Sinsheim. Die Spielzeit 2024/25 soll bei der TSG Hoffenheim eigentlich ganz im Zeichen des 125-jährigen Vereinsjubiläums stehen. Ende Juni gab es ein Yoga-Wohlfühlevent mit 1000 Teilnehmern auf dem Sinsheimer Arena-Rasen. Yoga - das bedeutet „Einigung, Einheit und Harmonie“. Also das komplette Gegenteil von der aktuellen Außenwirkung des Vorjahressiebten. Die wird geprägt von Dissens, Gegensätzen und Ärger.
Ein personeller Kahlschlag war zuletzt die Folge. Nicht nur die sportliche Führung um Sportgeschäftsführer Alexander Rosen musste kurz vor Saisonbeginn überraschend gehen. Noch nie startete der Kraichgauclub mit so viel Ungewissheit und Unruhe in eine Spielzeit, die noch dazu durch die Europa-League-Qualifikation eine mit einer Dreifachbelastung ist.
Wen hat es beim Hoffenheimer Personal-Beben erwischt?
Nach elf Jahren ist Rosen als der dienstälteste Sportchef der Liga entlassen worden. Mit ihm gehen auch seine Gefolgsleute Bastian Huber und Pirmin Schwegler. Rosen werden zu viele teure Transferflops angekreidet - zuletzt gab es gar keine Transfers mehr. Er war bei Dietmar Hopp schon länger in Ungnade gefallen. Zudem hatte es Richtungs- und Kompetenzgerangel innerhalb der Spielbetriebs-GmbH gegeben. Infolgedessen treten auch die Geschäftsführer Denni Strich (Marketing) und Jan Mayer (Innovation) mehr oder minder freiwillig bis Ende Oktober ab. Bleibt ab 1. November nur noch Sportrechtler Markus Schütz als Vorsitzender der Geschäftsführung.
Wer hat eigentlich die Macht bei der TSG?
SAP-Milliardär und Vereinsmacher Dietmar Hopp hält immer noch 96 Prozent der Kapitalanteile der Spielbetriebs-GmbH. Der 84-Jährige hat aber seine Stimmenmehrheit zurückgegeben, wodurch die TSG wieder in den Kreis der 50+1-Vereine zurückgekehrt ist. Formell hat also der eingetragene Verein als Mehrheitsgesellschafter das Sagen. Ohne Hopp werden die großen Entscheidungen aber nicht gefällt. Vereinspräsident Kristian Baumgärtner - ein klarer Rosen-Befürworter - trat zuletzt gesundheitsbedingt und genervt vom Zwist zurück. Interimsnachfolgerin Simone Engelhardt senkte in Sachen Rosen den Daumen. Mit oder ohne Einfluss?
Wer profitiert vom Aus des Sportchefs Rosen?
Diese Frage stellen sich auch viele Fans, die nun eine noch größere Einflussnahme von Spielerberater Roger Wittmann, einem Freund von Dietmar Hopp, befürchten. Rosen und Co. waren wichtige Fürsprecher von Trainer Pellegrino Matarazzo. Der hat sich zur TSG bekannt, bleibt definitiv. Das aktuelle Führungsvakuum ist Matarazzo bewusst: „Fakt ist, dass wir Entscheidungen brauchen auf verschiedenen Ebenen“, sagt er. Fakt ist auch: Durch den Zeitpunkt der Rosen-Demission haben sich Hopp und Co. massiv in die Bredouille gebracht. Mit einem klaren personellen Schnitt Ende Mai hätte ein Rosen-Nachfolger mehr Gestaltungsmöglichkeiten erhalten, wäre der Kader weiter. Schon jetzt ist absehbar, dass die TSG-Fans massiv gegen die jüngsten Entwicklungen protestieren werden.
Wer kümmert sich jetzt um Transfers?
Nachwuchschef Frank Kramer (Ex-Trainer von Schalke 04 und Arminia Bielefeld) hilft kurzfristig aus und muss schnelle Lösungen liefern. Vielleicht findet er diese auch im eigenen Stall. Die U 19 der TSG war zuletzt national das Maß der Dinge. „Wir wissen, dass wir spät dran sind“, sagt Kramer in Sachen Transfers. Nur im Mittelfeld sind alle Positionen vergeben. Es fehlt an Innen- und Außenverteidigern sowie an einem weiteren Stürmer, um in drei Wettbewerben bestehen zu können. Nationalstürmer Maximilian Beier wird durch einen Wechsel zu Borussia Dortmund wohl für die nötigen Transfereinnahmen sorgen. Die Rede ist von 30 Millionen Euro.
Welches TSG-Eigengewächs schafft noch den Durchbruch?
Der heißeste Kandidat heißt ganz klar Max Moerstedt. Der 18-Jährige ist ein Titelhamster und hat bisher alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt: U-17-Welt- und Europameister mit Deutschland, Deutscher A-Jugend-Meister und -Pokalsieger, U-19-Bundesliga-Torschützenkönig. Nicht wenige trauen dem 1,94-Meter-Mittelstürmer zu, wie zuletzt Beier durchzustarten. Auch die 19-jährigen Eigengewächse Tom Bischof (25 Erstligaspiele), Tim Drexler (8) und Umut Tohumcu (29) stehen in dieser Saison vor dem nächsten Schritt.
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