Eishockey

Wie Adler-Manager Jan-Axel Alavaara die Kaderplanungen angeht

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Christian Rotter
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Jan-Axel Alavaara führt in diesen Tagen viele Vertragsgespräche. © Sörli Binder

Mannheim. Nach dem Halbfinal-Aus gegen Berlin ist Jan-Axel Alavaara um die Zukunft der Adler Mannheim nicht bange. Bei der Trainersuche schließt der Sportmanager einen Schnellschuss aus, im Team gibt es wenig Veränderungen.

Axel, wie fällt Ihre Saisonbilanz einige Tage nach dem Halbfinal-Aus gegen die Eisbären Berlin aus?

Jan-Axel Alavaara: Bis Oktober haben wir gutes Eishockey gespielt und unsere Stärke gezeigt. Die Mannschaft ist bis zu diesem Zeitpunkt ziemlich gut marschiert, aber Corona hat uns dann sehr hart getroffen. Das ist keine Frage. Beim 1:10 in der Champions Hockey League gegen Frölunda mussten wir dezimiert antreten, danach sind wir nicht mehr in Schwung gekommen.

Was war der Grund?

Alavaara: Ich glaube, es hatte keinen Sinn gemacht, mit so wenigen Leuten weiterzutrainieren. Das hat es nicht einfacher gemacht. Wir sind dann in eine negative Spirale gerutscht. Wir haben im Januar, Februar und März zwar gekämpft, aber die richtige Energie hat gefehlt. Nach dem Trainerwechsel haben wir diese zurück in die Mannschaft bekommen und die letzten 31 Tage wieder besser gespielt.

Warum hat es dann im Halbfinale gegen Berlin nicht ganz gereicht?

Alavaara: Wir haben die Eisbären in ein entscheidendes fünftes Spiel gezwungen. Ich will zwar nicht sagen, dass dann der Tank leer war, aber wir hatten nicht mehr genug offensive Kraft, um Tore zu schießen. Wenn man den Titel nicht holt, kann man zwar nicht zufrieden sein. Ich finde aber schon, dass wir in den Play-offs ordentlich gespielt haben. Im entscheidenden Spiel war Berlin besser, das muss man anerkennen.

In der Serie gegen Berlin standen die Fans hinter der Mannschaft. Wie beurteilen Sie diese Unterstützung?

Alavaara: Die Mannschaft ist am Ende zusammengewachsen. Wenn eine Mannschaft wie ein Team auftritt und jeder für den anderen kämpft, spüren die Fans das. Das hat jeder gesehen, der ins Stadion gekommen ist. Eine solche Unterstützung brauchen wir. Für uns ist es das Wichtigste, dass die Fans an uns und unsere Zukunft glauben. Wir stehen nicht vor einem Neuanfang, sondern sehen, dass wir wieder in der richtigen Spur sind.

Die Adler haben die Qualifikation für die Champions Hockey League verpasst, inwiefern wird das die Saisonvorbereitung verändern?

Alavaara: Wir sind dabei, andere Mannschaften zu finden, die sich ebenfalls nicht für die Champions Hockey League qualifiziert haben. Es ist nicht schwierig für uns, Vorbereitungsspiele zu finden.

Wird das Team auch an einem Turnier teilnehmen?

Alavaara: Das machen wir sowieso. Wir werden an einem kleinen Turnier in Zug teilnehmen, bei dem auch Langnau dabei ist.

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Ist in einer solchen Saison wie der Spielzeit 2022/23 eventuell sogar eine Spengler-Cup-Teilnahme zwischen den Jahren möglich?

Alavaara: Darüber haben wir noch gar nicht gesprochen. Ich glaube, da müsste man früh dran sein. Vielleicht schauen wir, wie es läuft. Und wenn wir eine Einladung bekämen, würden wir uns natürlich damit befassen.

Auf diese Entscheidung möchte sicherlich auch der neue Coach Einfluss nehmen. Was für einen Trainertyp suchen Sie?

