Musik bedeutet immer auch Bewegung. Sie kann den Geist, die Seele und den Körper schwingen lassen. Beim Heidelberger Afrikachor Mokolé wird das noch etwas greifbarer als bei anderen Ensembles: Gesang und Bewegung, Tanz und Rhythmus sind hier unteilbare Elemente des Musizierens und des Musikerlebens. Das 1. Chorfestival Rhein-Neckar, das der „Mannheimer Morgen“ zusammen mit der Mannheimer Bundesgartenschau am 23. und 24. September veranstaltet, bietet die Gelegenheit, diese Wechselwirkung leibhaftig zu spüren. 2004 gründete Eva Buckman den Mokolé-Chor und schlug damit ein weitgreifendes neues Kapitel - nicht nur - in der Heidelberger Musiklandschaft auf. Sie rief ebenso den gemeinnützigen Moko e.V. ins Leben, der mit den Choreinnahmen auch das soziokulturelle Projekt „Bokamoso Musical Home“ in Südafrika unterstütze, wie die 69-Jährige im Gespräch mit dieser Redaktion berichtet. Unter dem Vereinsdach finden sich neben Mokolé eine Reihe weiterer Afrikachor-Ensembles, genannt die Moko-Chöre. Insgesamt leitet Buckman mithin über ein halbes Dutzend Gruppen, einige davon als Projektchöre in anderen Städten, die sie monatlich besucht. In Heidelberg ansässig sind neben Mokolé noch die Ensembles Mokosheela, Mokolela und Mokoyaala, bei denen es zugleich Mitgliederüberschneidungen gebe. Gemeinsam bilden sie wiederum den Mokoyam-Chor.
Reisen nach Südafrika
„Meine Wochenenden sind gut voll“, erläutert Buckman mit Blick auf die diversen Klangkörper, mit denen sie mittlerweile auch viele Reisen nach Südafrika unternommen hat. „Nächstes Jahr habe ich drei vor“, erläutert sie, „damit die Leute auch ein Gefühl bekommen. Ich finde, man muss da gewesen sein.“ Der mit der Schlossstadt namensgleiche südafrikanische Ort Heidelberg, präziser gesagt das Township Ratanda in dessen Süden, bildet dabei den Ausgangspunkt, von dem aus weitere Exkursionen unternommen werden – etwa nach Lesotho oder Swasiland. Wobei die Chorreisenden auch in Austausch mit lokalen Musikern und der Bevölkerung treten. Neben regulären Auftritten sangen sie etwa auch an Tankstellen, erinnert sich Buckman. „Ich glaube, so viel gefilmt geworden sind wir noch nie wie dort“, lacht sie.
Die gelernte Querflötistin war 40 Jahre an der Heidelberger Musikschule tätig, wo sie den Fachbereich für Blasinstrumente, Schlagzeug und Percussion leitete. Vor rund 35 Jahren begann sie, sich für Afrika und das Trommeln zu interessieren, lebte dann auch ein Jahr lang in Ghana. In der Folge sollte die Heidelberger Musikschule die erste in Deutschland werden, die einen Trommelkurs anbot. Vor 20 Jahren merkte Buckmann: „Mir fehlt die Melodie“ bei reiner Schlagwerkmusik. „Aber ich glaube, ohne diese Percussion-Ideen könnte ich nie einen Chor mit afrikanischen Liedern leiten“. Für sie sei der Rhythmus nicht aufschreibbar. „Ich glaube, dadurch, dass ich jahrzehntelang Trommel unterrichtet habe und viel in Afrika war“ – sie hat mit ihrem Mann, der selbst aus dem westafrikanischen Land kommt, ein Haus in Ghana und viel Zeit dort verbracht – „habe ich einfach ein Gefühl dafür gekriegt.“ Auch der Begriff „Moko“ stamme aus Ghana und bedeute „Freund“.
Das Chorfestival
- Das 1. Chorfestival Rhein-Neckar (CFRN) wird vom „Mannheimer Morgen“ in Kooperation mit der Buga 23 und unterstützt vom Verein Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar veranstaltet. Es findet am 23./24. September in der Baumhainhalle, Luisenpark, statt.
- Der Wettbewerb richtet sich an nicht-professionelle Chöre jeder Art aus der Metropolregion Rhein-Neckar. Die Bewerbungphase ist abgeschlossen.
- Die Wertungen sind: Gemischte Chöre, Frauenchöre, Männerchöre, Jugendchöre, Pop- und Jazzchöre sowie Gesangsensembles.
- Vorgetragen werden drei Stücke mit insgesamt maximal 15 Minuten. Eines der Werke muss einen Bezug zum Thema Natur haben.
- Die Fachjury wird von Dirigent Tristan Meister geleitet. In jeder Kategorie werden gestaffelte Preise bis zur Höhe von 600 Euro (1. Preis) vergeben.
- Der Eintritt ist für Gäste der Buga kostenlos.
- Alle Infos zum Chorfestival unter mannheimer-morgen.de/cfrn
Seit 17 Jahren arbeitet sie zudem mit Co-Chorleiter Thabang Mokoena zusammen. Sie lernte den jungen Musiker 2005 im – südafrikanischen – Heidelberg kennen, wo sie ihn dirigieren sah. „Das ist für mich unglaublich, was der kann“, lobt sie seine musikalische Arbeit. Mokoena komme regelmäßig zwei- bis dreimal im Jahr in die Schlossstadt und übernehme dann alle ihre Chöre. Gerade erst sei er wieder für sechs Wochen dagewesen.
Keine Profi-Sänger
Beim Chorfestival wird Mokolé mit 30 bis 35 Personen auf der Bühne stehen. „Ich habe auch keine Profisänger bei mir, wir sind wirklich ein Laienchor“, sagt Buckman. Von der Putzkraft bis zur „Frau Professor Doktor – ich habe alles“, konstatiert sie lachend. Was alle eint: „Die wollen nicht mit einem Blatt Papier dastehen und so singen“, meint die Chorleiterin. „Bei mir müssen sie sich bewegen, auch um das Gefühl für den Rhythmus zu kriegen. Und sie müssen alles auswendig lernen“.
Die Liedtexte in unterschiedlichen afrikanischen Sprachen werden phonetisch memoriert. Liebeslieder, Arbeits- und Alltagslieder, Willkommenslieder, überdies Gospels finden sich im Repertoire. Gesungen wird auf Zulu, Sesotho, Xhosa oder auch Kisuaheli. Mokoena komponiere zudem selber oder arrangiere bekannte Stücke für das Ensemble. Überwiegend besteht jenes übrigens aus Frauen – Männer tun sich offenbar nicht ganz leicht damit, sich auf der Bühne zu einer Choreografie zu bewegen. Aber vielleicht lässt sich der eine oder andere ja beim Festival-Auftritt begeistern und zum Mitmachen ermuntern.
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