Mannheim. Wie es sich anfühlt, den Deutschen Meister zu schlagen, wissen die Handballer der Rhein-Neckar Löwen nur allzu zu gut. Schließlich ist es gerade einmal vier Wochen her, als die Mannheimer in einem dramatischen Endspiel mit Verlängerung und Siebenmeterschießen den SC Magdeburg im Finale um den DHB-Pokal schlugen und Trainer Sebastian Hinze in seiner ersten Saison bei den Löwen mit seinem Team gleich den ersten Titel einheimste.
Am Sonntag (14 Uhr, SAP Arena) kommt es nun in der Bundesliga zur Neuauflage des Finales, die Jubelszenen aus Köln hat der Coach bei der Video-Sitzung zur Vorbereitung auf den Tabellendritten aber herausgelassen. „Diese Extra-Motivation brauchen wir nicht. Das hat jeder noch im Kopf. So lange ist es ja noch nicht her“, sagt Hinze.
Löwen-Trainer Hinze wollte sich die Szenen aus Köln eigentlich nicht mehr anschauen
Er selbst wollte sich die TV-Bilder des Triumphs von Köln eigentlich überhaupt nicht mehr anschauen. Zu tief waren die Eindrücke, die mit Schnipseln aus der Konserve wohl nicht zu vergleichen sind, zu intensiv waren die Emotionen. „Aber da ist mir jetzt leider mein Job in die Quere gekommen“, so der 44-Jährige, der zur Spielvorbereitung doch Sequenzen aus diesem Pokal-Epos zur Analyse herangezogen hat. Mehr Augenmerk legte der Löwen-Coach allerdings auf die folgenden Partien des SCM, um auf dem aktuellen Stand zu sein. Und was er da sah, nötigte ihm jede Menge Respekt ab.
„Mit Magdeburg kommt eine Mannschaft, die defensiv gerade überragend agiert und sehr wenig Gegentore kassiert“, sagt Hinze und macht dafür auch eine kleine Umstellung beim Gegner verantwortlich. „Mit Piotr Chrapkowski im Innenblock, Christian O’Sullivan auf halb und Mike Jensen im Tor scheinen sie, eine Formation gefunden zu haben, die ihnen viel Sicherheit und Stabilität gibt. Das werden wir etwas anders angreifen müssen als zuletzt in Köln. Aber ansonsten erwarte ich von uns einfach, dass wir in dieses Spiel gehen, um zu gewinnen.“
Den Löwen könnte zudem in die Karten spielen, dass die Magdeburger aktuell mit brutalem Verletzungspech zurechtkommen müssen. So kamen vom Champions-League-Viertelfinal-Hinspiel gleich drei Magdeburger Leistungsträger mit zum Teil schweren Blessuren zurück. Für Spielmacher Gisli Kristjansson ist die Saison nach einem Knöchelbruch beendet, Philipp Weber und Kreisläufer Oscar Bergendahl fallen mit Bänderverletzungen länger aus.
Letzter Sieg der Löwen war Anfang März
Entsprechend gedrückt ist die Stimmung an der Elbe. „Dass diese neuerlichen Ausfälle in den entscheidenden Tagen im Kampf um Meisterschaft, Champions League-Qualifikation und Teilnahme am Final Four passieren, ist besonders bitter. Realistisch betrachtet haben wir jetzt nur noch Außenseiterchancen“, kommentierte Geschäftsführer Marc-Henrik Schmedt die Hiobsbotschaften.
Die Löwen werden auf sich selbst schauen müssen, da in der Liga mittlerweile sechs Niederlagen in Serie zu Buche stehen. Der letzte Sieg datiert von Anfang März gegen die HSG Wetzlar. Die Stimmung im Team sei trotzdem gut, berichtete Kapitän Patrick Groetzki, räumte allerdings ein: „Ohne den Erfolg beim Final Four wäre sie sicherlich deutlich schlechter. Deshalb ist es mal wieder Zeit, zwei Punkte zu holen.“
Ziel: Das eine Tor mehr schon in der regulären Spielzeit
Zuversicht schöpft der Nationalspieler aus den zurückliegenden Begegnungen gegen Magdeburg. „Im Prinzip haben wir ja zweimal unentschieden gespielt“, erinnert Groetzki an das 32:32 in der Liga - und eben an den Pokalfight von Köln, der nach 60 Minuten mit 27:27 in die Verlängerung ging. „Dieses Mal wollen wir das eine Tor mehr schon in der regulären Spielzeit machen.“
Damit das klappt, müssen die Löwen allerdings ihre hohe Fehlerzahl im Angriff minimieren, die ihnen schon seit Beginn der Rückrunde immer wieder im Weg steht - zuletzt beim 27:31 gegen den THW Kiel in der SAP Arena.
„Beim Final Four haben wir gesehen, dass wir Top-Leistungen abrufen und Spitzenmannschaften nicht nur ärgern, sondern auch schlagen können“
„Wenn man doppelt so viele technische Fehler wie Kiel macht und dennoch ein enges Spiel hat, ist das schade. Aber das wussten wir nicht erst seit dem Kiel-Spiel“, so Hinze mit Blick auf die Fehlerquote, die seit dem Jahreswechsel nach oben gegangen ist und lange Zeit aber über eine starke Defensivleistung kompensiert wurde.
Ab Mitte März gelang das dann nicht mehr. Erst als es um den Pokal ging, konnten die Löwen diesen Makel ablegen und wollen da auch am Sonntag wieder hinkommen. „Beim Final Four haben wir gesehen, dass wir Top-Leistungen abrufen und Spitzenmannschaften nicht nur ärgern, sondern auch schlagen können“, sagt Hinze - und die TV-Bilder, die er eigentlich gar nicht mehr sehen wollte, werden ihn auch in dieser Erkenntnis bestärkt haben.
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