Eishockey

Warum die Adler Mannheim beim Winter Game enttäuscht haben

Die Bühne war nahezu perfekt: 40.163 Zuschauer im Kölner Fußball-Stadion, die Fans der Adler Mannheim machten gute Stimmung. Nur die Mannschaft spielte nicht mit

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Christian Rotter
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Die Kulisse stimmte, die Leistung der Adler Mannheim nicht. Die Mannschaft von Trainer Bill Stewart konnte das Winter Game im Kölner Fußballstadion kaum genießen. © Sörli Binder/City Press

Köln. David Wolf wollte und konnte nicht gleich zur Tagesordnung übergehen. Ob der Fokus jetzt schon auf der nächsten Partie beim Spitzenreiter aus München am kommenden Sonntag (16.30 Uhr) liege, wurde der Stürmer der Adler Mannheim am Samstagabend gefragt.

Nein, ganz so schnell wollte der 33-Jährige keinen Haken an die 2:4-Niederlage bei den Haien vor 40 163 Zuschauern im Fußball-Stadion des 1. FC Köln machen. „Wir sollten das Winter Game schon analysieren und gewisse Dinge ansprechen“, sagte Wolf und legte den Finger in die Wunde: „Die Stürmer unterstützen derzeit die Verteidiger zu wenig. Außerdem reden wir auf dem Eis zu wenig.“

Systemausfall bei den Mannheimern

Nach drei Siegen in Folge erlitten die Blau-Weiß-Roten ausgerechnet beim Freiluft-Spektakel in Köln-Müngersdorf einen Systemausfall. Erst nach einem 1:4-Rückstand nach zwei Dritteln fand der Tabellenzweite der Deutschen Eishockey Liga in die Partie. Nach dem Tor von Borna Rendulic zum 2:4 (46.) blieb die Wende jedoch aus, weil die Adler in der Schlussphase zwar drückten, aber keine kreativen Wege fanden, um das Tor von Haie-Torhüter Mirko Pantkowski in Gefahr zu bringen.

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Ein Satz fiel in den Katakomben immer wieder: „Wir waren nicht bereit.“ Die Mannheimer zeigten die nötige Selbstkritik, eine Frage blieb allerdings offen: Wieso konnte dies bei einem der wichtigsten Spiele der Saison passieren? Warum wachten die Adler erst auf, als das Kind schon in den Brunnen gefallen war? „Das musst du die Spieler fragen“, entgegnete Coach Stewart auf entsprechende Nachfragen, ohne selbst darauf eingehen zu wollen.

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Nachdem die Haie ihre ersten Auftritte bei Winter Games in den Sand gesetzt hatten, war ihnen von Beginn an anzumerken, es diesmal besser machen zu wollen. Sie profitierten davon, das Maximilian Kammerer bereits nach 60 Sekunden das 1:0 erzielte und Louis-Marc Aubry schnell das 2:0 nachlegte (12.). Die Mannheimer steigerten sich zwar zunächst auf geringem Niveau, nach dem Anschlusstor von Ryan MacInnis (29.) schienen sie aber drauf und dran, dem Spiel die erhoffte Wende geben zu können. Denkste! Mit zwei Strafen kurz hintereinander schossen sie sich ins eigene Knie. Als Nico Krämmer und Thomas Larkin in der Kühlbox saßen, nutzten Nick Bailen (32.) und David McIntyre das Powerplay, um den Kölner Vorsprung von 2:1 auf 4:1 auszubauen.

Frust machte sich bei den Adlern breit, es folgt der unglückliche Höhepunkt der Partie. Korbinian Holzer chippte den Puck aus der eigenen Zone, im Mitteldrittel brachte David Wolf den rückwärts laufenden Landon Ferraro mit dem Ellenbogen zu Fall. Sichtlich benommen musste der Haie-Stürmer das Eis verlassen, übergab sich in der Kabine und kehrte mit Verdacht auf eine Gehirnerschütterung nicht mehr zurück. „Er muss die Nacht zur Beobachtung im Krankenhaus verbringen“, erklärte Kölns Trainer Uwe Krupp auf Nachfrage dieser Redaktion. „Wir drücken ihm die Daumen, dass er schnell wieder auf die Beine kommt.“

Wolf-Check erhitzt die Gemüter

Wolf fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Zwar suchte der Nationalspieler den Körperkontakt, die schwere Verletzung Ferraros wollte er aber nicht provozieren. So sahen das anscheinend auch die Schiedsrichter Martin Frano und André Schrader. Sie sahen sich die Szene im TV aus mehreren Einstellungen an, konnten aber offenbar keinen vorsätzlichen und regelwidrigen Check von hinten feststellen. „Ich habe ihn gar nicht gesehen, habe einfach versucht anzutreten, nachdem ich Geschwindigkeit verloren hatte“, sagte Wolf zum verhängnisvollen Zusammenprall: „Ich spürte irgendwas von rechts, fahre zum Wechsel und sehe ihn dann auf dem Eis liegen. Ich muss mir die Szene noch einmal anschauen, wünsche ihm aber nur das Beste. Solche Kopfverletzungen sind nichts Schönes, ich hatte ja auch bereits einige.“

Erst im Schlussdrittel riefen die Adler ihr Potenzial ab - zu spät. Auch Jordan Szwarz, der nach gut dreiwöchiger Verletzungspause sein Comeback gab, versuchte noch einmal alles. Doch spätestens, als die Mannheimer gut zwei Minuten vor dem Ende eine Strafe kassierten, weil auf einmal sieben Feldspieler auf dem Eis standen, war das Winter Game verloren. „In so einem Spiel eine solche Leistung zu zeigen - dafür gibt es keine Entschuldigung“, ärgerte sich Szwarz, der in der vergangenen Woche seinen Vertrag bei den Adlern um zwei Jahre verlängert hatte.

Auch Rendulic suchte keine Ausreden. Die Eisqualität sei besser gewesen als erwartet, viel besser als in manch warmer Multifunktionshalle: „Es war nur etwas komisch da draußen. Trotz der großen Kulisse hat man auf dem Eis jedes Wort gehört, die Zuschauer waren doch ziemlich weit weg vom Geschehen.“ Als nach dem Freiluft-Spektakel ein Feuerwerk gezündet wurde, schlichen die Adler bedröppelt in die Kabine. So, wie Rendulic, wird es wohl vielen von ihnen gegangen sein: „An das Drumherum werde ich mich vielleicht für den Rest meines Lebens erinnern, aber das Spiel werde ich so schnell wie möglich vergessen.“ Nur eine Fehleranalyse muss noch sein.

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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