Alavaara: Wir haben natürlich einige Punkte zusammengestellt, die wichtig sind. Wir suchen einen erfahrenen Mann, der weiß, wie man gewinnt und wie man mit verschiedenen Charakteren umgeht. Er muss mit jungen Spielern genauso gut umgehen können wie mit erfahrenen. Er muss gut kommunizieren können. Wir haben immer über die Entwicklung von Spielern geredet, das Alter spielt da keine Rolle. Wir wollen uns stetig verbessern - egal, ob das ein Sinan Akdag ist oder ein Tim Wohlgemuth.

Bill Stewart hat gesagt, das Coaching-Virus habe ihn wieder gepackt. Wie werden Sie mit dem aktuellen Trainerstab sprechen?

Alavaara: Wir werden nicht nur mit den Spielern, sondern auch mit allen drei Trainern abschließende Gespräche führen. Ich habe auch Bills Leidenschaft gespürt, er hat diese Energie. Wir müssen uns in dieser Woche gemeinsam hinsetzen, heute schließe ich nichts aus. Wir schauen, wie die Pläne von Bill Stewart, Marcel Goc und Jochen Hecht aussehen.

Sie haben immer gesagt, dass Marcel Goc eine große Trainer-karriere bevorsteht. Ist er als junger Familienvater schon so weit, mehr Verantwortung zu übernehmen?

Alavaara: Das ist genau das Thema, über das wir mit Marcel reden müssen. An meiner Einschätzung, dass er eine große Trainerkarriere vor sich hat, hat sich nichts geändert.

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Spielt beim neuen Trainer auch die Nationalität eine Rolle?

Alavaara: Wir sind offen für alles. Da verhält es sich so wie bei den Spielern: Stimmt der Charakter und bringt er die Leidenschaft mit, die wir brauchen, ist die Herkunft egal. Wichtig ist nur, dass er gut Englisch spricht. Er muss die Mannschaft mit den richtigen Worten mit seiner Philosophie anstecken.

Im Adler-Umfeld fällt immer der Name von Geoff Ward, der Mannheim 2015 zum DEL-Titel geführt hat. Haben Sie Kontakt zu ihm aufgenommen?

Alavaara: Sein Vertrag als Co-Trainer mit den Anaheim Ducks läuft noch bis 2023. Würde Anaheim ihn jetzt feuern, da die Ducks die Play-offs in der nordamerikanischen Profiliga NHL verpasst haben, würden wir den Kontakt intensivieren. Momentan spricht aber nichts dafür, weil der Club den Vertrag mit Chefcoach Dallas Eakins verlängert hat. Ich persönlich glaube, dass Geoff in Anaheim bleiben wird.

Wegen des russischen Angriffskriegs in der Ukraine ist in der KHL einiges unklar. Kann es sein, dass nicht nur der eine oder andere Spieler, sondern auch ein Trainer frei wird, der für die Adler interessant ist?

Alavaara: Wir hatten am Anfang eine Liste, auf der 20 bis 25 Namen standen. Wir machen unsere Hausaufgaben, wer für uns passt und das Anforderungsprofil erfüllt. Wir wollen schnelles Eishockey spielen mit viel Puckbesitz. In unserer Liga hat man einen Vorteil, wenn man viel läuft. Es gibt in allen Ligen Trainer, die auf unserer Liste stehen: Schweden, Finnland, KHL, Österreich, USA und Kanada. Wir werden uns in den nächsten Wochen intensiver mit den für uns interessanten Kandidaten beschäftigen.

Bob Hartley wird nicht nach Omsk in die KHL zurückkehren. Ist solch eine Koryphäe, die unter anderem den NHL-Club Colorado Avalanche 2001 zum Stanley-Cup-Sieg geführt hat, ein Trainer, den ein Mannheimer Angebot interessiert?

Alavaara: Er ist ein erfahrener Mann, keine Frage. Wenn er Interesse zeigt, muss man natürlich mit ihm reden, gar keine Frage. Bis jetzt haben wir noch kein Gespräch mit ihm geführt, ich weiß allerdings nicht, was in den nächsten Wochen passieren wird.

Bis wann soll der neue Trainer unter Vertrag stehen?

