Mannheim. Mit wohlklingender, warmer Stimmtiefe intoniert, erfüllt Jean-Philippe Rameaus Lied „La Nuit“ den Tagungsraum des Hotels Burg Waldau in Wahlen, ein Ortsteil der südhessischen Gemeinde Grasellenbach. Bei aller musikalischen Konzentriertheit geht es bei dieser Chorprobe des MGV Wallonia Wahlen entspannt und gut gelaunt zu, selbst wenn schon in der folgenden Woche ein neuer Auftritt ansteht.
Man spürt, dass die Mitglieder in den blaugrauen Vereinswesten nicht nur mit Ehrgeiz, sondern mit viel Vergnügen bei der Sache sind. Nach der Probe treffen wir uns mit Dirigent Ralf Eisenhauer und dem ersten Vereinsvorsitzenden Jens Sattler im Biergarten vor dem Hotel zum Gespräch, währenddessen die Chormitglieder, die dort gleichfalls Platz genommen haben, immer wieder unvermittelt zum Singen anheben. Es herrscht eine gelöste, äußerst einladende Atmosphäre.
Gesangsverein trotz Corona-Zeit gewachsen
Der Männergesangverein Wallonia Wahlen, der am 1. Chorfestival Rhein-Neckar teilnimmt, das der „Mannheimer Morgen“ und die Mannheimer Bundesgartenschau (Buga) am 23. und 24. September veranstalten, kann auf eine über 130-jährige Tradition zurückblicken. 1872 wurde er gegründet - und ist auch heute noch buchstäblich gut aufgestellt. Rund 45 aktive Mitglieder zähle er, berichtet Jens Sattler, etwa 35 davon werden beim Chorwettbewerb in der Baumhainhalle des Mannheimer Luisenparks auf der Bühne stehen.
Das Chorfestival
- Das 1. Chorfestival Rhein-Neckar (CFRN) wird vom „Mannheimer Morgen“ in Kooperation mit der Buga 23 und unterstützt vom Verein Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar veranstaltet. Es findet am 23./24. September in der Baumhainhalle, Luisenpark, statt.
- Der Wettbewerb richtet sich an nicht-professionelle Chöre jeder Art aus der Metropolregion Rhein-Neckar. Die Bewerbungphase ist abgeschlossen.
- Die Wertungen sind: Gemischte Chöre, Frauenchöre, Männerchöre, Jugendchöre, Pop- und Jazzchöre sowie Gesangsensembles.
- Vorgetragen werden drei Stücke mit insgesamt maximal 15 Minuten. Eines der Werke muss einen Bezug zum Thema Natur haben.
- Die Fachjury wird von Dirigent Tristan Meister geleitet. In jeder Kategorie werden gestaffelte Preise bis zur Höhe von 600 Euro (1. Preis) vergeben.
- Der Eintritt ist für Gäste der Buga kostenlos.
- Alle Infos zum Chorfestival unter mannheimer-morgen.de/cfrn
„Wir sind stolz darauf, dass wir auch durch die Corona-Zeit gut durchgekommen sind“, rekapituliert der Vorsitzende die jüngere Vergangenheit, in der die Gesangsvereine unter der mit der Pandemie verbundenen Zwangspause gelitten hätten. Er zeigt sich zudem erfreut, „dass wir auch einige Junge begeistern konnten und wir auch über die Corona-Zeit noch Zuwachs bekommen haben“. Die Altersspanne der Mitglieder reiche mithin von etwa 19 bis 89 Jahre.
Tagesausflüge neben Singen wichtig
Sattler selbst, 45 Jahre, ist seit gut sieben Jahren Vorsitzender. Zuvor sei schon sein Vater 30 Jahre im Vorstand der Sängerschar gewesen. „Wir freuen uns, wieder einmal auftreten zu können, vor großem Publikum aufzutreten“, sagt Ralf Eisenhauer mit Blick auf den Wettbewerb. Sein Vorschlag zur Teilnahme am Chorfestival sei „sehr gut“ angekommen, erläutert der 54-Jährige, der seit Anfang 2020 den Chor leitet, in dem er selbst schon ab einem Alter von 13 Jahren gesungen hatte. Der gelernte Schlagzeuger, im beruflichen Leben Betriebswirt, ist mithin ein „Eigengewächs“.
„Es ist immer wichtig, dass man außer dem Singen noch gemeinsam etwas unternimmt“, betont er. So war die Gruppe schon auf Ausflügen in Sardinien und auf Wettbewerben in der Schweiz oder in Frankreich. Ihre Reisen haben die Sänger dabei immer mit Auftritten verbunden. Und so werde auch die Wettbewerbsteilnahme am Chorfestival mit einem Tagesausflug auf die Buga kombiniert. Die Balance solle passen, meint der Dirigent, zwischen dem Anspruch, „gut zu singen“ und der Geselligkeit. „Viele Chöre spezialisieren sich ja auch, sind dann sehr professionell unterwegs“, erklärt er, „aber da bleibt der Spaß teilweise ein bisschen auf der Strecke.“
Die verschiedenen Generationen gleichermaßen anzusprechen, versucht das Ensemble auch über das Repertoire. Sattler unterstreicht, dass insbesondere die Männerchöre viel vom alten Liedgut lebten und dieses relativ stark pflegten. Wallonia Wahlen versuche da „ein bisschen zweigleisig zu fahren“, konstatiert er: „Einerseits die ältere Generation nicht verschrecken und für die Neuen auch etwas bieten.“
Singen, um Freude zu bereiten
So wird zum einen klassisches Liedgut wie „Untreue/ In einem kühlen Grunde“ interpretiert und daneben Weihnachts- und Kirchenliteratur, teils auch in lateinischer Sprache gesungen. Eisenhauer arrangiert überdies Popsongs wie „Caravan Of Love“ oder Bette Middlers „The Rose“ für das Ensemble; ebenso finden sich in der Notenmappe Gospels oder schottische Lieder wie „Loch Lomond“, das auch auf der Buga zu hören sein wird. Das gilt auch für das von einer Chorreise nach Sardinien mitgebrachte sardische Volkslied „Nanneddu Meu“.
Es gehe darum, „einen schönen Mix zu haben“, erläutert Eisenhauer. „Das macht es auch spannend“, ergänzt Sattler. Das Singen sei ein Hobby, das man mit Freude betreibe, um zugleich anderen Freude zu bereiten, meint Sattler. Und obendrein eines, fügt Eisenhauer hinzu, das man über drei Generationen hinweg gemeinsam ausüben könne. „Ohne Aufwand, ohne Instrumente. Das ist genial.“
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