Wenn jemand wie Patrick Groetzki so lange beim gleichen Verein in der Handball-Bundesliga am Ball ist, fallen die Bestmarken irgendwann zwangsläufig. Rekordspieler der Rhein-Neckar Löwen ist der Linkshänder schon seit 2018, am vergangenen Samstag absolvierte der Kapitän dann sein 500. Bundesliga-Spiel im gelben Trikot und beim Heimspiel gegen den HBW Balingen-Weilstetten am Donnerstagabend rechnete eigentlich jeder damit, dass nun der nächste Meilenstein einbetoniert wird. Nach bereits sieben Toren in der ersten Halbzeit gegen den schwäbischen Aufsteiger fehlte Groetzki nur noch ein Treffer bis zur magischen Marke von 1500 Liga-Toren, doch der Rechtsaußen lief diesem Tor im zweiten Durchgang dann vergeblich hinterher und war irgendwie das Sinnbild dafür, warum am Ende trotz der zeitweiligen Acht-Tore-Führung „nur“ ein 25:21(17:11)-Heimsieg stand.
Stabile Torwartleistung
Groetzki scheiterte nach dem Seitenwechsel gleich zwei Mal vom Siebenmeterpunkt oder frei von der Rechtsaußenposition und reihte sich damit in den Chancenwucher der Mannheimer ein, die nach dem klaren 22:14 (42.) in den verbleibenden 18 Minuten bis zum Schlusspfiff nur noch drei Mal trafen. „Das war tatsächlich etwas schade, dass es in der zweiten Halbzeit dann nichts mehr geworden ist“, fasste Groetzki seine eigene Befindlichkeit zusammen und setzt nun auf den nächsten Anlauf am Sonntag (15 Uhr, SAP Arena) gegen den TVB Stuttgart.
Schwerer im Magen lag dem Löwen-Kapitän dagegen der generelle Umgang mit den Einwurfmöglichkeiten. „Wir hatten mehrfach die Chance, das Spiel zuzumachen. Das waren dann aber einfach zu viele verworfene Bälle und auch die Art und Weise, wie wir uns davon haben beeindrucken lassen“, missfiel dem Nationalspieler und er blickte dabei beispielsweise auf die insgesamt sechs vergebenen Strafwürfe. „Das habe ich so auch noch nicht erlebt“, meinte Groetzki.
Am Ende mussten sich die Löwen sogar bei ihren Torhütern bedanken, die beide mit fast 50 Prozent gehaltenen Bällen die absolute Konstante im Löwen-Spiel waren. „Daran sind wir heute gescheitert“, musste das auch HBW-Trainer Jens Bürkle anerkennen. „Es gab Momente, wo wir es sogar noch enger hätten machen können“, spielte der Coach der Schwaben auf einige Szenen an, in denen etwa Löwen-Rückhalt Joel Birlehm verhinderte, dass Balingen nicht sogar noch an einer Sensation schnuppern durfte. „Es gab zwei. drei Situationen, da hätte das Spiel tatsächlich kippen können, aber dann sind wir cool geblieben und konnten die entscheidenden Nadelstiche setzen“, blickte Birlehm auf die Partie, in der er nach dem Wechsel nahtlos an die Werte seines Kollegen Mikael Appelgren aus der ersten Halbzeit ansetzen konnte.
Holst der nächste Ausfall?
Dass die Partie gegen den Bundesliga-Neuling in mehreren Wellen verlief, hatte sich auch damit zu tun, dass die Löwen nach dem kurzfristigen Ausfall von Philipp Ahouansou (Schulterprobleme) erstmals mit Neuzugang Andreas Holst Jensen von Beginn an im Rückraum agieren mussten. Dabei erwischte der Däne - kein Treffer bei fünf Versuchen - nicht gerade einen Sahnetag und auch sonst rieselte dann und wann sichtbar Sand ins Getriebe des Positionsspiels in ungewohnten Rückraumkonstellationen. Sicher eine Erklärung, für Keeper Birlehm aber keine Ausrede.
„Bei der Qualität, die wir im Kader haben, sollten wir in solchen Spielen den Anspruch haben, besser als der Gegner zu sein - egal welche sieben Spieler da gerade auf dem Platz stehen“, betonte der deutsche Nationalspieler, der bereits auf die nächste Partie am Sonntag gegen Stuttgart blickte. „Da erwartet uns wieder ein hartes Spiel gegen einen sehr guten Kader der Stuttgarter, die bisher einige Spiele eher unglücklich verloren haben. Da müssen wir mal schauen, was unser Lazarett noch hergibt und mit welcher Mannschaft wir da auflaufen.“
Diese Frage wird sicherlich auch Löwen-Trainer Sebastian Hinze umtreiben, der zuletzt Plan B, C und D aus der Schublade ziehen musste. Für die Partie gegen Stuttgart rechnet Hinze am ehesten mit Linksaußen Lion Zacharias als Rückkehrer, bei Ahouansou stellte sich die Schulterproblematik ebenfalls nicht als zu gravierend heraus. Auch Spielmacher Juri Knorr (Bauchmuskelzerrung) könnte bei optimalem Verlauf vielleicht eine Option sein.
Für Olle Forsell Schefvert dürfte das nächste Heimspiel wohl noch ein paar Tage zu früh kommen und eventuell muss Hinze nun auch noch auf Holst Jensen verzichten, dessen Nase etwas abbekommen hatte.
„Das sah jetzt nicht so gut aus“, blickt der Coach mit Sorge auf die anstehenden Röntgenaufnahmen. Wie Groetzkis Torejagd bewegt sich zum Leidwesen der Mannheimer auch die Verletztenliste der Löwen in dieser Saison in einem absoluten Rekordbereich.
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