Mannheim. Die beste Drittligasaison der Geschichte mit Platz fünf und 60 Punkten sowie die erneute Qualifikation für den DFB-Pokal: Der SV Waldhof blickt trotz des knapp verpassten Aufstiegs auf ein erfolgreiches Jahr zurück. Wer sind die Gewinner und positiven Überraschungen bei den Mannheimern? Wer hat die Erwartungen enttäuscht? Wir verteilen die Zeugnisse. Bewertet werden dabei Torhüter und die Feldspieler, die mindestens zehn Mal auf dem Platz standen.
Torhüter
Timo Königsmann: Der Schlussmann knüpfte an seine Form aus der Hinrunde an und konnte Aussetzer wie bei Viktoria Berlin oder bei den Münchner Löwen abstellen. Fußballerisch und in der Strafraumbeherrschung aber weiter mit Luft nach oben.
Note: 3 (Halbjahresnote: 3 -)
Jan-Christoph Bartels: Konnte sich erst in den letzten drei Pflichtspielen präsentieren und zeigte, dass er eine gute Alternative ist.
Note: 3 (Halbjahresnote: 3)
Abwehr
Jesper Verlaat: Der Niederländer ist der kongeniale Partner von Kapitän Marcel Seegert. In Verlaats zweitem Jahr beim SV Waldhof war das Duo deutlich eingespielter, auch deshalb hat der SVW die drittwenigsten Gegentore bekommen. Gebremst wurde Verlaat nur durch eine langwierige Zerrung.
Note: 2 - (Halbjahresnote 2 +)
Marcel Seegert: Der Wert des Abwehrchefs auf und neben dem Platz ist weiter kaum zu überschätzen. Mit Jesper Verlaat bildete „Cello“ definitiv das beste Abwehrzentrum der Liga und meldete sich Ende der Saison sogar als Torschütze zurück.
Note: 1 - (Halbjahresnote 1 -)
Gerrit Gohlke: Kam an Jesper Verlaat erwartungsgemäß nicht vorbei, vertrat den Niederländer im Januar/Februar aber solide und fiel nicht wie in früheren Tagen als Sicherheitsrisiko auf.
Note: 3 - (Halbjahresnote 4)
Niklas „Willy“ Sommer: Der Fan-Liebling konnte sich als Rechtsverteidiger nicht durchsetzen. Gegen Duisburg bekam sogar Linksverteidiger Alexander Rossipal den Vorzug auf der rechten Seite – was schon viel über Sommers Rückrundenform aussagt.
Note: 4 - (Halbjahresnote 3 -)
Anton Donkor: Donkor stand in der Rückrunde doch sehr im Schatten von Alexander Rossipal und war eher die Alternative auf der linken Seite, wenn Druck nach vorne gemacht werden sollte. Defensiv immer mal wieder in Nöten.
Note: 4 (Halbjahresnote 3 -)
Alexander Rossipal: Der Linksverteidiger war abgesehen von seiner Patellasehnenverletzung Ende der Hinrunde Mister Zuverlässig in der Viererkette und spielte auch souverän seinen Part im defensiven Mittelfeld oder auf der rechten Außenbahn, wenn es sein musste. Gegen Ende der Spielzeit traute sich der Ex-Sandhausener sogar deutlich mehr in der Offensive zu.
Note: 2 + (Halbjahresnote 2)
Mittelfeld / Angriff
Stefano Russo: Der Ludwigshafener ist ein häufig unscheinbarer, aber dennoch eminent wichtiger Zuarbeiter im defensiven Mittelfeld. Meistens als Stabilisator an der Seite von Routinier Marco Höger aufgestellt, zeigte der zweikampfstarke 21-Jährige bei 25 Einsätzen konstant gute Leistungen – und spielte sich damit sogar in die Notizbücher einiger Zweitligisten.
Note: 2 - (Halbjahresnote 3 +)
Marco Höger: Der mit Champions-League-Weihen dekorierte Kölner lieferte zuverlässiger als die ICEs, die ihn an freien Tagen regelmäßig von Mannheim in seine Heimatstadt beförderten. Von der Übersicht und Spielintelligenz her gibt es in der 3. Liga wenig Bessere als den 32-Jährigen. Die bekannten Tempodefizite fielen selten ins Gewicht. Einziger kleiner Kritikpunkt ist Högers Scorer-Quote: Zwei Tore und zwei Vorlagen sind für einen Mann seines Formats unterdurchschnittlich.
