Bremen. Im zweiten Jahr nach dem Wiederaufstieg hat bei Werder Bremen vieles gepasst. Tabellenplatz neun konnte sich sehen lassen. Zur neuen Saison gibt es eine neue sportliche Führung - und mehr finanziellen Spielraum dank Investoren.
Ist Europa ein realistisches Ziel für Werder Bremen?
Zwei Tore fehlten den Grün-Weißen in der vergangenen Saison, um sich für die Conference-League-Play-offs zu qualifizieren. Trainer Ole Werner haderte damit, dass seine Mannschaft es versäumt hatte, aus einer guten eine sehr gute Saison zu machen. Vor allem in der Hinrunde ließen die Bremer zu viele Punkte liegen. In der zweiten Saisonhälfte lief es dann aber deutlich besser, Höhepunkt war dabei der 1:0-Erfolg bei Bayern München - der erste Werder-Sieg beim Rekordmeister seit 2008. Wenn die Bremer es schaffen, einen besseren Saisonstart hinzulegen, könnte es mit der Rückkehr nach Europa klappen. Ihren bislang letzten europäischen Auftritt hatten die Grün-Weißen am 7. Dezember 2010, als sie sich mit einem 3:0 gegen Inter Mailand aus der Gruppenphase der Champions League verabschiedeten.
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Was wird sich im Kader noch verändern?
Das Prinzip „Niemand ist unverkäuflich“ gilt an der Weser schon seit Jahren. Wenn ordentliche Angebote für Torjäger Marvin Ducksch oder die österreichische EM-Entdeckung Romano Schmid hereinkommen, wird Werder zu Verhandlungen bereit sein. Das gilt auch für diverse Ladenhüter wie David Kownacki oder Oliver Burke, die sich im Sturm bisher nicht durchsetzen konnten, sowie Innenverteidiger Milos Veljkovic, dessen Vertrag am Ende der Saison ausläuft. Werder sucht aber auch nach Verstärkungen. Gerade auf den Außenbahnen wäre Trainer Werner neues Personal willkommen, um den Konkurrenzkampf anzuheizen.
Wie arbeitet die neue sportliche Führung?
Clemens Fritz hat im Sommer den Geschäftsführerposten von Frank Baumann übernommen, der sich eine mindestens einjährige Auszeit nehmen möchte. Als Sportdirektor heuerte Peter Niemeyer in Bremen an. Der Ex-Profi hat früher gemeinsam mit Fritz das Werder-Trikot getragen. Man kennt und schätzt sich. „Ich sehe da keinen Nachteil. Es gibt doch nichts Besseres, als mit Menschen zu arbeiten, denen man schon lange vertraut“, nimmt Niemeyer Stellung zu dem oft gehörten Vorwurf, am Osterdeich könne man ohne Stallgeruch nicht mal Zeugwart werden.
Niemeyer hat zuletzt als Sportchef mit Preußen Münster den Durchmarsch von der Regionalliga in die 2. Liga geschafft. Lautsprecher sind Fritz und Niemeyer beide nicht, was sicherlich kein Schaden sein muss. Aber etwas forscher darf es schon sein: Dass Fritz in der vergangenen Saison mahnend den Finger hob, die Qualifikation für den Europapokal käme für Werder zu früh, wirkte wenig ambitioniert. Spieler und Fans dürften das anders gesehen haben.
Sind die Zeiten knapper Kassen mit den neuen Partnern vorbei?
Unterstützer mit „langjährigem Werder-Bezug“ wie Baumann ermöglichen es dem Club, eine Kapitalerhöhung in Höhe von 38 Millionen Euro vorzunehmen. Während die Investoren keinen Einfluss auf das operative Geschäft erhalten, soll ihr Geld dabei helfen, die Strukturen zu verbessern. Der Neubau des Nachwuchsleistungszentrums steht seit Jahren auf der Agenda. Zudem wollen die Bremer im Kampf um Talente wettbewerbsfähiger werden. Spieler im Alter zwischen 16 und 22 Jahren zu verpflichten, um sie später gewinnbringend zu verkaufen, soll sich zu einem wirtschaftlichen Standbein für Werder entwickeln.
Was tut sich in Bremen beim Stadionnamen?
Die Insolvenz des Namenssponsors macht aus dem bisherigen „Wohninvest Weserstadion“ wieder das Weserstadion. Was viele puristische Fans freuen wird, ist allerdings für den Verein durchaus ein finanzielles Problem. Übrigens auch für die Stadt Bremen, die zur Hälfte an der Betreibergesellschaft der Arena beteiligt ist. Durch den Wegfall des Namenssponsors fehlen jährlich Einnahmen von drei Millionen Euro. Klaus Filbry, Vorsitzender der Werder-Geschäftsführung, will also „eine gute und passende Lösung finden“. Heißt übersetzt: Es bleibt wohl nicht lange beim traditionellen Namen Weserstadion.
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