Frankfurt. Ganz früh am Freitagmorgen rattert der Rasenmäher über den neu verlegten Rollrasen im Stuttgarter Gazi-Stadion. Die Vögel im Grünen auf der Waldau zwitschern vergeblich gegen den Lärm an. Endlich soll der Trainingsuntergrund perfekt sein. Die Platzbeschaffenheit war zuvor viel zu schlecht für das Schweizer EM-Team.
Am Sonntag (21 Uhr/live in der ARD und bei MagentaTV) geht es in Frankfurt für die Eidgenossen nun gegen Deutschland. Ein Prestigeduell. Aber auch ein Duell um den Gruppensieg. Die Schweizer haben zwei Punkte weniger, müssen gewinnen, wollen sie die DFB-Elf überholen. „Wir sind eine gute Mannschaft“, sagt Ricardo Rodriguez, der linke Mann in der Abwehr-Dreierkette. „Gegen Deutsche zu spielen ist immer etwas Spezielles.“
Schweizer Rodriguez findet ganze DFB-Elf überragend
Aber bei dieser EM eben auch etwas Schweres. „Die ganze Mannschaft ist überragend“, sagt Rodriguez über das DFB-Team. „Man muss einfach aufpassen, 90 Minuten konzentriert sein. Bei denen geht es sehr schnell.“
Rodriguez hat einst für den VfL Wolfsburg gespielt, jetzt ist er Kapitän des FC Turin. Granit Xhaka, der Schlüsselspieler im Zentrum der Schweizer, ist ein „guter Freund“. Beim 1:1 gegen Schottland war Xhaka oft zugestellt. Scott McTominay war sein Bewacher. Prompt lief es für die Eidgenossen schlechter als beim 3:1 gegen Ungarn.
Sollte es keine Rotation geben, wäre am Sonntag Xhakas Teamkollege bei Bayer Leverkusen, Robert Andrich, wesentlich für das Zustellen zuständig. „Dann müssen die anderen die Räume finden und mehr laufen“, meint Rodriguez. „Dann wird das schon gutgehen.“
Achtelfinale für die Schweiz schon so gut wie sicher
Bundestrainer Julian Nagelsmann hat da andere Vorstellungen. Denn es ist allgemein bekannt: Spielt Xhaka stark, spielt zumeist auch die Schweizer „Nati“ richtig gut. Xhaka will ein Statement-Ergebnis am Sonntag in Frankfurt: „Wir haben auf jeden Fall Respekt vor den Deutschen. Aber wir werden nicht so viel Respekt haben wie die Schotten, die Deutschland komplett den Ball überlassen haben. Wir freuen uns, wir sind heiß und wir wollen das Spiel gewinnen.“
„Vorfreude - ja, das ist das Thema“, sagt Rodriguez beim Pressetermin im Gazi-Stadion, das nur wenige Meter vom idyllisch gelegenen Waldhotel entfernt ist, in dem die Schweizer für die EM logieren. Mit vier Punkten und dem klar besseren Torverhältnis als Schottland haben die Eidgenossen das EM-Achtelfinale schon so gut wie erreicht - auch als guter Gruppendritter könnten sie ja weiterkommen.
Es geht allerdings im Duell mit Deutschland auch um das Prestige. Und um das sportliche Optimum, das herauszuholen ist. Das Ziel bei dieser Europameisterschaft? „Das Finale. Jeder Spieler soll so denken“, sagt Verteidiger Rodriguez. Er will nicht überheblich sein. Es geht dem 31-Jährigen um ein Signal des Erfolgshungers.
Gruppensieg der Schweizer würde für großen Beifall international sorgen
Der Gruppensieg vor dem bisher so auffälligen DFB-Team würde international großen Beifall hervorrufen. Rodriguez scherzt, als er zum Vorrunden-Klassement sagt: „Am besten gefällt mir Platz drei.“
Das ist natürlich Quatsch. Rodriguez wird Gas geben in Frankfurt. So wie sein Kumpel Xhaka und die anderen Schweizer. Sollte es schiefgehen, wäre der Rasen des Stuttgarter Trainingsplatzes jedenfalls nun keine Ausrede mehr.
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