Alavaara: Wir haben unsere Kaderplanungen schon weit vorangetrieben. Wenn der neue Coach erst im Juli kommt, würde das reichen. Wir werden uns keinen Stress machen. Wichtig ist nur, dass es der richtige Mann für uns ist.

Können Sie sich schon zu Veränderungen im Spielerkader äußern?

Alavaara: Nein, noch nicht. Wir werden das in den nächsten Tagen kommunizieren.

In der Schweiz wird das Aus-länderkontingent aufgestockt, in der KHL ist einiges im Fluss. Wie gestaltet sich der Spielermarkt?

Alavaara: Die schwedische Liga darf man nicht außen vor lassen. Ich würde fast sagen, dass sie derzeit für die Topspieler mehr Geld bezahlt als die Schweiz. Sobald die Clubs aus diesen zwei Nationen ihre Profis unter Vertrag haben, kommen mehr Spieler für uns. Zurzeit ist kein Topspieler bereit, einen Vertrag bei uns zu unterschreiben. Viele Nordamerikaner schauen auch, was in ihrer Heimat passiert, dort werden gerade viele Zwei-Wege-Verträge für richtig gutes Geld angeboten. Die Top-Top-Namen warten noch.

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Besteht die Gefahr, dass Leistungsträger wie Matthias Plachta, der eigentlich noch bis 2023 bei den Adlern unter Vertrag steht, gehen?

Alavaara: Das weiß man nicht. Ich glaube, wenn man auf die Namen schaut, die heute auf dem Markt sind, glaube ich, dass unsere Spieler in der nächsten Saison bei uns bleiben. Das ist meine Einschätzung.

War der Verlust von Ben Smith, der vor der Saison nach München gewechselt ist, doch größer als gedacht?

Alavaara: Wenn man auf die Saison zurückblickt, waren wir auf der Mittelstürmerposition nicht so stark besetzt wie erhofft. Ich hoffe, dass wir in Kürze kommunizieren werden, dass wir uns für die nächste Saison auf dieser Position verbessern. Ich denke trotzdem, dass wir mit Jordan Szwarz einen Ersatz für Ben Smith gefunden haben. Für jeden war das eine schwierige Saison, besonders für unseren Club. Ich bin mir sicher, dass Jordan nächste Saison noch besser spielen wird, wenn er sich noch wohler fühlt. In den Play-offs hat er gezeigt, was für ein Topspieler er ist.

Gleiches gilt für Markus Hännikäinen. Beschäftigen Sie sich mit einer Weiterverpflichtung des Finnen?

Alavaara: Wir werden uns sicherlich in dieser Woche mit ihm und seinem Agenten darüber unterhalten, was er in der nächsten Saison vorhat. Er hat in den Play-offs so gespielt, wie Bill und ich ihn in der American Hockey League und bei Jokerit Helsinki gesehen haben. Markus ist ein richtig guter Unterzahlspieler, so einen Typen brauchen wir natürlich auch.

Tyler Gaudet hat noch nicht in Wolfsburg verlängert. Es heißt, alle Topclubs der DEL seien hinter ihm her. Die Adler auch?

Alavaara: Er hat gesagt, dass er seine Entscheidung nach der Saison treffen wird. Er ist ein guter Spieler, keine Frage.

Als gebürtiger Mannheimer ist Marc Michaelis immer ein Kandidat für die Adler. Wie realistisch ist es, dass er wieder für seinen Heimatverein aufläuft?

Alavaara: Spieler aus Mannheim sind für uns immer interessant, wir stehen mit ihm in Kontakt. Unser Scout Todd Hlushko wohnt in Toronto, er sieht Marc fast jede Woche. Wie ich gehört habe, wird er in diesen Tagen zur Nationalmannschaft stoßen, weil sein AHL-Club Toronto Marlies die Play-offs um den Calder Cup verpasst hat. Wir werden mit Marc nach der Weltmeisterschaft in Helsinki reden. Sollte er Interesse haben, zurückzukommen, muss man natürlich mit ihm reden. Ich glaube aber, dass er noch ein oder zwei Jahre in Nordamerika bleiben will, um sich nach zwei Jahren mit einigen Verletzungen seinen NHL-Traum noch einmal zu erfüllen.

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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