Mannheim. Schon fünf Minuten vor Spielende sagte ein Blick auf die Bank der Rhein-Neckar Löwen alles. Lukas Nilsson vergrub den Kopf im gelben Handtuch, Juri Knorr blickte völlig ins Leere, Andy Schmid zauste sich die Haare, Uwe Gensheimer hatte die Hand vor die Augen geschlagen. Es herrschte völlige Tristesse beim Mannheimer HandballBundesligisten und die Stimmungslage war mehr als verständlich. Mit dem 25:31 (15:16) gegen die TSV Hannover-Burgdorf stellten die Löwen unter Beweis, dass sie in der aktuellen Verfassung kaum noch konkurrenzfähig sind. „Das ist einfach desaströs“, befand Regisseur Schmid. „Der Jahresabschluss passt zu dem, wie wir uns die ganze bisherige Saison präsentiert haben.“
Löwen – Hannover
- Rhein-Neckar Löwen: Katsigiannis, Grupe (26. bis 30.) – Zacharias (3), Horzen (2), Groetzki (3/1) – Nilsson (3), Schmid, Kirkeløkke (4) – Gislason, Patrail (2), Knorr (4), Ahouansou (3) Abutovic, Lagergren (1), Diocou (n.e.), Kohlbacher (n.e.).
- TSV Hannover-Burgdorf: Ebner, Lesjak – Büchner (2), Pevnov (5), Hansen (5/1) – Kuzmanovski (5), Mävers (2), Martinovic (2) – Roscheck (2), Brozovic (1), Feise (3), Böhm, Cehte (1), Edvardsson (3).
- Strafminuten: Zacharias (2), Abutovic (2), Kirkeløkke (2, Gislason (2) – Brozovic (4), Böhm (2), Roschek (2).
- Beste Spieler: Ahouansou – Pevnov.
- Schiedsrichter: Hanspeter Brodbeck / Simon Reich (Reutlingen/Metzingen). – Zuschauer: 500.
Die Reaktion nach Erlangen-Debakel (26:36) war ausgeblieben, was auch Trainer Klaus Gärtner einräumte. Der Coach stellte sich dabei der Verantwortung. „So können wir nicht auftreten, das funktioniert so nicht“, war der Coach ebenfalls entsprechend gefrustet. Auch wir als Trainerteam stehen da in der Verantwortung und müssen 2022 vieles besser machen“, sagte der 46-Jährige, der den Knackpunkt für die erneut empfindliche Niederlage vor allem in der zweiten Halbzeit ausmachte. „Da hat man gesehen, dass die Mannschaft mittlerweile in einen Strudel geraten ist, wo Dinge erzwungen werden wollen – was dann besonders schief geht.“
Wie angekündigt mussten die Löwen neben dem schmerzlich vermissten Kreisläufer Jannik Kohlbacher (muskuläre Probleme) erneut auf Kapitän Uwe Gensheimer (Achillessehne) verzichten – und dessen emotionale Anführerschaft hätten die Badener im ersten Durchgang durchaus gebrauchen können. Die Zweikämpfe wurden von Hannover leidenschaftlicher geführt, im Angriff genügten den Gästen teilweise einfache Aktionen wie ein einlaufender Außen oder eine Sperre am Kreis, um zum Abschluss zu kommen.
Erst zur Halbzeit auf Augenhöhe
Entsprechend übernahm Hannover-Burgdorf vom Start weg die Führung, und auch der eigene 5:3-Vorsprung nach einer Dreier-Serie (9.) gab den Löwen keine Sicherheit. Im Gegenteil: Die Gelbhemden fingen sich umgehend einen 0:4-Lauf zum 5:7 (15.) und liefen diesem Rückstand bis zum Seitenwechsel hinterher. Für Schmid, der nicht recht zum Zug kam, konnte auch Juri Knorr nicht die erhofften Akzente setzen, weil sein Spiel einfach zu wechselhaft war. Genauso verhielt es sich bei Lukas Nilsson, bei dem sich ebenfalls Licht und Schatten abwechselten. Einzig der eingewechselte Philipp Ahouansou zeigte eine gewisse Konstanz und ließ die Halle spüren, dass in dieser Mannschaft doch noch etwas Feuer war. Seine drei Tore in Folge waren aber jeweils nur die Antwort auf die Treffer der Hannoveraner, die beim 12:15 (27.) einen bereits spürbaren Vorteil hatten, bevor sich die Löwen bis zum 15:16-Halbzeitstand wieder heranarbeiteten. Allerdings war auch klar, dass die Badener nach dem Wechsel vor allem in der Abwehr mit mehr Zugriff spielten mussten, um hier etwas holen zu können. Die schwache Quote von Nikolas Katsigiannis zwischen den Pfosten (zwei Paraden) war ebenfalls mehr als ausbaufähig.
Doch auch nach der Halbzeit stellte sich zunächst keine Besserung ein. Die Löwen erwischten einen Fehlstart und sahen sich sofort einem 15:19-Rückstand gegenüber (34.). Angeführt von Knorr, der nun zu mehr Konstanz fand, kam der zweifache deutsche Meister zwar wieder auf 19:20 heran (39.), doch Hannover musste nur auf die Fehler der Gastgeber warten und seine Chancen halbwegs konsequent nutzen – das sollte an diesem Abend reichen. Wie sehr einige Löwen momentan neben sich stehen, zeigte etwa die Vorstellung von Albin Lagergren in dieser Phase. Ihm wollte nach seinem Treffer zum 20:22 (41.) gar nichts mehr gelingen, mit einigen Fehlpässen und Ballverlusten war er am letztlich entscheidenden Spielabschnitt maßgeblich mitbeteiligt. Über 20:25 und 21:27 (50.) ging die Partie endgültig an Hannover. Dass die Löwen in der aktuellen Verfassung nicht mehr die Kraft und die Qualität für eine Aufholjagd hatten, war mehr als offensichtlich.
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