Mannheim. Es ist keine Zeit für Reden zur Lage der Nation. Längst befinden sich Eishockey-Spieler und -Trainer in einem Tunnel. Nur noch ein Tag - dann starten die Adler Mannheim endlich in die Play-offs in der Deutschen Eishockey Liga. In der Viertelfinalserie „Best of Five“, die am Sonntag (15 Uhr/live bei ServusTV) mit der Partie bei den Straubing Tigers beginnt, sind drei Siege zum Weiterkommen nötig. So viel ist den Beteiligten zu entlocken - immerhin, viel mehr aber auch nicht.
Bill Stewart ließ sich am Freitagmittag nicht aus der Reserve locken. Ob er im Tor auf Felix Brückmann oder Dennis Endras setzt? „Wir haben zwei Torhüter, und die sind beide gut.“ Ob die Mannschaft ein anderes Gesicht zeigen werde als über weite Phasen der Hauptrunde, als sie unter Vorgänger Pavel Gross verunsichert wirkte? „Das wird die Zeit zeigen.“ Der Adler-Coach beantwortete die Fragen kurz und knapp - und mit einem ganz breiten Grinsen.
Zuvor hatte der Italo-Kanadier, der vor zwei Wochen mit seinen Assistenten Marcel Goc und Jochen Hecht das Traineramt in Mannheim übergangsweise übernommen hatte, die Mannschaft mit einer engagierten Übungseinheit auf das Duell mit Straubing vorbereitet. Die Spieler zogen gut mit und die Einheit mit großem Tempo und Elan durch.
Harte Arbeit, gute Laune
Trotz der Anstrengungen wurde gelacht, nach einem Ulk-Zweikampf tat Korbinian Holzer breit grinsend so, als habe er sich den Arm gebrochen. Hochnehmen konnte der Routinier mit dieser schauspielerisch überschaubaren Leistung allerdings niemanden. Ganz im Gegenteil: Personelle Sorgen gibt es im Mannheimer Lager vor der entscheidenden Saisonphase nicht, definitiv verzichten müssen die Adler nur auf Lean Bergmann (Saison-Aus wegen einer Herzmuskelentzündung). Auch Jason Bast, der wegen einer Fußverletzung die letzten Hauptrundenspiele verpasst hatte, mischte auf dem Eis munter mit. Ob er gegen die Tigers aber auch spielen kann? Stewart gab sich vorsichtig optimistisch: „Jason ist sehr nah dran.“
Dem Coach stehen auch alle zehn ausländischen Profis zur Verfügung, spielen dürfen aber nur neun. Ein Luxusproblem sieht Stewart darin allerdings nicht. Auf die Frage, ob er schon eine Tendenz erkennen lassen kann, wer am Sonntag zunächst auf der Tribüne Platz nehmen muss, antwortete der 64-Jährige: „Ich werde das so handhaben: Wer gut spielt, wird mehr spielen.“
Da die Adler die U-23-Regelung berücksichtigen müssen - pro Partie dürfen nur 16 Feldspieler eingesetzt werden, die 1998 und früher geboren wurden, drei Kaderplätze müssen an 1999 oder später geborene Jungs vergeben werden - deutet einiges darauf hin, dass Stewart einen ausländischen Verteidiger sitzen lassen wird. Dann könnten Arkadiusz Dziambor oder Moritz Wirth in der Verteidigung sowie die Stürmer Tim Wohlgemuth und Florian Elias die drei U-23-Stellen ausfüllen.
Für alle Fälle gewappnet
Ob auch Luca Tosto zur Mannschaft stößt? Der Förderlizenzspieler war erst am Mittwoch mit dem Mannheimer Zweitliga-Kooperationspartner Heilbronner Falken im Play-off-Halbfinale ausgeschieden und fehlte am Freitag im Training. „Wir haben gerade heute Morgen mit Luca gesprochen. Er wird zumindest mit nach Straubing fahren und bereit stehen für den Fall, dass noch etwas passiert“, sagte Sportmanager Jan-Axel Alavaara, der auch darüber informierte, dass Arno Tiefensee als dritter Torhüter die Fahrt nach Niederbayern antreten wird.
Stewart betonte - wie schon bei seinem Amtsantritt -, dass es keine Frage der Aufstellung ist, wie weit es das Team schafft, sondern eine Frage der Einstellung. „Wir müssen bereit sein“, forderte der Coach vor dem Duell mit den heimstarken Tigers, die in dieser Saison gegen die Adler beide Hauptrundenspiele am Pulverturm gewonnen haben.
Die vergangene Trainingswoche haben die Mannheimer zu einem ausgiebigen Systemcheck genutzt. Es ging nicht darum, das Rad neu zu erfinden, sondern um das Ausmerzen von kleinen Fehlern, die sich in den vergangenen Wochen und Monaten eingeschlichen hatten. „Der größte Unterschied ist, dass Bill uns erlaubt, in den taktischen Vorgaben mehr unseren Instinkten zu vertrauen. Wir haben jetzt größeres Vertrauen in die eigenen Stärken - und in unsere Mitspieler“, betonte Kapitän Denis Reul.
Der 32-Jährige hätte sich für seine erste Amtszeit als Spielführer ein ruhigeres Jahr gewünscht. „Ich bin an der Herausforderung aber gewachsen“, betonte Reul, der die Kommunikation zu Stewart als „einfach und offen“ bezeichnete. Ansonsten waren am Freitag genügend Worte gewechselt. Es ist nicht die Zeit für Reden, es ist die Zeit zum Spielen.
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