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Nach epischem Finale: Rhein-Neckar Löwen sind die Könige von Köln

Die Rhein-Neckar Löwen gewinnen ein dramatisches DHB-Pokalfinale gegen den SC Magdeburg im Siebenmeterwerfen. Zum Sieggaranten wird jemand, den vor dem Spiel nicht viele auf der Rechnung hatten

Von 
Marc Stevermüer
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Handball: DHB-Pokal, Rhein-Neckar Löwen - SC Magdeburg, Final Four, Finale, Lanxess Arena. Die Spieler der Rhein-Necker Löwen jubeln nach der Partie mit dem Pokal. +++ dpa-Bildfunk +++ © Marius Becker

Köln. Mit dem letzten Wurf brechen alle Dämme. Auf den Rängen. Auf dem Feld. Albin Lagergren trifft im Siebenmeterwerfen für die Rhein-Neckar Löwen - und macht den Mannheimer Handball-Bundesligisten zum deutschen Pokalsieger. Anschließend kennt der Jubel keine Grenzen, die Spieler der Badener fallen übereinander her. Sie tanzen und hüpfen nach diesem Wechselbad der Gefühle, diesem Drama am Dom. Mit 5:3 gewinnen die Löwen im Siebenmeterwerfen gegen den SC Magdeburg das Finale. Zuvor hatte es nach 60 Minuten 27:27 (16:13) und nach zehnminütiger Verlängerung 31:31 gestanden.

„Was für ein Spiel. Ich bin unglaublich stolz auf meine Mannschaft“, sagt Trainer Sebastian Hinze nach dem erlösenden Ende. Später lässt Hinze offen, ob er sich diesen Krimi überhaupt noch einmal als Videoaufzeichnung ansehen wird: „Ich glaube, es war ein Wahnsinnsfinale.“ Das kann man wohl so festhalten.

Zum großen Helden avanciert einer, den man nicht zwingend auf dem Zettel hatte: der 20-jährige Torwart David Späth. Erst rettet er sein Team mit einer Siebenmeterparade gegen Kay Smits drei Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit in die Verlängerung, in der er dann kaum zu bezwingen ist. 60 Prozent der gegnerischen Würfe wehrt er ab - ein unfassbarer Wert.

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Wie die Löwen den DHB-Pokal gewannen

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„Ich weiß nicht, was passiert ist. Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, ringt Späth in den ersten Minuten nach der großen Explosion der Emotionen um Worte. Bei der Siebenmeterparade gegen Smits habe er einfach seinem Instinkt vertraut.

Knorr bester Spieler

Direkt neben ihm steht in den Katakomben der Kölner Lanxess-Arena sein Torwartkollege Joel Birlehm, der in diesem denkwürdigen Finale auch eine zentrale Rolle einnimmt. Knapp 50 Minuten lang entnervt er den SCM, im Siebenmeterwerfen entschärft der Keeper schließlich den Wurf von Gísli Kristjánsson. „Ich bin einfach nur glücklich, überwältigt von meinen Gefühlen“, sagt Birlehm, dem die Freudentränen im Gesicht stehen und der Späth ein Kompliment macht: „Dass der Junge solch ein Spiel vor dieser Kulisse zeigt, da ich ziehe absolut den Hut vor ihm. Aber diese Leistung kommt nicht irgendwoher. Er spielt geil, einfach nur geil.“

Bevor die Löwen vor 19 750 Zuschauern diesen großartigen und vor allem unerwarteten Triumph feiern, durchleben sie eine extreme Achterbahnfahrt. In der ersten Halbzeit dominieren die Badener. Angeführt von Juri Knorr, der auch zum besten Spieler des Finalturniers gekürt wird, bauen die Mannheimer ab der 20. Minute ihren Vorsprung bis zur 16:13-Pausenführung aus.

„Wir haben unfassbar gut gedeckt, gerade auf den Halbpositionen“, lobt Hinze die Defensivleistung, die in der zweiten Halbzeit noch besser wird. Sein Team drängt die Magdeburger immer wieder ins Zeitspiel, belohnt sich aber nicht und fängt sich doch Tore.

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Im Angriff fehlen ab dem 24:22 (50.) ein wenig die Ideen, weshalb die Partie sogar kippt. Angeführt vom nun dominanten Kristjánsson zieht der SCM das Spiel und das Momentum auf seine Seite und legt ein 25:24 (54.) vor, doch die Löwen bleiben in der Nervenschlacht stabil.

Beide Mannschaften treiben sich nun in einem spektakulären Schlussspurt an eine Grenze, die sie ohne einander vermutlich nicht erreicht hätten. Keiner gibt nach, niemand weicht zurück. Doch es muss in diesem wahrlich epischen Duell einen Gewinner geben.

„Ein Bauchgefühl“

Beim 27:26 (58.) sieht es nach den Löwen aus, doch Magdeburg trifft zum 27:27 (60.) und Lagergren vergibt 41 Sekunden vor dem Abpfiff für die Mannheimer. Das Finale scheint verloren, als der SCM drei Sekunden vor dem Abpfiff einen Siebenmeter erhält und den Titel holen kann.

Doch plötzlich steht Youngster Späth zwischen den Pfosten - und hält die Verlängerung fest, in der die Badener nach fünf Minuten mit 30:27 führen. Der Grund: Späth. Späth. Späth. „Es war ein Bauchgefühl, ihn im Tor zu lassen“, sagt Hinze. Die Paraden bestätigen ihn.

Späth ebnet den Weg zum Pokalsieg, doch plötzlich zeigt bei den Löwen ausgerechnet Uwe Gensheimer Nerven. Er vergibt zwei Siebenmeter und eine klare Möglichkeit von der Außenposition. Der Krimi spitzt sich zu, niemanden hält es mehr auf den Sitzen. Mit dem Schlusspfiff der Verlängerung bringt Smits den SCM ins Siebenmeterwerfen, in dem nur Kristjánsson scheitert. Sekunden später folgt Lagergrens Wurf ins große Glück.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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