Fußball

Das lange Warten des Oliver Baumann beim DFB-Team

Es ist 1389 Tage her, dass Oliver Baumann erstmals für das Nationalteam berufen worden ist. Ein Länderspiel hat der Torwart der TSG Hoffenheim bis heute nicht bestritten. Er ist trotzdem wichtig im deutschen Team

Von 
Andreas Öhlschläger
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Hoffenheims Schlussmann Oliver Baumann sieht seine EM-Nominierung als „Auszeichnung“ für lange Jahre konstanter Leistungen. © Federico Gambarini/dpa

Er ist nicht der Beste. Das sieht man gleich. Auch nicht der Zehntbeste. Jetzt, beim Warmmachen zu Beginn der Trainingseinheit, sollen die deutschen Nationalspieler Bälle hochhalten, jonglieren, nicht auf den Boden plumpsen lassen. Das können andere deutlich besser als Oliver Baumann. Aber er ist ja auch kein Ballzauberer, sondern Torwart.

Ich hoffe, dass irgendwann der richtige Moment kommt. Dann möchte ich da sein und ein Spiel machen.
Oliver Baumann

Baumann ist hinter Manuel Neuer und Marc-André ter Stegen die Nummer drei unter den EM-Schlussmännern. Es wird sich also aller Voraussicht nach in diesen Turnierwochen nichts an seiner ganz speziellen Einsatzstatistik ändern. Eigentlich ist es eine Nichteinsatzstatistik, denn der langjährige Bundesligakeeper der TSG Hoffenheim wurde schon 2020 vom damaligen Bundestrainer Joachim Löw zum ersten Mal für die deutsche A-Nationalmannschaft nominiert. Ein Länderspieleinsatz blieb dem Torhüter aus dem Kraichgau aber bis heute verwehrt. Keine einzige Minute durfte Baumann spielen.

Der 34-Jährige wartet geduldig weiter. „Ich hoffe, dass irgendwann der richtige Moment kommt. Dann möchte ich da sein und ein Spiel machen.“ Bundestrainer Julian Nagelsmann hat ihn auch deshalb mit zur Heim-EM genommen, weil Baumann keinen Stunk macht, wenn er nicht spielt. Der Hoffenheimer hat seine Rolle voll angenommen, sagt: „Kein Stress. Der Moment wird kommen.“

Bei der Heim-EM im deutschen Kader - für Baumann ein Traum

An diesem Freitag, wenn die DFB-Elf das Eröffnungsspiel gegen Schottland bestreitet, sind es 1389 Tage seit der ersten Berufung. Löw nominierte Baumann am 25. August 2020 für die Länderspiele gegen Spanien und die Schweiz. Bis heute spielten dann aber immer andere.

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Aber das bloße Dabeisein ist aus der Sicht des Teamplayers Baumann auch schön. „Es ist ein Traum, bei der EM im eigenen Land vertreten zu sein.“ Viele Profifußballer erreichen so was in ihrer Karriere nicht. Der TSG-Keeper spricht von einer „Auszeichnung“ und „riesigen Bestätigung“ für seine über viele Jahre konstant starken Leistungen.

Nominierungen unter Löw, Flick und nun Nagelsmann

Baumann hatte zwischendrin auch mal Pech in seiner ganz speziellen Karriere bei der Nationalmannschaft. Als er im November 2020 nominiert war, sorgten positive Corona-Tests bei der TSG für die Pflicht, sich in häusliche Isolation zu begeben. Baumann musste Hals über Kopf aus dem DFB-Hotel abreisen.

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Auch von Löws Nachfolger Hansi Flick wurde Baumann geschätzt. Doch zum Einsatz kam er in dessen Amtszeit ebenfalls nicht. Jetzt hat Nagelsmann den Bundestrainer-Job - Baumanns einstiger Clubtrainer bei der TSG.

Eine Hoffenheimer Institution kann nun zum Turnierfaktor werden

In einem Trainingslager der Hoffenheimer hat der Torwart mal gesagt, wie er beim DFB-Team helfen kann, auch wenn es nicht aufs Bällefangen in einem Spiel ankommt. „Aufgrund meiner großen Erfahrung weiß ich, wo ich mich auf und neben dem Platz einbringen, wenn nötig Ratschläge geben kann.“ Er sehe, „wo Probleme entstehen“.

Bei der TSG ist der 34-Jährige mittlerweile zu einer Institution geworden. Auch wenn es im Kraichgau katastrophal lief - so wie in der Rückrunde der Saison 2022/23 - als der Bundesliga-Abstieg drohte, versteckte sich Baumann nicht. In der Nationalmannschaft ist er nun ein ganz spezieller Turnierfaktor.

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