Handball

Gänsehaut und Tränen: Rhein-Neckar Löwen verabschieden Clublegende Gensheimer

Uwe Gensheimer hat sich am Donnerstag von der großen Handball-Bühne verabschiedet. Der 37-Jährige von den Rhein-Neckar Löwen stand bei der 21:34-Niederlage gegen den neuen Meister SC Magdeburg noch einmal auf dem Feld

Von 
Marc Stevermüer
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Uwe Gensheimer führt mit seinem Sohn Matti an der Hand die Löwen zum letzten Mal in seiner Karriere aufs Spielfeld. © Koesegi/Pix

Schon eineinhalb Stunden vor dem Anwurf ist klar, um was es am Donnerstag gehen wird. Oder besser gesagt: Um wen es gehen wird. Die Fans der Rhein-Neckar Löwen stehen zu Tausenden vor der Mannheimer SAP Arena. Und sie tragen zum Großteil ein Trikot mit dem Namen von Uwe Gensheimer auf dem Rücken.

Mehr als 12 000 Zuschauer feiern ihre Vereinsikone Gensheimer

Es sind Trikots aus den unterschiedlichsten Jahren dabei. Aus seinen Anfängen, als der Linksaußen noch als ein Talent galt. Aus der Meistersaison 2016, als der waschechte Mannheimer längst das Aushängeschild des Vereins war. Oder aus den zurückliegenden Jahren, als er 2023 den DHB-Pokal mit seinem selbst ernannten „Herzensverein“ gewann. Keine Frage: Der Gang durch die Massen gleicht an diesem Abend einer Zeitreise. Verbunden mit Erinnerungen. An große Momente. Geschaffen von einem noch größeren Sportler: Gensheimer, der 2003 zu den Löwen kam und dem Club seitdem - abgesehen von einem dreijährigen Intermezzo bei Paris Saint-Germain - die Treue hält.

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Sein 435. Bundesligaeinsatz für die Löwen ist am Donnerstag bei der 21:34 (11:19)-Niederlage gegen den SC Magdeburg, der durch den Erfolg die Meisterschaft auch rechnerisch sicher hat, sein letzter großer Sieg in seiner herausragenden Karriere. Weil er sich nach schwerer Knieverletzung noch einmal zurückgekämpft hat. Wenngleich die Vereinslegende gerne noch mehr Spiele in dieser Saison bestritten hätte. „Aber ich muss mir nichts vorwerfen, habe in der Reha immer Gas gegeben und geschaut, dass es noch hinhaut. Wenn man beim Joggen mit dem Trainerteam aber Schmerzen hat, muss man vielleicht erkennen, dass es leider nicht mehr auf diesem Niveau reicht“, sagt Gensheimer, für den gegen den SCM aber dennoch ein Wunsch in Erfüllung geht. Dieses letzte Heimspiel, das wollte er sich „nicht nehmen lassen“.

Standesgemäß führt auch er - und nicht Kapitän Patrick Groetzki - „seine“ Löwen in seiner letzten Partie aufs Feld. Mit seinem Sohn Matti an der Hand. Noch einmal ist Gensheimer der Anführer. Und Ex-Bundestrainer Dagur Sigurdsson sieht alle Löwen „in der Pflicht, ein gutes Spiel zu machen“. Alle sollen noch einmal alles raushauen. Um der Vereinsikone den bestmöglichen Abschied zu bescheren.

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Rhein-Neckar Löwen verabschieden Uwe Gensheimer



Nach etwas mehr als drei Minuten betritt Gensheimer erstmals das Feld. Die 12 233 Zuschauer skandieren seinen Namen: „Uwe, Uwe, Uwe.“ So war es immer. Und so ist es auch diesmal. Der Linksaußen tritt zum Siebenmeter an und trifft. Er erzielt mit dem 1:3 den ersten Treffer seiner Mannschaft, die den Magdeburgern von Beginn an nicht gewachsen ist. Schon in den Anfangsminuten zeigt sich bis zum 4:10 (15.) deutlich, dass sich die Löwen meilenweit von der Spitze entfernt haben. Der Auftritt in der ersten Viertelstunde ist wieder einmal desolat, die Gesamtentwicklung beängstigend. Zumindest an diesem Abend spielt das aber keine Rolle.

Die Bühne gehört ausschließlich Gensheimer, der vier Tore gegen den SCM und auch den letzten Treffer der Partie erzielt. Eine Minute steht zu diesem Zeitpunkt noch auf der Hallenuhr, doch Magdeburger und Löwen hören auf zu spielen, nehmen Gensheimer in die Mitte und feiern ihn.

Die Club-Legende wird den Löwen künftig erhalten bleiben. Beim Schließen einer Tür hat sich also gleich eine neue geöffnet. Er muss in seiner Laufbahn also viel richtig gemacht haben. Denn es ist ja keine Selbstverständlichkeit, dass solch ein Übergang von der Profisportlerkarriere ins normale Berufsleben immer reibungslos verläuft. Im Gegenteil: Manch einer weiß nach all den Jahren im Rampenlicht erst einmal gar nicht, was er machen soll. Anderen wiederum bleiben aus unterschiedlichsten Gründen Türen verschlossen. Nicht aber so bei Gensheimer, was viel über seine sportlichen Erfolge - und noch deutlich mehr über ihn als Menschen, seinen Charakter und seine Verdienste um die Löwen aussagt.

Auch der Linksaußen freut sich auf seine neue Aufgabe. Sogar „riesig“, wie der 37-Jährige sagt. „Die Löwen sind mein Verein. Hier bin ich nicht nur sportlich zu Hause, sondern habe viele Freunde fürs Leben gefunden. Jetzt die Möglichkeit zu bekommen, hier meine ersten Schritte in neuer, verantwortungsvoller Position zu machen, bedeutet mir unheimlich viel und erfüllt mich mit Stolz“, sagt Gensheimer, dessen Geschichte in Mannheim also nicht endet. Im Gegenteil. Sie wird fortgesetzt. Mit einem neuen Kapitel.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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