Mannheim. Nach der Erfahrung aus der vergangenen Spielzeit hatte sich Marcel Seegert einfach eine ruhigere Saison mit Blick nach etwas weiter oben gewünscht, nun ging es im Abstiegsrennen sogar noch enger zu als 2023/2024. Entsprechend ist diese erneute Nervenprobe auch am Waldhof-Urgestein, das in dieser Spielzeit sein 300. Pflichtspiel für die Blau-Schwarzen absolvieren durfte, nicht spurlos vorbeigegangen. Im Gespräch mit dieser Redaktion blickt der 31-Jährige auf die abgelaufene Saison, die auch für ihn persönlich Höhen und Tiefen bereithielt.
Marcel, nach dieser erneuten Zitterpartie werden Sie wie Ihre Kollegen die entsprechende Entspannung nötig haben. Sind die Koffer bereits gepackt?
MarcelSeegert: Ich gehe jetzt natürlich auch mal ein paar Tage weg. Es geht nach Cancún in Mexiko. Aber nicht ganz so lange und dann versuche ich, mich direkt schon vor der Saison auf ein neues Level zu bringen, um wieder anzugreifen. Ich möchte ein bisschen was aufholen.
Wie fällt Ihre persönliche Bilanz aus? Zwischen einer Rolle als Stammkraft und einer Phase als Reservist war alles dabei.
Seegert: Die erste Hinserie war für mich in Ordnung, das zweite Halbjahr war dann auch mental nicht so einfach für mich. Mit Höhen und Tiefen – und im Endeffekt mehr Tiefen als Höhen. Aber es liegt auch an mir, das wieder zu ändern.
Ich glaube, das war jetzt zwei Mal ein deutlicher Fingerzeig, aus dem man seine Lehren ziehen muss.
Wie groß war die Erleichterung nach dem Abpfiff in Bielefeld?
Seegert: Einfach mega. Da fällt richtig viel von einem ab. Wir hatten uns in den Spielen davor eine super Ausgangsposition erarbeitet. Da können wir uns auf die Schulter klopfen, der ein oder andere war da sicher nicht mehr so optimistisch. Auch zurecht, weil Ergebnisse und Leistungen zuvor nicht so gut waren. Umso größer war die Erleichterung, dass jetzt alles gut gegangen ist und wir über dem Strich geblieben sind.
Das dürfte aber nicht den Eindruck der gesamten Saison verwischen, oder?
Seegert: Nein, auf keinen Fall. Im Endeffekt haben wir uns jetzt zwei Mal mit allem, was wir haben, gegen den Abstieg gestemmt. Das kann es ja nicht sein.
Was muss sich beim Waldhof ändern, damit sich solche Spielzeiten nicht wiederholen?
Seegert: Das ist immer ein Zusammenspiel aus mehreren Faktoren. Einerseits Kontinuität, andererseits muss man auf der sportlichen Seite vielleicht nochmal nachlegen. Es wäre auf jeden Fall wünschenswert, mit Ruhe im Verein, im Management und auf der Trainerposition eine Linie reinzubekommen. Man hat jetzt ja auch in Bielefeld gesehen: Im vergangenen Jahr haben sie fast ein halbes Jahr „Kniat raus“ gerufen und mussten lange kämpfen. Jetzt sind sie Meister geworden und wurden belohnt.
Wie optimistisch sind Sie da, dass es in diese Richtung jetzt mal besser wird?
Seegert: Ich glaube, das war jetzt zwei Mal ein deutlicher Fingerzeig, aus dem man seine Lehren ziehen muss. Wir haben zu Beginn in der 3. Liga ja immer oben mitgespielt. Dann sind einige Leistungsträger weggebrochen. Ob das ein Jesper Verlaat war, ein Stefano Russo oder ein Marcel Costly, Anton Donkor oder Dominik Martinovic. Das sind alles Spieler, die meines Wissens auch gerne geblieben wären. Waldhof ist schließlich noch immer eine tolle Adresse, da kann man echt etwas draus basteln. Viele Spieler sind fasziniert von diesem Verein, auch wenn sie nicht von hier kommen. Aber Kontinuität ist für mich das A und O.
Welche Rolle hat der neue Trainer Dominik Glawogger gespielt? Ist das jemand, mit dem sich die Mannschaft vorstellen könnte, weiterzumachen?
Seegert: Ja, auf jeden Fall. Erstens hat er eine tolle Kommunikation und versucht, jeden Spieler mitzunehmen. Das ist die ganze Saison, aber gerade im Abstiegskampf unheimlich wichtig. Da brauchst du schließlich nicht nur deine ersten elf, zwölf, sondern wirklich jeden. Auch das Akribische in der Taktik war richtig gut – auch mal andere Systeme einzustudieren, variabel zu sein. Warum sollte man ihm nicht diese Chance geben? Aber ich kann jetzt nicht sagen, was ohne Trainerwechsel passiert wäre, sondern nur das beurteilen, wie es gelaufen ist. Und das war hintenraus richtig gut.
Wie ist Glawogger das als Person angegangen? Seegert: Er ist einfach mit viel Positivität, Energie und Esprit vorangegangen und hat versucht, uns damit anzustecken. Damit hat er uns auch den Glauben zurückgegeben, indem er gesagt hat, wie stark jeder Einzelne ist und dass man sich immer vor Augen führen muss, was man alles kann.
Wenn Sie einen Wunsch für die nächste Saison frei hätten, wie würde der lauten?
Seegert: Ich wünsche mir einfach mal eine Saison, in der wir nach oben schauen und nicht die ganze Zeit hintenraus rudern müssen und dabei jedem Waldhöfer das Herz in die Hose rutscht.
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