Mannheim. Als seine Teamkollegen längst unter der Dusche stehen, gibt Lean Bergmann auf dem Eis noch einmal alles. Marcel Goc, Co-Trainer der Adler Mannheim, hetzt den 24-Jährigen am Freitag von links nach rechts und wieder zurück. Nach der anstrengenden Extraschicht geht Bergmann aufs Knie und lässt sich dann der Länge nach hinfallen. Dort liegt er für einige Momente. Ausgepumpt, er schnappt nach Luft.
Der Schmerz, den er spürt, ist ein schöner, denn er zeigt ihm: Er ist ganz nah dran am Comeback. Nur noch eine Woche Geduld braucht er - so sieht es jedenfalls der Plan vor. Am nächsten Freitag (19.30 Uhr) könnte es im Heimspiel gegen die Pinguins Bremerhaven so weit sein.
Ein Jahr zum Vergessen
Rückblick: Das, was Bergmann im vergangenen Jahr durchgemacht hat, erleben die meisten Eishockeyspieler nicht in ihrer ganzen Karriere. Erst wird bei ihm eine Herzmuskelentzündung diagnostiziert, die ihn lange zum Nichtstun zwingt. An ein geregeltes Aufbautraining im Sommer ist jedenfalls nicht zu denken. Und dann verständigt er sich mit dem Club aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL) auch noch darauf, bis Ende des Jahres an die Iserlohn Roosters ausgeliehen zu werden, weil er daheim im Sauerland private Dinge klären will und den Kopf nicht frei hat, um in Mannheim dem Puck nachzujagen.
Das Pech klebt weiter an seinen Schlittschuhen. Als die vereinbarte Rückkehr zu den Adlern immer näher rückt, zieht er sich am 11. Dezember im Spiel bei den Schwenninger Wild Wings eine schwere Unterkörperverletzung zu, die ihn erneut in die Zuschauerrolle zwingt. Statt ab Ende 2022 mit Mannheim Fahrt aufzunehmen, muss Bergmann einmal mehr in die Reha. „2022 war wirklich nicht mein Jahr - von Anfang bis Ende war ich krank oder verletzt“, fällt sein Blick zurück klar negativ aus. „2023 kann jetzt eigentlich nur noch besser werden.“
Bergmann weiß: Der Körper ist das größte Kapital eines Profisportlers. Wenn er nicht mit starken Leistungen auf sich aufmerksam macht - machen kann -, ist es vor allem dann mental belastend, wenn der Vertrag am Saisonende ausläuft. In genau solch einer Situation befindet sich der Nationalspieler. Zu viele Gedanken verschwendet er daran aber nicht. „Es ist für mich erst einmal wichtig, dass ich wieder spiele, für etwas anderes habe ich keinen Kopf. Einige Teams haben aber schon ihr Interesse an mir bekundet“, sagt der Außenstürmer, der sich auch eine Vertragsverlängerung in Mannheim durchaus vorstellen kann: „Ich fühle mich hier wohl, ich hätte nichts dagegen, zu bleiben.“
„Spieler mit großer Leidenschaft“
Bill Stewart kann es kaum erwarten, dass ihm Bergmann wieder zur Verfügung steht. Der Adler-Coach schätzt den 24-Jährigen als „Spieler mit großer Leidenschaft“. Stewart verdeutlicht, dass der Club beim ehemaligen NHL-Profi (13 Spiele für die San Jose Sharks mit einer Vorlage) nichts überstürzt: „Lean kann in den Play-offs für uns noch zu einem wichtigen Puzzleteil werden. Wir wollen nicht riskieren, dass er ein Spiel absolviert und dann schon wieder zuschauen muss.“ Insofern wird Bergmann die Partie bei den Straubing Tigers an diesem Sonntag (16.30 Uhr) noch verpassen.
Den Adlern tut das weh, weil sie einmal mehr gerade in der Offensive einige Ausfälle verkraften müssen. Eigentlich waren die Mannheimer vor der kurzen Länderspielpause davon ausgegangen, am Pulverturm wieder auf David Wolf setzen zu können. „Er muss aber noch Antibiotika schlucken. Für Sonntag ist er definitiv raus“, erklärt Stewart, der wohl zudem ohne Jordan Szwarz auskommen muss. Der Mittelstürmer ist angeschlagen, auch bei ihm wollen die Adler nichts übers Knie brechen.
Wer die Lücken im Angriff füllt, entscheidet sich kurzfristig. Simon Thiel hat zwar seine Verletzung auskuriert, soll aber zumindest am Freitag mit Luca Tosto beim Zweitliga-Kooperationspartner Heilbronner Falken aushelfen. Immerhin gibt es in der Verteidigung gute Nachrichten. Matt Donovan, der den 2:1-Erfolg in Ingolstadt am vergangenen Sonntag angeschlagen verpasst hatte, hat grünes Licht gegeben. Am Samstag werden auch die Nationalspieler, die unter der Woche zwei Siege in der Slowakei feierten, zurück im Teamtraining erwartet.
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