Köln. Als der Triumph feststand, zog es Uwe Gensheimer zunächst nicht zum Rest der feierbiestigen Löwen, sondern der Routinier sank an der Mittellinie zusammen und musste erst einmal mit seinen Emotionen fertigwerden.
Nur Olle Forsell Schefvert war bei ihm und dürfte am ehesten gehört haben, wie viele Steine dem Weltklasse-Linksaußen vom Herz gefallen sind. „Da ist einfach alles von mir abgefallen – der ganze Druck und die Genugtuung, jetzt endlich auch diesen Titel mit den Löwen gewonnen zu haben“, sagte der 36-jährige Routinier mit einem Blick auf sein Innenleben.
Nach der deutschen Meisterschaft mit den Rhein-Neckar Löwen 2015/16 und dem EHF-Pokal mit den Badenern 2012/13 fehlte der DHB-Pokal schließlich noch in seiner Sammlung. Im zehnten Anlauf bei einem Final Four hat es für den gebürtigen Mannheimer im Herbst seiner Karriere nun also doch noch geklappt.
Dabei war fast noch zu befürchten gewesen, dass die Identifikationsfigur der Gelbhemden in der entscheidenden Phase des irren Pokalkrimis zur tragischen Figur werden könnte. Schließlich war es der Linksaußen, der in der zweiten Hälfte der Verlängerung zwar den Treffer zum 31:28 erzielte, dann aber mit zwei vergebenen Strafwürfen und einem Fehlwurf von Außen auch seinen Anteil daran hatte, dass die Löwen den Deckel nicht draufmachten, sondern den Magdeburgern die Chance gaben, sich ins Siebenmeterschießen zu retten.
Gensheimers Glaube an Späth
Doch auch da ging Gensheimer voran und verwandelte gleich den ersten Wurf. Zweifel, trotz der Misserfolge zuvor nochmals zum Punkt zu gehen, hatte der Routinier zu keiner Zeit. „Der Trainer hat gefragt: Wer wirft? Und als ich ’Ja’ gesagt habe, hat er gesagt: ’Du nimmst den ersten“, erklärte Gensheimer nach dem Triumph die Absprachen, die letztlich doch noch zum Happy End führten.
Nicht zuletzt deshalb freuten sich auch die Teamkameraden für die Vereinsikone. Juri Knorr erinnerte etwa daran, dass er seinen heutigen Teamkollegen schon 2006 für die Löwen beim Final Four hatte spielen sehen und Torwart David Späth gönnte Gensheimer den Erfolg wie keinem zweiten. „Endlich hat er das Ding geholt“, sagte der 20-Jährige über seinen 16 Jahre älteren Mitspieler, der wiederum fest an den jungen Keeper geglaubt hatte. „Ich habe ihm schon am Freitag gesagt: Wenn du kommst, kannst du ein ganz entscheidender Faktor werden“, sagte Gensheimer, der mit seiner Prognose für das Super-Talent recht behalten sollte.
Der Rest war eine Feier in Gelb mit etwas Anlaufschwierigkeiten. „Ich hoffe, dass noch einer eine Flasche Sekt auftreibt“, lachte Gensheimer mit Blick auf die anstehenden Festivitäten und wollte sich überraschen lassen. „Ich habe wirklich null Ahnung, was kommt“, sagte der Linksaußen. Doch dass sein erster Pokalsieg gebührend gefeiert wird, stand außer Frage.
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