Eishockey

Darum macht sich der Chef der Deutschen Eishockey Liga kaum Sorgen

Schiedsrichter aus Osteuropa, Diskussionen um die U-23-Regelung - und vor allem die rückläufigen Zuschauerzahlen in den Eishockey-Stadien. DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke schaut dennoch positiv in die Zukunft

Von 
Philipp Koehl
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hockey steht bei den Fans, wie hier beim Spiel der Adler Mannheim gegen die Löwen Frankfurt am Wochenende, hoch im Kurs. © AS Sportfoto/ Binder

Mannheim. Lässig sitzt Gernot Tripcke, der Geschäftsführer der Deutschen Eishockey Liga (DEL), am Abend des 28. Oktober auf einem Tisch, der sich in einem Nebenraum der Mannheimer SAP Arena befindet. Vor ihm eine kleine Schar Journalisten aus dem Rhein-Neckar- Raum. Der Grund: Der 54-Jährige ist beim Derby am vergangenen Freitag zwischen den Adlern Mannheim und den Löwen Frankfurt vor Ort und will die Gelegenheit nutzen, um sich vorab mit Medienvertretern über die aktuellen Themen der Liga auszutauschen. Die wichtigsten Punkte des knapp 30-minütigen Gesprächs:

Schiedsrichter

Die DEL hat ihren Schiedsrichter-Kader neu aufgestellt. Neben elf deutschen setzt man auch wieder auf Referees aus dem Ausland. Statt in Nordamerika hat man sich diesmal in Osteuropa umgeschaut und mit den Letten Andris Ansons und Eduards Odins, dem Tschechen Martin Frano und dem Russen Roman Gofman vier Unparteiische, die zuletzt alle in der russisch geprägten Kontinental Hockey League (KHL) gepfiffen haben, verpflichtet.

Gernot Tripcke nahm sich vor dem Derby zwischen den Adlern Mannheim und den Löwen Frankfurt Zeit, um sich über aktuelle Themen in der Deutschen Eishockey Liga auszutauschen. © Sörli Binder

„Diese Verpflichtungen waren finanzierbar und nicht teurer, als die anderen ausländischen Schiedsrichter“, sagte Tripcke und sprach von „einem guten Griff“. Denn nun habe man laut dem DEL-Geschäftsführer Leute in seinen Reihen, die sehr erfahren sind und schon Finalspiele bei Olympia und Weltmeisterschaften gepfiffen haben. Zudem seien sie bereit, „unsere deutschen Schiedsrichter an die Hand zu nehmen und ihr Wissen weiterzugeben“. Das wäre bei den „etwas jüngeren“ Nordamerikanern zuvor nicht „immer zwingend der Fall gewesen“.

Dabei steht die Entwicklung junger deutscher Schiedsrichter weit oben auf der DEL-Agenda. „In den vergangenen Jahren haben wir zusammen mit dem Deutschen Eishockey Bund beim deutschen Spieler- und auch Trainernachwuchs ganz gut die Kurve bekommen. Das Schiedsrichterwesen war aber immer so eine heiße Kartoffel, an die sich niemand richtig rangetraut hat“, gab Tripcke zu. Mittlerweile sehe er aber das Schiedsrichterwesen „auf einem guten Weg“.

Rückläufige Zuschauerzahlen

Die DEL-Stadien waren zu Saisonbeginn weniger gut gefüllt als erhofft. In den ersten Heimspielen gingen die Zahlen der 15 Clubs im Vergleich zur letzten coronafreien Spielzeit 2019/20 um zehn Prozent zurück. Die Liga beobachtet diese Entwicklung laut Tripcke „wachsam“. Grund zur Sorge gebe es für ihn aber nicht. „Es war uns bewusst, dass wir noch nicht wieder normale Verhältnisse haben. Das wird auch noch zwei, drei Jahre dauern. Die Vereine haben aber vorsichtig kalkuliert“, sagte der DEL-Geschäftsführer.