Note: 2 (Halbjahresnote 2)
Hamza Saghiri: Sollte er Mannheim im Sommer verlassen, geht der 25-Jährige als uneingelöstes Versprechen. Der technisch beschlagene Saghiri besitzt alle Anlagen, um ein Unterschiedsspieler in der 3. Liga sein zu können, aber er macht zu wenig daraus. Nicht ohne Grund zogen in der Rückrunde im internen Ranking im zentralen Mittelfeld Fridolin Wagner und Russo an ihm vorbei.
Note: 3 - (Halbjahresnote 3 +)
Fridolin Wagner: Der gebürtige Leipziger erlebte gegen Ende der Saison seinen großen Tag mit einem Doppelpack beim 2:1-Sieg in Osnabrück. Damit bewies Wagner, dass ihm der Stempel mit der Aufschrift „Ergänzungsspieler“ zu Unrecht anhaftet. In der Rückrunde gehörte der körperlich robuste und vielseitige 24-Jährige de facto zum Stammpersonal.
Note: 3 + (Halbjahresnote 3)
Marcel Costly: Der variable Dauerbrenner (bei 36 von 38 Liga-Spielen auf dem Platz) kämpfte im zweiten Halbjahr mit einigen Formschwankungen, bekam aber dennoch ein gutes Vertragsangebot seines neuen Clubs FC Ingolstadt. Costly, in Fankreisen häufig nicht unumstritten, ist ein Spieler, bei dem man seine Bedeutung fürs Team wohl erst richtig spüren wird, wenn er nicht mehr da ist.
Note: 3 + (Halbjahresnote 2-)
Dominik Kother: Die Winter-Leihgabe vom KSC drehte erst gegen Ende der Saison richtig auf. Dynamisch, trickreich, torgefährlich – in den letzten drei Ligaspielen gelangen ihm drei Treffer. Zunächst kämpfte der 22-jährige Bruchsaler mit Integrationsproblemen, doch nachdem er in Mannheim angekommen war, zeigte Kother, warum er auch in der 2. Liga in Karlsruhe schon auf seine Einsatzzeiten gekommen ist.
Note: 3
Justin Butler: Seine kurze Zeit beim SVW begann im Januar mit einer Corona-Infektion – und danach bekam der in der Winterpause ausgeliehene Justin Butler in Mannheim kein Bein auf den Boden. Der bullige Mittelstürmer aus der Jugend des FC Bayern und des FC Augsburg wirkte bei seinen zehn Kurzeinsätzen wie ein Fremdkörper und schien auch vom Fitnesszustand nicht komplett auf der Höhe. Die triste Bilanz: 0 Tore, 0 Vorlagen. Der 21-Jährige kehrt nach einer enttäuschenden Zwischenstation zum FC Ingolstadt zurück.
Note: 5
Marc Schnatterer: Die kurzen Nächte in Verbindung mit der Geburt seines ersten Kinds Luis sorgten im neuen Jahr zwischenzeitlich für eine leichte Formdelle – aber spätestens nach der Bekanntgabe seiner Vertragsverlängerung um eine weitere Saison war Marc Schnatterer wieder ganz der Alte. Seine 36 Jahre sieht man dem schwäbischen Standardspezialisten nicht an. Für das Image des Vereins ist die Heidenheimer Ikone ohnehin unbezahlbar. Elf Tore und neun Vorlagen unterstreichen Schnatterers sportlichen Wert für den SV Waldhof.
Note: 2 + (Halbjahresnote 1)
Joseph Boyamba: Der sympathische Flügelstürmer aus dem Pott stagnierte nach der Winterpause. Mit der Verpflichtung des klassischen Mittelstürmers Pascal Sohm ging auch Boyambas Formkurve leicht nach unten, er sank in der Gunst von Trainer Patrick Glöckner. Insgesamt acht Tore und sechs Vorlagen bleiben dennoch ein überzeugender Arbeitsnachweis.
