Leipzig. Wäre die Vorsaison noch etwas länger gelaufen, wäre RB Leipzig vielleicht sogar mit einer noch besseren Platzierung ins Ziel eingelaufen. So wurde es am Ende der vierte Platz - und das ist auch das Minimalziel für die neue Spielzeit in der Bundesliga. Während der Sommerpause stand nicht nur die eine oder andere spannende Personalentscheidung bei den Sachsen an, sondern auch die erste PR-Tour in die USA.
Wie lief die Vorbereitung der Leipziger bisher?
Der Club absolvierte erstmals eine Saisonvorbereitung außerhalb von Europa und war in den USA unterwegs. Die Marketing-Reise der Sachsen wird intern durchaus als großer Erfolg verbucht - auch was die Testspiele gegen Clubs aus der englischen Premier League angeht. In New Jersey gab es einen 2:0-Sieg gegen Aston Villa, in Miami dann allerdings ein 0:3 gegen die Wolverhampton Wanderers. Inzwischen sind alle Nationalspieler wieder dabei. Mit Castello Lukeba, der bei den Olympischen Spielen in Paris für das französische Team auflief und die Silbermedaille gewann, komplettiert sich der Kader. Als kleiner Gewinner der USA-Tour wurde das Talent Viggo Gebel gefeiert. Der erst 16-Jährige überzeugte bei seiner Startelfchance gegen Wolverhampton. „Eine herausragende Leistung eines ganz jungen Spielers“, sagte Cheftrainer Marco Rose.
Wieso hat sich am Kader so wenig getan?
Weil es Rose wichtig war, die Mannschaft der Vorsaison zusammenzuhalten. Nach dem riesigen Umbruch im Vorjahr, bei dem unter anderem der Franzose Christopher Nkunku, der Kroate Josko Gvardiol und der Ungar Dominik Szoboszlai gingen, setzt RB auf Konstanz. So bleibt die Offensive mit Xavi Simons, Benjamin Sesko sowie 24-Tore-Mann Lois Openda erhalten. „Ich bin hier noch nicht fertig, will hier meine Spuren hinterlassen“, sagte Simons, der ein weiteres Jahr von Paris Saint-Germain ausgeliehen wird und lange mit Bayern München in Verbindung gebracht wurde. Der neue Sportgeschäftsführer Marcel Schäfer bezeichnete den Deal als „riesiggroßen Baustein in der Kaderplanung“. Neu kamen auch Talent Assan Ouedraogo von Schalke 04 und Keeper Maarten Vandevoordt vom KRC Genk. Der spanische EM-Star Dani Olmo ist der einzige schwerwiegende Abgang, der nun durch das norwegische Toptalent Antonio Nusa ersetzt werden soll. Der 19-Jährige kam ebenfalls aus Belgien - vom FC Brügge - und gilt als hoch veranlagt. Gehen könnte auch noch Angreifer André Silva.
Wer füllt die Olmo-Lücke in der Zentrale?
Der spanische Europameister spielte sich im Sommer noch einmal so richtig ins Schaufenster und wechselte dann zum FC Barcelona mit dem Bammentaler Hansi Flick als Cheftrainer. Olmo reißt eine Lücke im Zentrum, die Leipzig erst einmal füllen muss. Der österreichische Nationalspieler Christoph Baumgartner ist ein etwas anderer Spielertyp, der junge Ouedraogo müsste direkt viel Verantwortung übernehmen. In der Vorbereitung hinterließ der Ex-Schalker aber einen guten Eindruck bei den Verantwortlichen. Der 18-Jährige spricht außerdem Französisch, was bei der Integration in den Leipziger Kader hilft. Schon eher wird aber erwartet, dass Nusa den Olmo-Nachfolger gibt. Der 19-Jährige, der im Alter von 16 Jahren aus seiner norwegischen Heimat nach Belgien gegangen ist, überzeugte in der vergangenen Saison beim Spitzenclub FC Brügge und lief auch schon siebenmal für die norwegische Nationalmannschaft auf.
Verdrängt Vandevoordt Urgestein Peter Gulasci im Tor?
Es ist ein recht offener Kampf um den Platz im RB-Kasten. Zwei Torhüter auf gleichem Niveau - das gab es in Leipzig so noch nie. In der abgelaufenen Saison wurde der erst 20-jährige Vandevoordt die unumstrittene Nummer eins bei Conference-League-Teilnehmer Genk. Die Bundesliga ist nun sein nächster Schritt. Ob er den alteingesessenen Gulasci direkt verdrängen kann, ist noch offen. Das würde im Rose-Team sicherlich eine kleine Baustelle aufmachen. Der Vandevoordt-Transfer kann aber durchaus als Wink für die Zukunft verstanden werden. Spätestens ab dem kommenden Sommer dürfte der niederländische Schlussmann, der auch mit dem Ball am Fuß viel Qualität besitzt, zum Stammpersonal gehören.
Greift Leipzig nun ganz oben an?
Offiziell lautet das Saisonziel nach wie vor nur: bitte unter die ersten Vier kommen. Wichtig ist also vor allem die erneute Qualifikation für die lukrative Champions League. Nach den DFB-Pokalsiegen in den Jahren 2022 und 2023 sowie dem Gewinn des Supercups im Vorjahr dürften sich die Leipziger aber auch für einen weiteren Titel begeistern können. In der Champions League hält man sich mit Ansagen zurück. Der neue Modus ist auch für die Topclubs noch schwer abzuschätzen. Klar ist aber: Die Sachsen haben einen starken Kader und können sich nicht darauf verlassen, diesen im kommenden Sommer erneut beisammenhalten zu können. Die Vorzeichen für einen großen Titel scheinen also in dieser Saison günstig zu sein. Dass der Club irgendwann auch mal die Meisterschaft feiern will, gilt als ein offenes Geheimnis. Könnte es sogar schon in dieser Spielzeit so weit sein?
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