Mannheim. Der dann doch etwas blassere Teint an Marcel Seegerts Beinen deutete es zum Trainingsauftakt des SV Waldhof am Mittwochvormittag an: Viel Zeit für einen Kurztrip in die Sonne blieb den Profis des SV Waldhof in der zurückliegenden Saisonunterbrechung dieses Mal nicht. „Quatsch, das sind meine neuen weißen Leggins“, scherzte der Kapitän des Mannheimer Drittligisten, räumte dann aber ein, dass auch er sein individuelles Fitnesstraining in den heimischen Gefilden absolviert hatte. Aber selbst wenn die Auszeit seit dem letzten Spiel am 20. Dezember gegen den TSV 1860 München dieses Mal nur 14 Tage kurz war, kam die Pause zur richtigen Zeit und genügte wohl für die meisten, um die Köpfe nach einer nervenaufreibenden Hinserie wieder etwas freizubekommen.
„Das tat trotzdem sehr, sehr gut und es hat auch jeder von uns gebraucht“, sagte Seegert. „Und Gottseidank sind wir mit diesen beiden Erfolgserlebnissen in die Pause. Das war wichtig für die Köpfe - und heute Morgen hat man sich schon wieder aufs Kicken gefreut“, zeigte sich auf dem Trainingsgelände am Alsenweg nicht nur Seegert voller Tatendrang - trotz oder gerade wegen der weiter prekären Tabellensituation der Mannheimer.
Anspruchsvoller Auftakt
„Ich war immer davon überzeugt, dass unsere Qualität besser ist als der Tabellenplatz. Deshalb heißt es jetzt: Feintuning, Gas geben, ehrliche Arbeit und unvoreingenommen mit frischem Anlauf an die Sache herangehen“, blickte Seegert bereits auf das anspruchsvolle Auftaktprogramm mit einer englischen Woche und den beiden Auswärtsduellen bei den direkten Konkurrenten Lübeck (20. Januar) und Halle (26. Januar).
Personell gehen die Mannheimer das Projekt Klassenerhalt zunächst mit dem bisherigen Kader an, am Mittwoch konnte am Alsenweg noch kein Neuzugang begrüßt werden. Den Start ins neue Jahr bestritten inklusive der drei Torhüter 21 SVW-Profis. Erkältungsbedingt fehlte Berkan Taz, am Nachmittag stieß dann auch Mittelfeldspieler Bentley Baxter Bahn zum Team, der am Vormittag noch wegen eines schon länger feststehenden Termins nicht mit am Ball war. Kelvin Arase konnte aufgrund von Achillessehnenproblemen nur einen Teil der ersten Trainingseinheit absolvieren.
Waldhof-Trainer Rüdiger Rehm beim Trainingsauftakt am Alsenweg.
Bei dieser personellen Konstellation soll es aber bekanntermaßen nicht bleiben, wie Trainer Rüdiger Rehm nach dem ersten Aufgalopp nochmals unterstrich. „Es ist nicht immer einfach im Winter, aber wir haben die Zeit genutzt und versuchen, unsere Hausaufgaben zu machen - auch wenn wir bislang noch keinen Erfolg erzielt haben“, berichtete der Coach von intensiven Bemühungen.
„Wir haben viel telefoniert und die ein oder anderen Gespräche geführt“, liefen die Drähte zwischen Rehm und Sportchef Tim Schork zwischen den Feiertagen heiß. „Jetzt schauen wir mal, was am Ende dabei herauskommt“, sagte der 45-Jährige, der betonte, dass der Club „in beide Richtungen schaut“ und auch Profis abgeben könnte. „Es gibt auch bei uns den einen oder anderen, der nicht so ganz zufrieden sein dürfte - da gibt es sicherlich Redebedarf“, will Rehm die nächsten Tage viele Einzelgespräche führen. Stand jetzt dürfte der Waldhof das Trainingslager im türkischen Side ab Sonntag aber mit dem aktuellen Kader angehen. „Wir haben 26 Betten“, sagte Rehm, der eventuell noch einen vierten Torhüter oder jemanden aus dem Nachwuchs mitnehmen möchte. „Und wenn sich etwas ergibt, können wir sicher noch ein Bett dazustellen“, sagte der Coach mit einem Augenzwinkern.
Die endgültige Reisegruppe sowie den Kader für die Rückrunde zusammenzustellen und Fehlgriffe aus dem Sommer zu korrigieren, ist dabei die Aufgabe vom Sportchef Tim Schork, der den Trainingsauftakt ebenfalls verfolgte und sich in den Büros des Seppl-Herberger-Stadions mit Aufsichtsratchef Christian Beetz über das weitere Vorgehen abstimmte. „Wir sind voll dabei und haben bei einigen Jungs unser klares Interesse hinterlegt. Jetzt kommt der Markt von oben so nach und nach in Bewegung, was sich dann auch auf die 3. Liga auswirkt“, sagte Schork zum Stand der Dinge. Er hält vor allem für die Offensive die Augen offen. „Dass wir zu wenig Tore geschossen haben, ist ja bekannt“, bestätigte Schork, Trainer Rehm will ebenfalls an der „mangelnden Durchschlagskraft“ arbeiten - zunächst mit dem vorhandenen Kader, aber sicher auch gerne mit einem fertigen Spieler, der für die nötigen Scorer-Punkte sorgen kann. Ob der SVW tatsächlich bei FCK-Profi Terrence Boyd die Hand gehoben hat, wollte Schork dabei nicht weiter kommentieren.
Kompp-Vertrag hat noch Bestand
Entsprechende Investitionen in den Kader haben aber auch für Aufsichtsratschef Christian Beetz Vorrang, wie der Sohn von Waldhof-Präsident und Mäzen Bernd Beetz auf Anfrage bestätigte. Weniger Druck verspürt Beetz junior dagegen bei der Frage nach einem neuen Geschäftsführer. „Wir sind auf jeden Fall handlungsfähig und es gibt Gespräche mit Kandidaten“, sagte er.
Der Vertrag mit Markus Kompp, dessen Arbeitspapier bekanntermaßen nicht über den Sommer 2025 hinaus verlängert wird, sei aber noch nicht aufgelöst. Und bevor das nicht passiert ist, wird der Waldhof eher Mittel in das kickende Personal als in die Geschäftsstelle fließen lassen. Ein Abstieg käme den SVW schließlich deutlich teurer.
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