Note: 3 + (Halbjahresnote 2 -)
Baris Ekincier: Der größte Pechvogel in dieser Saison. Als der ehemalige Bochumer mit einem Tor in Verl und einer starken Anfangsphase bei seinem Startelfdebüt gegen 1860 München nach langer Anlaufphase beim SVW endlich Fahrt aufgenommen hatte, stoppte ihn umgehend ein Innenbandriss im Knie. Der schnelle Aserbaidschaner hat das Zeug dazu, zur Überraschung der kommenden Saison zu werden.
Note: 4 + (Halbjahresnote 4 -)
Dominik Martinovic: Der Schwabe mit kroatischen Wurzeln hat eine Rückrunde zum Vergessen hinter sich. Nach zehn Toren im alten Jahr gelang Martinovic nur noch ein mickriger Treffer. Das Zusammenspiel mit dem neuen Sturmkollegen Sohm klappte hinten und vorne nicht. In der neuen Saison wird sich zeigen, ob für den 25-Jährigen die 3. Liga das Ende seiner persönlichen Karrieremöglichkeiten ist – oder ob doch mehr in ihm steckt.
Note: 3 + (Halbjahresnote 2 +)
Pascal Sohm: Seit Jahren fordern viele Waldhof-Fans einen echten Mittelstürmer – und als der in Person von Pascal Sohm dann in der Winterpause aus Dresden geholt wurde, war es manchem im Verlauf der Rückrunde dann auch wieder nicht recht. Mit sieben Toren bei 17 Einsätzen erledigte der Strafraumstürmer seinen Kernjob mehr als ordentlich. Dass dem Mannheimer Angriffsspiel in der Rückrunde auch durch seinen Einbau ins Teamgefüge sichtbar die Dynamik abhandenkam, kann man dem stets engagierten Sohm kaum vorwerfen.
Note: 3
Gillian Jurcher: Eine Corona-Erkrankung im Winter-Trainingslager in der Türkei mit folgender Hotel-Quarantäne warf den sensiblen Angreifer komplett aus der Bahn. In der Rückrunde stand er nach elf Einsätzen vor Weihnachten keine Minute mehr in der 3. Liga auf dem Rasen. Jurcher verlässt den Verein, bei dem er nie richtig glücklich geworden ist.
Note: 4 - (Halbjahresnote 3 -)
Adrien Lebeau: Der wunderbare Monsieur Lebeau wurde nach der Winterpause von wiederkehrenden Muskelproblemen aufgehalten. Die Entdeckung der Hinrunde spielte ab Februar wenn überhaupt nur noch sporadisch. Topfit ist der französische Tempodribbler mit den überraschenden Ideen ein großer Hoffnungsträger für die nächste Spielzeit.
Note: 3 (Halbjahresnote: 3 +)
Trainer
Patrick Glöckner: Der Trainer wollte im Winter neue Stürmer, hat diese erst spät bekommen und versucht, das System etwas auf die neuen Möglichkeiten abzustimmen. Das hat für Reibungsverluste gesorgt und unmittelbar nach der Winterpause auch Punkte gekostet. Das kann man dem Coach ankreiden, die beste Drittliga-Platzierung seit dem Aufstieg bleibt aber dennoch mit dem Namen Glöckner verbunden.
Ohne Wertung
Die von Glöckner gelegentlich kritisierte fehlende Tiefe im Kader hing auch damit zusammen, dass über ein halbes Dutzend Profis nur in die Kategorie Mitläufer fielen – teils aufgrund von langwierigen Verletzungsproblemen. In seinen zwei Jahren beim SVW kämpfte Mittelstürmer Anthony Roczen (zwei Kurzeinsätze) nur mit seinem Körper. Mittelfeld-Mann Onur Ünlücifci ging es in dieser Saison kaum anders – er spielte mehr in der Verbandsliga-Truppe als in der 3. Liga. Der erfahrene Mohamed Gouaida enttäuschte komplett und saß seinen Vertrag ab, Rechtsverteidiger Marcel Gottschling konnte bei seinen wenigen Einsätzen kein Drittligaformat nachweisen. Der junge Schienenspieler Emmanuel Leonce Kouaido verlässt den Waldhof genau wie Innenverteidiger Jan Just (nach Aalen). Lucien Hawryluk bleibt als Torwart an Bord.
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