter, der Erste Stadtrat Jörg Scheidel, schlagen vor, in der Innenstadt eine Böllerverbotszone einzurichten. „Das wollen wir dem Magistrat schon in der nächsten Sitzung am kommenden Montag vorschlagen“, sagte Baaß am Montag auf Anfrage dieser Redaktion.

In der Silvesternacht war vor allem der Apostelplatz ein Schwerpunkt fragwürdiger „Feierlichkeiten“. Hier hatten nach Berichten der Feuerwehr und auch von Augenzeugen überwiegend jugendliche Gruppen unter anderem Einsatzkräfte gezielt mit Feuerwerkskörpern beschossen und mehrere größere Feuer entzündet. In der Bewertung der Ereignisse waren sich Feuerwehr und Polizei zunächst noch nicht ganz einig.

Grundsatzbeschluss für klare Regeln

Noch ist freilich nicht klar, auf welche Bereiche in der Innenstadt sich eine solche Verbotszone erstrecken könnte. Schließlich wolle man ja auch nicht erreichen, dass sich die Tumulte verlagern und einfach auf einem anderen Platz in Viernheim stattfinden. Dort könnte die Feuerwehr beim Einsatz dann erneut das Ziel von Feuerwerkskörpern sein.

Jedoch wollen Baaß und Scheidel mit der Entscheidung im Magistrat einen Grundsatzbeschluss fassen, nicht zuletzt um auch schnell ein Zeichen zu setzen. „Damit möchten wir eindeutig festlegen, was dort nicht erlaubt ist, und wir werden dies zusammen mit der Polizei auch durchsetzen, sollte dies nötig sein“, formulierte Baaß am Montag unmissverständlich in einer Pressemitteilung der Stadt.

Baaß leitet Situationsbericht vom Apostelplatz an Polizei weiter

Als Ordnungsdezernent hatte der Viernheimer Bürgermeister sich zuerst von seinem früheren Pressesprecher der Stadt, Hermann Wunderle, dessen detaillierten Bericht einer ausgesprochen unruhigen Silvesternacht schicken lassen. Der „Südhessen Morgen“ hatte Wunderles minutiöse Schilderung der Ereignisse im Wortlaut wiedergegeben. Baaß leitete den Bericht an die Polizei weiter. Schließlich könnten die Beschreibungen einen Ansatz für die Strafverfolgung bieten. Denn ein gezielter Angriff auf Einsatzkräfte mit Feuerwerkskörpern ist eine Straftat, macht Baaß deutlich, dass es sich keineswegs um Dumme-Jungen-Streiche handelt.

Er habe auch mit dem stellvertretenden Stadtbrandinspektor gesprochen, der in der Silvesternacht als Einsatzleiter vor Ort war. Der habe dem Bürgermeister nochmals bestätigt, dass sich die Einsatzkräfte eindeutig bedroht gefühlt hätten. Mehrere junge Leute aus einer größeren Gruppe heraus hätten sich auf die direkte Ansprache der Feuerwehr zwar entschuldigt, aber letztlich die Angriffe auch geduldet. Der Einsatzleiter habe auch nicht den Eindruck gehabt, dass der Angriff eine spontane Eskalation der Feiernden gewesen sei. „Sein Eindruck war, dass die Aktion geplant war“, berichtet Baaß von dem Gespräch.

Mehr zum Thema

Ausschreitungen

Viernheim: Rathaus fordert nach Silvesterkrawallen Böllerverbot auf Apostelplatz

Veröffentlicht
Von
Sandra Bollmann
Mehr erfahren
Silvesternacht

Viernheim: Einsatzkräfte am Apostelplatz gezielt attackiert

Veröffentlicht
Von
Sandra Bollmann
Mehr erfahren

Unabhängig von der Strafverfolgung sieht Baaß allerdings auch die Notwendigkeit, auf die jungen Leute zuzugehen und auf sie einzuwirken, dass sie künftig solche Taten unterlassen. „Das wäre schon Sache der Stadt“, sieht Baaß die Verwaltung in der Pflicht. Aber dazu müsse man die Personen erst einmal identifiziert haben, sagt er.

Baaß und Scheidel dankten auf jeden Fall ausdrücklich den Einsatzkräften von Feuerwehr und Polizei für ihr Einschreiten. „Feiern an Silvester ist jederzeit möglich und in Ordnung, aber nicht so“, formulieren der Bürgermeister und sein Stellvertreter. Menschen müssten den Apostelplatz in Sicherheit überqueren können – auch an Silvester.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

Copyright © 2025 Südhessen Morgen

VG WORT Zählmarke