Eishockey

Adler Mannheim nehmen bei Niederlage gegen Berlin zu früh den Fuß vom Gas

Bis ins letzte Drittel lagen die Adler Mannheim gegen die Eisbären Berlin mit 3:1 in Führung. Sie hätten die Krise des Titelverteidigers vergrößern können - doch es sollte anders kommen

Von 
Christian Rotter
Lesedauer: 
Tim Wohlgemuth schoss den 1:1-Ausgleich für die Adler, später musste er die Partie vorzeitig beenden. © Sörli Binder

Mannheim. Bill Stewart suchte nach den richtigen Worten. Einerseits ärgerte sich der Trainer der Adler Mannheim darüber, dass sein Team beim 3:4 (3:1, 0:0, 0:2, 0:0, 0:1) nach Penaltyschießen gegen die Eisbären Berlin eine Zwei-Tore-Führung verspielt hatte; andererseits wollte er nicht zu hart mit seinen Jungs ins Gericht gehen. „Ich bin ein bisschen sauer - aber nicht, weil wir zu wenig Aufwand betrieben hätten“, betonte der Kanadier und ergänzte: „Wir müssen das in der richtigen Perspektive betrachten. Ich finde, wir haben in den vergangenen zwei Monaten ziemlich konstant gespielt.“

Dieser Einschätzung war kaum zu widersprechen. Dennoch blieb nach diesem Spiel in der Deutschen Eishockey Liga vor 12 176 Zuschauern in der SAP Arena der Eindruck, dass die Mannheimer zwei Zähler verspielt hatten. Und so musste auch Stewart konstatieren: „Wenn wir den Fuß nicht zu früh vom Gaspedal genommen hätten, wäre wohl ein anderes Ergebnis herausgesprungen.“

Berlin von Beginn an voll da

Wie ein Club in der Krise präsentierte sich Berlin in der Anfangsphase nicht. Die Eisbären diktierten das Tempo, Eric Hördler visierte das Eck an, Felix Brückmanns Fanghand war zur Stelle (5.). Wenige Sekunden später ein ähnliches Bild: Da die Adler zu passiv verteidigten, hatte Jonas Müller alle Zeit der Welt, diesmal schlug der Puck im Winkel ein - 0:1 (6.). Die Mannheimer antworteten im Stile einer Spitzenmannschaft. Matthias Plachta legte quer zu Tim Wohlgemuth, dessen abgefälschter Schuss senkte sich zum 1:1 ins Netz (7.). Nur 52 Sekunden nach dem Rückstand begann alles wieder von vorn.

Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren

Nun hatten allerdings die Adler Aufwind. Nachdem Sinan Akdag bei seiner ersten Chance in der vierten Minute noch zu lange gezögert hatte, machte er es diesmal besser. Bei seinem ersten Saisontor fackelte er nicht lange und tunnelte Juho Markkanen zum 2:1 (9.). Jetzt war den Eisbären anzumerken, dass es um ihr Selbstvertrauen nicht zum Besten bestellt ist. Vor allem in der eigenen Zone leistete sich der Titelverteidiger einige unerklärbare Aussetzer. Die Adler nahmen Witterung auf. Nigel Dawes, Thomas Larkin und Borna Rendulic verpassten es, nachzulegen. David Wolf holte Versäumtes nach, als er seinen eigenen Rebound zum 3:1 ins Netz drückte (13.).

Wenige Sekunden später war die Jubelstimmung zumindest ein wenig verflogen. Bennet Rosmy checkte Wohlgemuth in die Bande, der die Scheibe zu diesem Zeitpunkt längst gespielt hatte. Die Schiedsrichter Roman Gofman und Marc Iwert erkannten kein Foulspiel, wenig später mussten dann doch zwei Eisbären kurz hintereinander auf die Strafbank. Das Powerplay funktionierte jedoch überhaupt nicht. Im Gegenteil: Mannheim musste froh sein, nicht den Anschlusstreffer zu kassieren. Manuel Wiederer scheiterte an Brückmann, dann vertändelte Rendulic den Puck, Frank Mauer fand die Lücke aber ebenfalls nicht (17.). „Obwohl wir nach dem ersten Drittel mit 1:3 hinten lagen, hatte ich das Gefühl, dass wir gut im Spiel waren“, sagte Berlins Trainer Serge Aubin. Ihm war nicht zu widersprechen.

Der zweite Abschnitt verlief lange ausgeglichen. Aufreger gab es wenige - bis ein Check von Leo Pföderl die Gemüter erhitzte. Bei Vier gegen Vier wollte Rendulic über links durchbrechen, Pföderl stoppte den Kroaten unsanft. Die Schiedsrichter schauten sich die Szene per Videobeweis an und schickten den Übeltäter für fünf Minuten in die Kühlbox. Matt Donovan, der Pföderl zur Rede stellen wollte, kassierte eine kleine Strafe (34.). Ryan MacInnis und Rendulic verpassten die Gelegenheit, die Berliner Sorgen zu vergrößern (35.). Erneut wäre im folgenden Powerplay der Schuss fast nach hinten losgegangen. Markus Eisenschmid wurde im Berliner Torraum festgetackert, die Referees unterbrachen die Partie allerdings nicht. Mauer tauchte vor Brückmann auf, verzog aber (39.). Da auf der anderen Seite Plachta und Stefan Loibl die Scheibe nicht ins fast leere Tor drücken konnte, blieb es beim 3:1 nach 40 Minuten.

Mehr zum Thema

Eishockey

Adler Mannheim verlieren 3:4 gegen die Eisbären Berlin

Veröffentlicht
Von
Claudio Palmieri
Mehr erfahren
Eishockey

Adler Mannheim gewinnen Topspiel in Ingolstadt

Veröffentlicht
Von
David Kirchgeßner
Mehr erfahren
Eishockey (mit Fotostrecke)

Sieg im Verfolgerduell: Adler Mannheim springen auf Platz zwei

Veröffentlicht
Von
Andreas Martin
Mehr erfahren

Coach Stewart musste reagieren. Wohlgemuth hatte es nach dem harten Check im zweiten Drittel zwar noch einmal versucht, er konnte jedoch nicht weiterspielen. Für ihn rückte Taro Jentzsch zwischen Dawes und Rendulic, Stewart stellte auf drei Reihen um. Die Eisbären erhöhten den Druck und verkürzten in Überzahl. Am kurzen Eck bekamen die Adler den Puck nicht weg, Zach Boychuk stocherte ihn über die Linie (46.). Mannheimer Entlastungsangriffe gab es nun kaum noch, Wolf scheiterte an Markkanen (50.). Aubin setzte in der Schlussphase alles auf eine Karte und nahm den Torhüter zugunsten eines weiteren Feldspielers vom Eis. Da Denis Reul das verwaiste Tor verfehlte (58.), durften sich die Berliner über Yannick Veilleux’ glücklichen Ausgleichstreffer freuen (59.). Auch der zweite Punkt ging nach Berlin, weil nach einer torlosen Verlängerung nur Marcel Noebels im Penaltyschießen traf.

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen