Die Namen lassen den unwissenden Zuschauer mit fragendem Blick zurück: Maximilian Deutsch, Jakob Riegler, Moritz Menz oder Dennis Thalmann. Was sich ließt wie die Aufstellung einer deutschsprachigen Mannschaft, gehört in Wahrheit zur italienischen Faustball-Auswahl. Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Im italienischen Team wird durchaus deutsch gesprochen, denn die Mannschaft besteht rein aus Spielern aus Südtirol - oder noch genauer formuliert: Es ist die Vereinsmannschaft des SSV Bozen, die sich bei der Weltmeisterschaft in Mannheim gegen die anderen Nationen misst.
„Faustball ist in Italien nicht gerade populär. Außer in Bozen, wo wir mit viel Leidenschaft spielen“, erläutert der aus dem bayrischen Emmering kommende italienische Nationaltrainer Jörg Ramel.
"Großer Schritt nach vorne"
Doch die Erfolge der jüngsten Vergangenheit können sich für Italien mehr als sehen lassen. Platz fünf bei den vergangenen Weltmeisterschaften 2019 in der Schweiz und ein ebenfalls erreichter fünfter Platz bei den World Games 2022. Keine Frage: Die italienische Auswahl, die wegen des fehlenden Spielbetriebs in der Heimat in der österreichischen Liga mitspielt, ist in der ohnehin sehr deutsch geprägten Faustball-Welt in der erweiterten Spitze angekommen.
„Seit wir in Österreich regelmäßig gefordert sind, haben wir einen großen Schritt nach vorne gemacht“, meint Ramel und ergänzt: „Wir können gegen die großen Nationen wie Deutschland mal in einem oder sogar zwei Sätzen sehr gut mithalten, am Ende setzen sich die Favoriten aber noch durch.“Immerhin: Im ersten Gruppenspiel gegen die Schweiz konnte Italien einen Satz für sich entscheiden.
Gestiegene Ansprüche
Doch am Montagmorgen machte die deutsche Mannschaft mit dem Ramel-Team kurzen Prozess. Allerdings haben die Südtiroler auch den einen oder anderen Akteur geschont und sind somit nicht mit ihrer stärksten Mannschaft aufgelaufen. Denn am Abend zuvor bestritten die Italiener noch das wichtige Spiel gegen Namibia, das sie mit 3:0 für sich entscheiden konnten.
„Wir haben mittlerweile eine gute Jugendarbeit in Bozen, wodurch sich natürlich auch die Alternativen für den WM-Kader erweitern. Eine so große Auswahl hatte ich noch nie“, betonte Ramel. Als große Stärke seines Teams sieht der Nationaltrainer die mannschaftliche Geschlossenheit. „Die Jungs kennen sich schon seit sie klein sind, sind im wahrsten Sinne des Wortes zusammen gewachsen und machen auch privat viel miteinander“, sagt der Nationaltrainer. Auch die große Altersspanne innerhalb des italienischen Teams - Kapitän Simon Prudenziati ist etwa 40 Jahre, Dennis Thalmann 17 Jahre alt - ist laut Ramel kein Problem. „Dieser Zusammenhalt kann uns in engen Spielen einen entscheidenden Vorteil bringen“, meint der italienische Auswahltrainer.
Auch wenn zu den großen Nationen noch ein gutes Stück fehlt, die Ansprüche sind bei der italienischen Nationalmannschaft durch die vergangenen Erfolge durchaus gestiegen. „Wir sind hier, um unseren fünften Platz zu verteidigen. Wenn wir das nicht wollen würden, hätten wir hier auch überhaupt nichts zu suchen“, betont Ramel und hat entsprechend schon den Finaltag in der Mannheimer SAP Arena ab Freitag fest im Blick.
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