Nach Todesfahrt

Nach Amokfahrt: Fasnachtsveranstaltungen in Mannheim abgesagt

Die Stadt Mannheim hat alle Fasnachtsveranstaltungen im öffentlichen Raum abgesagt. Auch in Heidelberg und anderne Orten finden am Dienstag keine Umzüge statt.

Von 
Peter W. Ragge und Till Börner
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Polizisten am Tatort in der Mannheimer Innenstadt. Nach der Amokfahrt finden in Mannheim und Heidelberg am Dienstag keine öffentlichen Fasnachtsveranstaltungen mehr statt. © René Priebe

Mannheim. So schnell waren sich Fasnachter noch nie einig: Binnen kurzer Zeit beschlossen Karnevalsvereine, Schausteller und Stadt nach der Amokfahrt am Montag, die Kampagne zu beenden und alle Veranstaltungen abzusagen. Die Stadt Mannheim hat mittlerweile alle Fasnachtsveranstaltungen im öffentlichen Raum abgesagt.

Unmittelbar betroffen war der Feuerio. Als die Polizei die Innenstadt sperrte, waren schon die ersten kleinen Besucher zum Kindermaskenball im Rosengarten eingetroffen. 800 Kinder waren dazu erwartet worden. „Es war klar, dass wir umgehend absagen“, so Vizepräsident Stefan Hoock. Das Team vor Ort habe sich dann mit Unterstützung von Rosengarten-Mitarbeitern um die Kinder und Eltern gekümmert, die bereits vor Ort oder unmittelbar auf dem Weg waren, damit sie im Gebäude und damit sicher sind. Sie wurden verpflegt und betreut, das Programm fiel aber aus.

Auch die Veranstaltung, die am Rosenmontag abends noch stattfinden sollte, und die Beteiligung an der Straßenfasnacht sagte der Feuerio ab. Dass die Kampagne sofort endet, „trifft auf unser vollstes Verständnis. Es ist überhaupt nicht vorstellbar, unter diesen Umständen den Abschluss der Fasnacht noch zu feiern“, so Stefan Hoock. Die Gedanken der gesamten Feuerio-Familie seien bei den Opfern und deren Angehörigen. „Der Feuerio ist schockiert, dass eine so schöne Kampagne ein so schreckliches Ende nehmen musste“, so der Vizepräsident.

Schockiert äußerte sich auch das Stadtprinzenpaar. „Auch wenn wir der unumstößlichen Überzeugung sind, unser Brauchtum und unsere Traditionen zu schützen und dass es gerade in dieser Zeit wichtig ist, Frohsinn zu verbreiten“, so Marco II. und Sarah I., „lassen es die Gedanken an das Geschehene und die Opfer nicht zu“, jetzt weiter aufzutreten. Sie würden daher keine Veranstaltungen mehr besuchen, so die Regenten – noch ehe dann die offizielle Absage aller Veranstaltungen von der Stadt und den Vereinen kommuniziert wurde.

Auch Fasnachtsumzüge in den Mannheimer Vororten abgesagt

Das betrifft nicht nur den Fasnachtsmarkt und die Straßenfasnacht in der Innenstadt, sondern auch die Fasnachtsumzüge in den Vororten Neckarau, Feudenheim und Sandhofen, die am Dienstag hätten stattfinden sollen. „Wir machen das nicht aus Angst, denn sonst gibt man diesen Tätern zu viel Macht, sondern aus Respekt vor den Opfern“, so Thomas Frank vom Vorstand der Bürgergemeinschaft Feudenheim, die den Fasnachtszug organisiert, der am Dienstagmittag hätte starten sollen und der größte der drei Stadtteil-Umzüge ist. „Es tut mir leid, für alle, die sich so viel Mühe gegeben haben“, so der Sandhofener Zugmarschall Heiko Stasch, aber die Stadt habe die Genehmigungen widerrufen.

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„Es ist aber richtig so, wir können nicht Trubel machen, Party feiern nach all dem, was passiert ist. Das geht nicht“, sagte Stephan Schuster, Vorsitzender des Schaustellerverbandes. Seine DJ-Bühne hätte am Dienstag genau dort auf den Planken stehen sollen, wo nun ein Mensch ums Leben gekommen ist. „Da kann ich keine Bühne aufbauen, das kriege ich nicht übers Herz“, so Schuster.

Zwar sei die Absage des Fasnachtsdienstags „finanziell ein schwerer Schlag“ für die Schausteller, „aber Menschenleben gehen vor, das geht jetzt einfach nicht, nach allem, was passiert ist“. Aber die Frage sei schon, „was das am Ende alles mit uns macht und wie es weitergehen soll“, so Schuster ratlos.

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