Mannheim. Was für ein Nervenkitzel, was für ein Aufschrei, der weit über Neuostheim zu hören gewesen sein dürfte: Der SV Waldhof hat mit einem 5:3-Erfolg im Elfmeterschießen gegen den Zweitligisten Holstein Kiel die zweite Runde im DFB-Pokal erreicht. Umjubelter Spieler bei den Blau-Schwarzen war Fridolin Wagner, der den entscheidenden Strafstoß vor 13 137 begeisterten Zuschauern im Carl-Benz-Stadion unter die Latte setzte. Nun dürfen die Mannheimer gespannt dem 4. September entgegenblicken, wenn im ZDF live die zweite Runde des Pokalwettbewerbs ausgelost wird.
„Das war der schönste Sonntag meines Lebens“, legte sich Wagner unmittelbar nach seinem Schuss ins Glück fest und Trainer Christian Neidhart war naturgemäß ebenfalls bester Laune. „So stellt man sich den Pokal vor“, sagte der Coach. „Am Ende war es purer Wille und vielleicht auch das Quäntchen Glück, aber das hatten wir uns mit überragender Mentalität verdient.“
Die Partie begann bereits stimmungsvoll mit der Umbenennung der Ränge auf der Südseite des Stadions in Walter-Pradt-Tribüne, wobei der Fanblock in der Ostkurve mit ihrer Choreografie deutlich mehr Leidenschaft in die kleine Zeremonie legte, als es das offizielle Prozedere auf dem Rasen hergab: Die Konterfeis der Club-Legenden Otto-Siffling, Walter-Spagerer und Pradt prangten in Blau-Schwarz hinter dem Waldhof-Tor. Alle drei Namensgeber der Ost-, Haupt- und Südtribüne waren vereint.
Der vor acht Jahren verstorbene Ex-Profi, ehemalige Trainer und in vielen weiteren Funktionen für den SVW tätige Pradt hätte daran sicher seine Freude gehabt – wie auch an der Pokalpartie auf dem Rasen. Denn hier gab es kein großes Abwarten und schon nach zehn Minuten hätte sich kein Team beschweren können, wenn es hier schon 2:2 gestanden hätte.
Abgesehen von diesem Chancenfeuerwerk war klar ersichtlich, dass der gegenüber dem Drittliga-Auftakt gegen Viktoria Köln unveränderte Waldhof mit der Physis und dem hohen Pressing der Kieler jede Menge Arbeit haben würde. Der Zweitligist suchte dazu immer wieder seine Stürmer als Wandspieler. Bei den zurückprallenden Bällen bot der Waldhof zu viele Räume.
Seegerts Schrecksekunde
Nach einem ähnlich aufgebauten Spielzug musste Kapitän Marcel Seegert vor Julian Korb retten (14.), aber auch die Mannheimer blieben gefährlich, da die Kieler Richtung eigenem Strafraum relativ offen standen. Zwar stand Martinovic nach Taz’ Solo noch im Abseits (15.). Als Taz dann selbst heranrauschte, musste Kiel aber alles aufbringen, um nach Ekinciers Hereingabe Schlimmeres zu verhindern (25.).
Danach beruhigte sich die Partie etwas, um Richtung Halbzeitpause nochmals richtig Fahrt aufzunehmen. Ekincier zielte aber zu zentral auf Schreiber (42.), Martinovic zu hoch (45.). Auch die Schrecksekunde, als Seegert nach einer Rettungstat gegen Korb verletzt im eigenen Tor liegen blieb und behandelt werden musste, überstanden die Blau-Schwarzen. Der Kapitän biss auf die Zähne und humpelte zur Freude der Fans auf den Platz zurück.
„Cello“ führte den SVW auch aus der Kabine und der Abwehrchef geriet mit seinen Kollegen gleich unter Druck. Pichler zielte allerdings knapp links vorbei (48.). Nach einer kurzen Unterbrechung wegen Pyrotechnik im Waldhof-Block spielten beide Teams dann lange auf Augenhöhe. Ein Klassenunterschied war kaum noch zu erkennen. Das Momentum lag sogar zeitweise beim SVW. Gerrit Gohlkes vermeintliches 1:0 nach einer feinen Freistoß-Flanke von Taz wurde zwar wegen einer Abseitsstellung aberkannt (64.), aber erneut Taz bescherte Holstein-Keeper Schreiber nur drei Minuten später heiße Finger.
Danach wurde – auch aufgrund der äußeren Bedingungen und dem Kräfte zehrenden ersten Durchgang deutlich mehr taktiert. Richtung Ende der regulären Spielzeit lauerten beide Teams nun auf Fehler des Gegners und den „Lucky Punch“. Doch nach sechs Minuten Nachspiel zeit sollte die Verlängerung entscheiden, in der Gohlke im letzten Moment vor Kwasi Wriedt rettete (97.). Näher als in dieser Szene kam dann aber keine Mannschaft mehr dem erlösenden Treffer.
Deshalb musste der ultimative Nervenkitzel her, das Elfmeterschießen, bei dem Baxter Bahn, Alexander Rossipal und Stefano Russo kühl verwandelten, Kiel zog nach. Als dann Marvin Schulz den Ball über das Tor jagte, hob das Benz-Stadion erstmals ab. Sohm traf und vergoldete so diesen Vorteil. Und nachdem Wriedt die letzte Chance für die Kieler wahrte, war es am zur Halbzeit der Verlängerung eingewechselte Wagner, den Sack zuzumachen. Der 24-Jährige band mit dem 5:3 schließlich noch die Schleife drum: Der Waldhof war weiter.
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