Mannheim. Fangen wir doch einmal mit einer positiven Nachricht an, denn die waren rund um den SV Waldhof zuletzt ja rar gesät. Der Fanclub „Doppelpass“ gab am Freitag bekannt, der SVW-Jugend insgesamt 750 Trinkflaschen zu spenden. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr bei den Waldhöfer Talenten ist also künftig gesichert. Doch auch im Unterbau beobachtet man den Absturz der seit elf Pflichtspielen sieglosen Profi-Mannschaft mit großer Sorge. Manch frustrierter Fan versteigt sich mittlerweile schon zu der These, der SVW schicke in dieser Seuchensaison elf Flaschen auf die Plätze der 3. Liga.
Krise beim SV Waldhof: Allerletzte Chance für die Wende
Das ist natürlich boshaft und übertrieben, aber die Lage bei den Mannheimern ist neun Tage vor Weihnachten tatsächlich hochexplosiv. Der Heimspiel-Doppelpack gegen Erzgebirge Aue (Samstag, 14 Uhr) und 1860 München (Mittwoch, 19 Uhr) stellt für Trainer Rüdiger Rehm die wirklich allerletzte Chance dar, die seit Wochen versprochene Trendwende zu schaffen.
Soll der Rückstand auf den ersten Nichtabstiegsplatz – momentan vier Punkte auf den Halleschen FC, der auch noch ein Nachholspiel in petto hat –, nicht noch vor der Winterpause in beunruhigende Dimensionen steigen, sind vier, besser sechs Punkte Pflicht.
Hält die Negativserie hingegen an, dürften sowohl Rehm als auch der für die Kaderplanung zuständige Sportchef Tim Schork nicht mehr in ihren Positionen zu halten sein. Ansonsten müsste sich der SV Waldhof den Vorwurf gefallen lassen, ein von der Realität entkoppelter Verein zu sein, der einen Abstieg billigend in Kauf nimmt.
Waldhof-Trainer Rehm will Zuversicht wecken
Rehm kam am Freitag in der Pressekonferenz wieder einmal die undankbare Aufgabe zu, in all der grassierenden Untergangsstimmung um den SVW doch noch ein bisschen Zuversicht zu wecken. „Ich habe der Mannschaft gesagt: Jeder, der in diesem Raum sitzt und der Meinung ist, wir könnten Erzgebirge Aue nicht schlagen, soll bitte rausgehen“, berichtete der Trainer. Offenbar verließ nach dieser Aufforderung niemand die angesprochene Mannschaftssitzung, denn bis auf die angeschlagenen Jesaja Herrmann und möglicherweise Jan-Christoph Bartels (Leiste) sind laut Rehm am Samstag alle einsatzbereit. Baxter Bahn und Kelvin Arase kehren nach Gelbsperren zurück ins Team.
Nach der wieder mal ernüchternden 0:3-Niederlage im Rhein-Neckar-Duell beim SV Sandhausen ließ Rehm in der zurückliegenden Trainingswoche vor allem Torabschlüsse und offensive Abläufe trainieren. Bitter nötig bei nur 18 Toren in 18 Spielen.
Horrorserie des SV Waldhof muss gegen Aue und 1860 enden
Rehm sieht seine Mannschaft weiterhin jedoch nicht allzu weit entfernt vom ersehnten ersten Erfolgserlebnis seit Ende September. „Wir sind unfassbar enttäuscht von den Ergebnissen. Wir wissen, dass wir nicht alles falsch machen. Aber wir machen nicht genug richtig, um Spiele zu gewinnen“, sagte der 45-Jährige.
Seinem Team fehlten „die letzten fünf Prozent“, die in der 3. Liga den Ausschlag gäben, ob man ein Spiel gewinne oder verliere. Für das 1:1 im letzten Heimspiel gegen den FC Ingolstadt mag das gelten, in Sandhausen fehlte den Mannheimern aber eine weitaus höhere Prozentzahl, um für einen Punktgewinn oder mehr infrage zu kommen.
Insgeheim dürfte auch Rehm wissen, dass die Horrorserie gegen Aue und 1860 enden muss, will er seinen Job behalten. Wie soll ein Trainer, der dann 13 Spiele hintereinander nicht gewonnen hätte, in der Wintervorbereitung den Glauben an die Rettung vermitteln? „Es gibt kein Endspiel für mich persönlich, es geht immer nur darum, dass wir als Verein erfolgreich sind. Es geht nicht um Eitelkeiten oder Einzelpersonen, sondern darum, dass der SV Waldhof Mannheim gerade in einer sehr, sehr brenzligen Situation ist“, skizzierte Rehm seine Ausgangslage. Natürlich sei auch er nach Niederlagen „todtraurig, sehr frustriert und manchmal am Boden zerstört“.
Kaderplanung beim SV Waldhof Mannheim für Winter läuft
Diese Enttäuschung schüttele er jedoch schnell wieder ab. „Wenn ich am nächsten Morgen aufstehe, versuche ich, wieder die Welt einzureißen und alles für den Verein zu geben. Das kann die Mannschaft bezeugen. Ich bin nie beim Training aufgetaucht und hatte keinen Bock mehr“, sagte Rehm – und hob bei diesen Aussagen vernehmlich die Stimme. „Ich habe in meinem Leben schon viele Dinge erlebt, auch privat negative Sachen. Es ist einfach wichtig, positiv und optimistisch nach vorne zu schauen. Wer arbeiten kann, kann auch Dinge verändern. Die, die es nicht mehr können, haben ganz andere Probleme.“
Jetzt also der nächste Versuch, gegen Aue. Fragen zu einer möglichen Beurlaubung, wenn es weiter schiefgehen sollte, wich Rehm aus. Er sei bereits in „die Kaderplanung des Winters voll involviert. Klar ist, dass wir versuchen müssen, den Kader zu optimieren.“
Nach Angst vor einem zeitnahen Rauswurf hörten sich diese Sätze nicht an. Rehm bekundete im Gegenteil weiter den Glauben an die große Wende. „Wenn wir aus dieser Situation herauskommen, ist danach vieles möglich. Es gibt nichts Wichtigeres, als diese Situation zu meistern. Und zwar kurzfristig“, sagte er.
Zu den weniger werdenden unerschütterlichen Optimisten beim SVW gehört auch Vizepräsident Horst Seyfferle. Der hat ein paar Euro auf zwei Heimsiege gegen Aue und 1860 gewettet – den möglichen Gewinn will er der Waldhof-Jugend spenden. Vielleicht gibt es deshalb ja in den kommenden Tagen die nächste gute Nachricht für den blau-schwarzen Nachwuchs. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
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