Aue/Mannheim. Bergwerksstollen sind bekanntermaßen stabil gebaut und auch für die Katakomben des Erzgebirge-Stadions, die in Anlehnung an die lange Abbautradition in Aue in Richtung Spielfeld wie ein originalgetreuer Schacht gestaltet sind, darf das angenommen werden. Doch nach dem 1:0 (1:0)-Auswärtssieg des SV Waldhof am Sonntagabend im tiefen Osten wurden die Grundmauern der altehrwürdigen Spielstätte von Erzgebirge Aue einem ordentlichen Härtetest unterzogen.
Auf der Rückseite der Waldhof-Kabine schepperten die Einfassungen der Neonröhren, die Mannheimer Party war in vollem Gang. „Das dürfte Jannes Mucke sein“, lachte Felix Lohkemper, „der dreht immer auf, wenn wir gewinnen“, verwies der Stürmer auf die Rolle des Kabinen-DJs, die offenbar Mittelfeldmann Janne Sietan innehat. Und da es den ersten Auswärtssieg seit dem 22. Oktober 2024 zu feiern galt, durfte sich der gebürtige Cottbuser im SVW-Kader offenbar richtig austoben.
Die Blau-Schwarzen hatten schließlich allen Grund zu feiern: Denn nicht nur der insgesamt erst zweite Auswärtssieg nach dem 1:0 im vergangenen Herbst bei Borussia Dortmund war eine Marke mit Bedeutung, sondern zum Abschluss der englischen Woche hatten die Mannheimer zugleich sechs von neun möglichen Punkten geholt, heimsten den dritten Sieg aus den jüngsten vier Spielen ein und machten einen Satz in der Tabelle. Statt auf einem Abstiegsplatz wie noch am Samstagabend geht es nun als Tabellenvierzehnter in die Länderspielpause, nur das 2:1 von Alemannia Aachen gegen Hansa Rostock am späten Sonntagabend verhinderte eine noch bessere Platzierung.
Noch keine Entspannung, aber ein positives Gefühl
Von Entspannung kann angesichts von zwei mageren Punkten Vorsprung auf die Abstiegsplätze natürlich keine Rede sein. Doch für das Gefühl waren Ergebnis und das so lange ersehnte positive Auswärtserlebnis in Aue Gold wert. „Wir stehen über dem Strich und deshalb können wir sehr, sehr froh sein und ein bisschen befreiter in diese zwei Wochen gehen“, bestätigte Interims-Kapitän Lukas Klünter die psychologische Wirkung des „dreckigen Siegs“ in Aue, wie Trainer Bernhard Trares die 90 Minuten zusammenfasste.
Schließlich hatte auch der 59-Jährige zur Kenntnis genommen, dass weder seine Mannschaft noch die harmloseren Gastgeber ein Fußball-Feuerwerk abbrannten – um es einmal positiv zu formulieren. „Das hat auch an der englischen Woche gelegen. Wir mussten zuvor viel gegen Sandhausen investieren, Aue hatte seine Ausfälle. Aber wir sind einfach glücklich, nach fünf Monaten mal wieder einen Auswärtssieg gelandet zu haben. Gerade in dieser Phase ist das wichtig“, lobte Trares sein Team, das nach vorne bis auf den kuriosen Treffer von Felix Lohkemper (38.) spielerisch nur selten Akzente setzen konnte, vor dem eigenen Tor aber auch wenig zuließ.
„Geärgert hat mich lediglich hinten raus, dass wir nicht das 2:0 nachlegen, weil wir eigentlich den Raum dazu hatten“, hatte Trares keinen Spaß am SVW-Balanceakt zwischen Locken Lauern und Verwaltungsmodus, der bei einem wacheren Gegner sicher zu gefährlicheren Situationen hätte führen können. Die Sachsen machten allerdings nicht den Eindruck, dass sie nochmals eine Wende herbeiführen könnten. „Das hat leider nicht zu mehr gereicht“, räumte Aues Coach Jens Härtel ein, der nur anfangs Möglichkeiten für sein Team sah, nach dem „Eiertor“ Lohkempers (Härtel), dann aber früh geschlagen war.
Lohkemper: „Ich war nicht viel dran, aber es hat gereicht“
Der Torschütze selbst nahm sein siebtes Saisontor dagegen gerne mit. „Ich war nicht viel dran, aber es hat gereicht“, grinste der Angreifer. „Das war natürlich glücklich, aber ebenso wichtig – gerade vom Zeitpunkt so kurz vor der Halbzeit“, sagte der ehemalige Zweitliga-Profi, der seinen Teamkollegen mit Blick auf den weiteren Spielverlauf dann auch eine „gewisse Reife“ attestierte.
Vor allem Adrian Fein, Tim Sechelmann und Lukas Klünter ließen mit ihrer Ballsicherheit die Auer Pressing-Bemühungen ein ums andere Mal ins Leere laufen. Auch Samuel Abifade fand auf der ungewohnten Position des Linksverteidigers im Laufe des Spiels immer besser in seine Rolle. Am Ende stand ein verdienter Sieg, nachdem die Mannheimer am Wochenende zu den Gewinnern des Spieltags zählten. „Jetzt können wir mit einem guten Gefühl in die Pause gehen“, bestätigte Sportchef Anthony Loviso. „Es war klar, dass wir mit Blick auf die Tabelle Spiele gewinnen müssen – egal wo. Jetzt können wir uns regenerieren und dann erwartet uns nochmal ein schöner Block an Spielen, in denen wir Vollgas geben müssen“, blickte Loviso schon auf die nächste Partie gegen Dortmund II - und damit eine weitere Begegnung gegen einen direkten Konkurrenten.
„Die letzten drei Spiele sind schließlich gegen Teams aus den aktuellen Top Fünf. Von daher müssen wir bis dahin unsere Arbeit gemacht haben“, hofft Abwehrchef Klünter auf die Fortsetzung des Waldhof-Trends in Richtung gesicherte Zone. Über ein Testspiel am Donnerstag (13 Uhr) gegen die SV Elversberg unter Ausschluss der Öffentlichkeit sowie ein anschließendes freies Wochenende sollen die Waldhof-Profis dafür wieder die nötige Frische sammeln. In der Zwischenzeitr kann „DJ Janne“ an seiner neuen Playlist arbeiten, um wieder die Wände zum Wackeln zu bringen.
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