Bielefeld. Martin Kobylanski hatte schon ein paar Möbel in sein Auto gepackt. Nach dem Zwischenstopp Bielefeld, wo der SV Waldhof trotz einer 0:1-Niederlage am Samstag den Klassenerhalt in der 3. Liga schaffte, ging es für den offensiven Mittelfeldspieler weiter nach Bremen, wo seine Familie lebt. In den nächsten Tagen räumt der 31-Jährige seine Wohnung in Mannheim, Kobylanski wird den Verein nach anderthalb Jahren verlassen.
Der SVW hat nach einer chaotischen Saison am letzten Spieltag den Kopf noch einmal aus der Schlinge gezogen. Jetzt geht es an die interne Aufarbeitung. Was sind die Konsequenzen aus dem Absturz, der die Mannheimer in der zweiten Saison in Folge ganz nah an den sportlichen Abgrund geführt hat?
In den riesigen Katakomben der Bielefelder Arena, einer Mixed Zone in der Größe einer Tiefgarage, ließ sich Sportgeschäftsführer Gerhard Zuber nicht allzu tief in die Karten schauen, was die Planungen für die neue Saison betrifft. „Es gibt viel nachzuarbeiten, jetzt kommt die Analyse und die Kaderplanung“, sagte Zuber.
Klar ist bisher nur, dass Trainer Dominik Glawogger, der bei Zweitliga-Absteiger Jahn Regensburg ab 1. Juli einen Vertrag als U-19-Coach besitzt, in Mannheim bleiben soll. Aber wie groß fällt der Umbau im Kader an? „Das werden wir analysieren. Ich kann nur sagen, dass die Jungs, die da sind, alles reingeworfen haben. Sie sind charakterlich wirklich einwandfrei. Die Mannschaft hat Gas gegeben und einen guten Spirit entwickelt“, sagte Zuber – und lobte noch einmal die Arbeit von Glawoggers Vorgänger. „Die Jungs waren auf einem guten Fitnesslevel. Deshalb noch einmal explizit der Dank an Bernhard Trares, der das richtig gut gemacht hat. Das war schon der Grundstein, um drin zu bleiben“, sagte der 49-Jährige.
15 Verträge gelten beim SV Waldhof auch für die kommende Spielzeit
15 Profis haben einen Vertrag für die kommende Saison. Von denen, die zuletzt zum Stammpersonal zählten, muss mit Lukas Klünter, Torhüter Jan-Christoph Bartels, Julian Rieckmann oder Tim Sechelmann neu verhandelt werden. Bei Klünter, in dieser Saison einer der besten Abwehrspieler der 3. Liga, stehen die Zeichen eher auf Abschied. Der Rheinländer hat durch seine starken Leistungen Begehrlichkeiten bei anderen Vereinen geweckt. Der ausgeliehene Henning Matriciani geht wohl noch Schalke zurück, beim aus Bielefeld ausgeliehenen Stürmer Andre Becker ist die Zukunft trotz eines laufenden Vertrags beim Zweitliga-Aufsteiger offen. Profis wie Kobylanski, Kelvin Arase oder Adrian Fein, deren Verträge auslaufen, haben am Alsenweg keine Zukunft mehr.
Die „Benchmark“, für die kommende Saison, so Zuber, seien die guten Auftritte im Saisonfinale gegen die Top-Teams Cottbus (4:2), Dresden (1:0) und Bielefeld (0:1). „Daran müssen wir anschließen“, sagte Zuber. Das Anforderungsprofil bei Neuzugängen liege in der „Dynamik im Spiel“, beim Thema Schnelligkeit und „der Bereitschaft, gegen den Ball zu arbeiten“. Im zentralen Mittelfeld und auf den offensiven Außenbahnen wies das Waldhof-Spiel über die komplette Saison hinweg Defizite in den Bereichen Tempo und Torgefahr auf. Mit 43 Toren stellen die Mannheimer die zweitschlechteste Offensive der 3. Liga.
Wie viel Geld stellt Präsident und Mäzen Bernd Beetz zur Verfügung?
„Es ist kein Hexenwerk, aber wir müssen schauen, dass wir eine gute Mannschaft zusammenbauen, um ein stabiles nächstes Jahr zu spielen“, sagte Zuber. Es soll nach zwei Spielzeiten im Abstiegskampf ein Aufwärtstrend eingeleitet werden. Der sich dann auch in der Tabelle widerspiegelt.
Für den anstehenden Kaderumbau wird der Sportgeschäftsführer aber auch Geld benötigen, das beim SV Waldhof bekanntlich primär Präsident Bernd Beetz stellt. „Wir werden uns zusammensetzen und sehen, was möglich ist“, sagte Zuber zum Etat der dann siebten Mannheimer Drittliga-Saison.
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