Ein Grund für den schwachen Saisonstart bei den Zuschauerzahlen sieht er neben dem milden Herbst, den etlichen Wochenspieltagen, dem Entwöhnungsprozess während der Pandemie sowie der momentanen Inflation auch an den bisher fehlenden Derbys. Diese zuschauerstarken Paarungen wie Mannheim gegen Frankfurt oder Düsseldorf gegen Köln fanden erstmals am 28. Oktober statt. Immerhin: Laut Forscherzahlen seien dafür die Einschaltquoten bei Magenta Sport im Vergleich zu den Vorjahren um 20 bis 25 Prozent gestiegen.

Gernot Tripcke

  • Gernot Tripcke wurde 1968 in Kiel geboren. Der Jurist kam 1997 als Ligenleiter in die Deutsche Eishockey Liga.
  • Seit 2000 ist er Geschäftsführer der DEL.
  • Unter Tripcke entwickelte sich der Eishockeysport zum erfolgreichsten Hallensport in Deutschland, der seinen Umsatz bis zur Corona-Pandemie stetig steigerte. 

Während die Verkäufe von Dauerkarten und VIP-Tickets bei allen DEL-Standorten stabil geblieben sind, geht es also beim Zuschauerschwund laut Tripcke vor allem um die sogenannte Laufkundschaft. Das ist bei den Adlern nicht anders. Darum zeigte sich auch Adler-Geschäftsführer Matthias Binder über den souveränen 5:1-Derbysieg der Mannheimer gegen Frankfurt glücklich: „Die Einzeltickets werden momentan stark selektiert, weil es für viele Familien wirtschaftlich nicht darstellbar ist, zwei- oder dreimal in zehn Tagen in die Arena zu kommen. Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir an Abenden, an denen sich alle die Zeit und das Geld nehmen, solche Leistungen bieten.“

U-23-Regelung

Diese Regelung ist seit ihrem Bestehen in der Liga ein heiß diskutiertes Thema. Zuletzt forderte die Spielervereinigung Eishockey (SVE) eine Reduzierung der vorgeschriebenen deutschen U-23-Kaderstellen von drei auf zwei. Zum einen würden laut der SVE viele Spieler, sobald sie aus der Regelung rausfallen, den endgültigen Sprung in die Liga nicht schaffen. Zum anderen würde eine dritte U-23-Stelle einem erfahrenen deutschen Spieler den Kaderplatz wegnehmen.

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Tripcke betonte dagegen, dass sich bei den Clubs eine „gewaltige Mehrheit“ für ein Festhalten an der momentanen Regelung ausspricht. „Natürlich kann man immer ein Negativbeispiel finden, aber grundsätzlich hat die U-23-Regelung dafür gesorgt, dass viele junge Spieler eine Chance in der Liga bekommen und auch genutzt haben“, meinte der Liga-Geschäftsführer, der als jüngstes prominentes Beispiel den 24-jährigen Samuel Soramies nannte, der im vergangenen Mai seine WM-Premiere für die deutsche Nationalmannschaft feierte.

DEL Winter Game

Am 3. Dezember treffen im Fußballstadion des 1. FC Köln die Kölner Haie und die Adler Mannheim zum DEL Winter Game aufeinander. Eine Veranstaltung, die bereits vor zwei Jahren hätte stattfinden sollen, pandemiebedingt allerdings erst jetzt über die Bühne geht. Angesichts der Energiekrise eine nachhaltige und finanziell lohnenswerte Veranstaltung? Laut Tripcke ja, da die Kölner in dieser Zeit nicht nur gegen Mannheim spielen, sondern auch noch zwei weitere Freiluftspiele im Rhein-Energie-Stadion durchführen. „Für die Zukunft müssen wir aber genau schauen, wie wir es händeln können“, so der 54-Jährige.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkt Adler Mannheim

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